Nach wochenlangem Zick-Zack-Kurs verlängerte Rangnick seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2012. Der 51-Jährige beendete damit die Spekulationen über einen Abschied und ist nach der Erfüllung seiner Forderungen endgültig der starke Mann im Kraichgau.
"Nach langen und intensiven Gesprächen mit Dietmar Hopp habe ich mich zur Verlängerung entschieden, weil wir unser im Jahr 2006 gemeinsam gestartetes Projekt fortführen möchten", sagte Rangnick. Entscheidend dabei sei, dass man in Zukunft wieder verstärkt die Philosophie, auf überwiegend junge, talentierte und deutsche Spieler zu bauen, umsetzen wolle, sagte Rangnick, der damit aus dem Machtkampf mit Mäzen Hopp als Sieger hervorging.
Indiz dafür: Als Manager wird dem Coach der bislang eher unbekannte Ernst Tanner zur Seite gestellt. Der Chef-Jugendkoordinator, den Rangnick vor einem Jahr von 1860 München nach Hoffenheim geholt hatte, tritt die Nachfolge des auf eigenen Wunsch abgewanderten Managers Jan Schindelmeiser an. Zwischen Rangnick und Schindelmeiser hatte das Kompetenzgerangel in der zurückliegenden Runde zu atmosphärischen Störungen geführt.
Damit rückte Milliardär Hopp im letzten Moment von seinem Vorhaben ab, neben Rangnick einen starken sportlichen Leiter zu installieren. Im Gespräch für die Schindelmeiser-Nachfolge waren unter anderem der frühere Bundesliga-Profi und -Trainer Thomas von Heesen, Dietmar Beiersdorfer (Sportchef bei Red Bull Salzburg), Ex-Nationalspieler Karlheinz Förster sowie Stefan Studer gewesen.
Davon wollte Hopp am Vatertag nichts mehr wissen und übte demonstrativ den Schulterschluss mit Rangnick. "Gerade in unseren letzten Gesprächen habe ich verstanden, warum Ralf so lange gezögert hat. Es ging nicht um Wechselabsichten, sondern um Harmonie und Einigkeit. Und da liegen wir auf einer Wellenlänge", sagte Hopp.
Rangnick, der immer wieder mit dem VfL Wolfsburg in Verbindung gebracht wurde, hatte seine Zukunft nach dem letzten Bundesliga-Spieltag offen gelassen und sogar eine Auszeit nicht ausgeschlossen.
Hopp machte allerdings auch klar, dass der von einigen als "Retorten-Klub" verspottete Tabellen-Elfte nach einer Saison voller Pleiten, Pech und Pannen im Wandel begriffen ist. "Wir stehen vor einem massiven Umbruch. Aber wir gehen nicht unter" sagte der 70-Jährige, der in der kommenden Runde den "achten oder neunten" Tabellenplatz als Ziel anvisiert.
Teil der Umstruktierung ist neben dem verstärkten Einbau junger deutscher Spieler ins Bundesliga-Team die Einsetzung eines Beirats mit Vertrauten des Mäzens. Darin werden neben ihm selbst auch sein Sohn Daniel Hopp sowie Steuerberater Berthold Wipfler, SAP-Vorstand Gerd Oswald und Klubchef Peter Hofmann sitzen.
Das Gremium soll sich einmal im Monat zu einem Meinungsaustausch mit Rangnick treffen. "Wir wollen uns künftig rechtzeitig informieren. In der Vergangenheit haben wir einige Dinge zu spät erfahren. Zum Beispiel die atmosphärischen Störungen zwischen Schindelmeiser und Rangnick", sagte Hopp.
Rangnick ist seit Juni 2006 Trainer bei 1899 Hoffenheim und hat den Klub auf dem direkten Weg von der Regionalliga in die Bundesliga geführt. Nach einer starken ersten Saison in den Eliteliga und dem Gewinn der Herbstmeisterschaft 2008 rutschte das Team um den brasilianischen Nationalspieler Carlos Eduardo in der zurückliegenden Spielzeit in die Krise.
In der Rückrunde holte Hoffenheim aus 17 Spielen nur 17 Punkte und gewann nur vier Partien (acht Niederlagen). Rangnick mahnte mit Blick auf die neue Spielzeit: "Es tut uns allen gut, wenn wir zur Bescheidenheit zurückkehren und uns klar machen, wo wir eigentlich herkommen."