"Uli Hoeneß, nach einer guten ersten Halbzeit mit einigen ungenutzten Chancen hat Bayern München bei Borussia Dortmund letztlich verdient verloren. Wie bewerten Sie die Leistung?"
Hoeneß: "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr ordentlich gespielt, sicher. Aber dass wir die guten Chancen nicht verwerten, reicht mir als Erklärung nicht mehr aus. Wir gewinnen zu wenig Zweikämpfe. Wir dürfen uns nicht mehr in die Tasche lügen."
"Betrifft das vor allem die Nationalspieler, die immer wieder die hohen Belastungen der Vorsaison als Erklärung für die Misere anführen?"
"Einige kommen nach der tollen Vorsaison und der WM mit der Höhenluft nicht zurecht. Es ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, dass wir den Mantel der Nächstenliebe weglegen und die Dinge deutlich ansprechen. Sonst gibt es ein böses Erwachen."
"Wie sehr wurmt Sie denn die Tatsache, dass die Mannschaft nach dem 0:1 nichts mehr zuzulegen hatte?"
"Wir haben am Dienstag in Basel gespielt, Dortmund am Donnerstag gegen Sevilla. Ich habe mir gedacht: Eigentlich müssten die in der zweiten Halbzeit einbrechen. Aber was passiert? Wir waren es, die am Ende nichts mehr drauf hatten."
"Als weitere Erklärung für die spielerische Not wird auch das Fehlen von Arjen Robben und Franck Ribéry immer wieder angeführt - auch von Ihnen?"
"Dass sie fehlen, ist eine Erklärung. Diese spielerische Substanz kann man nicht auffangen. Aber es muss Schluss sein damit, ständig zu trauern und den beiden nachzujammern. Da müssen eben auch mal andere in die Bresche springen." "Die Lage in der Bundesliga ist für Bayern-Verhältnisse schon fast dramatisch..."
"Acht Punkte nach sieben Spielen: Das kann nicht sein! Mainz hat 13 Punkte Vorsprung, das ist für den FC Bayern der Super-GAU! Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals nach nur einem Viertel der Saison so viele Punkte Rückstand hatten."
"In der Champions League sieht es nach zwei Siegen in zwei Spielen freundlicher aus. Ein Lichtblick?"
"Die Erfolge in der Champions League sind schön und gut, aber mit der Gesamtsituation kann man nicht zufrieden sein. Wir müssen uns selbst zurufen: 'Hallo wach!' Wir müssen jetzt aufhören, ständig mit guter Laune und pfeifend herumzulaufen. Schluss damit!"