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Studie: Böse Schalker
"Wer zu nett ist, der steigt ab"

Neue Studie: Wer zu nett ist, der steigt ab
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Gute Nachricht für alle Treter, Klopper und Fußballrüpel: Wer zu selten foult, steigt ab. Das ist jetzt sogar statistisch und wissenschaftlich erwiesen.

Im Abstiegskampf ist kein Platz für Nettigkeiten: "Statistisch zeigt es sich: Wer zu lieb ist, der steigt ab", sagt Stephan Nopp, Leiter der Scouting-Abteilung der Deutschen Sporthochschule in Köln. Seine Zahlen zeigen: Hertha BSC Berlin ist auch deshalb nur noch zweitklassig, weil die Hauptstädter in der vergangenen Saison der Fußball-Bundesliga mit Abstand die wenigsten Fouls begangen hat. Wenn am Freitag die neue Spielzeit startet, sollten die gefährdeten Mannschaften also gewarnt sein.

Nopps Teams aus gut 120 Studenten hat die kompletten 306 Spiele der abgelaufenen Saison unter die Lupe genommen und ist dabei weit in die statistischen Tiefen des Fußballs abgetaucht. Abseits der üblichen Werte wie Ballbesitz oder Schüsse aufs Tor lassen sich in einer aufwendigen Video-Analyse (8 bis 10 Stunden pro Spiel) deutlich mehr Rückschlüsse auf Stärken und Schwächen der Teams ziehen.

So ist Vizemeister Schalke 04 mit großem Abstand Spitzenreiter unter den bösen Buben der Liga. Bei den Königsblauen scheint das Foul Konzept zu sein. Denn dank Nationaltorhüter Manuel Neuer und einer starken Innenverteidigung kassierte die Mannschaft von Trainer Felix Magath durch die anschließenden Standardsituationen gegen sich die zweitwenigsten Gegentore.

Mit den Zahlen aus Nopps Datenbank lassen sich klare Tendenzen im System der einzelnen Teams ablesen. "Wir verfolgen in erster Linie den Weg des Balles. Daran erkennt man deutlich die Handschrift eines Trainers. Wie viele lange Bälle werden gespielt, wie oft kommt eine Mannschaft über die Außen, wie oft im Strafraum zum Abschluss", äußert der 30-Jährige, dessen Team auch seit einigen Jahren für die deutsche Nationalmannschaft arbeitet und Chefscout Urs Siegenthaler mit den Rezepten für Siege gegen England oder Argentinien füttert.

Wenig überraschend befindet sich der deutsche Meister Bayern München in vielen Auswertungen in der Spitzengruppe. Aber auch der Double-Gewinner hat seine Schwachstellen. Bei eigenen Ballverlusten und schnellen Pässen in die Tiefe ist die Münchner Deckung sehr anfällig für Gegentore. "Bayern hat viel Ballbesitz und steht sehr hoch in der Hälfte des Gegners. Ähnlich wie Bremen. Wenn der Gegner nach einer Balleroberung schnell tief spielt, ergeben sich zwangsläufig sehr gute Chancen", sagt Nopp.

Immer wichtiger werden auch die sogenannten "zweiten Bälle". Fast 30 Prozent aller Tore der vergangenen Saison (248 von 864) fielen innerhalb der nächsten fünf Aktionen nach dem Gewinn eines Rebounds. Hier ist Bayern wieder spitze. Kein anderes Team münzt die kurzzeitige Unordnung des Gegners nach einem gewonnenen zweiten Ball so konsequent in Tore um. Nopp: "Da spielt natürlich auch immer die individuelle Klasse der Spieler eine Rolle."

Real Madrid hat sich jetzt Bremens Nationalspieler Mesut Özil geangelt, weil der 21-Jährige nicht nur schön spielt, sondern auch gnadenlos effektiv ist. Zu 13 direkten Torvorlagen in der vergangenen Bundesliga-Saison kamen noch neun Pässe, die zwei Aktionen später zu einem Bremer Treffer führten. Zudem braucht Özil die wenigsten Aktionen aller Spieler aus dem Spiel in den Strafraum, um an einem Tor direkt beteiligt zu sein.

"Wir werden mit unseren Zahlen nie das Spiel berechnen können. Das ist auch gut so, denn das Unerwartete macht ja auch den Reiz des Fußballs aus. Aber ein bisschen mehr Analyse kann keiner Mannschaft schaden", sagte Nopp. Vor allem dann nicht, wenn sie über Klassenerhalt oder Abstieg entscheidet.

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