Der neue Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel fordert als Konsequenz aus den Vorkommnissen bei der WM hartes Durchgreifen bei groben Fouls. "Es gab bei der WM heftige Tritte mit offener Sohle, die nicht entsprechend geahndet wurden. Das waren für mich klare Rote Karten. So hätte es beim Spiel Elfenbeinküste gegen Portugal zweimal Rot geben müssen", sagte der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der die Referees der 1. und 2. Liga von Donnerstag bis Sonntag zum jährlichen Vorbereitungslehrgang in Altensteig-Wart im Schwarzwald versammelt hat.
"Unser Ziel ist es, einen Lehrgang aufzubauen, der fachlich hochprofessionell ist und inhaltlich hohen Ansprüchen gerecht wird", sagte Fandel. Zu diesem Zweck wird FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) seine WM-Eindrücke schildern. Zudem werden DFB-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich und der neue Lehrwart Lutz Wagner verschiedene Szenen der vergangenen Bundesliga-Saison analysieren und mit Spielsituationen während der WM vergleichen.
Diese Vergleiche sollen allerdings nicht dazu führen, dass die Schiedsrichter in der kommenden Spielzeit häufiger die Rote Karte ziehen. "Ich habe nichts gegen hart Zweikämpfe, wenn es um den Ball geht", sagte Fandel dem Kicker. Der 46-Jährige hält nichts von einer allzu strengen Regelauslegung, wie sie der Spanier Alberto Undiano Mallenco im WM-Spiel zwischen Deutschland und Serbien (0:1) an den Tag gelegt hat. "Es gibt für einen Schiedsrichter andere Mittel, ein Spiel in der Balance zu halten, als ständig die Gelbe Karte zu zeigen", sagte Fandel, der selbst zur Körpersprache der Schiedsrichter sowie deren Außenwirkung auf Spieler und Publikum referieren wird. Der Schiedsrichter-Beauftragte des Deutschen Fußball Liga (DFL), Hellmut Krug, wird eine Arbeitsgruppe zum Thema Teamarbeit und Headset leiten.
Ernst wird es für die Schiedsrichter am Freitagvormittag beim Leistungstest. Am Samstag steht ein Regeltest auf dem Programm.