Für die bevorstehende Verleihung des Laureus World Sports Awards, dem sogenannten Sport-Oscar, wurde der deutsche Fußball-Meister als einer von sechs Kandidaten in der Rubrik "Durchbruch des Jahres" nominiert.
Doch der unerwartete Triumph aus dem Mai 2009, der dem zugrunde liegt, scheint eher wie ein Fluch auf den Niedersachsen zu lasten. Die Erfolgsspur der vergangenen Saison hat in eine Sackgasse geführt. Nach dem Absturz in der Bundesliga, dem Rauswurf von Trainer Armin Veh und zunehmenden Problemfällen in der Mannschaft ist vom Glanz des Titelgewinns nicht viel geblieben. "Die überraschende Meisterschaft hat sicher ihre Auswirkungen auf die derzeitige Situation gehabt. Was in der letzten Saison fast wie von selbst gelaufen ist, hat sich nun scheinbar gegen die Mannschaft gewandt", sagt Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß.
Hadert mit dem Meister-Schicksal: Dieter Hoeneß. (Foto: firo)
Vor dem Spiel beim ungeschlagenen Tabellenführer Bayer Leverkusen am Samstag will der neue starke Mann des VfL von hochtrabenden Zielen denn auch nichts wissen. "Wir brauchen derzeit nicht groß über Saisonziele zu reden, sondern sollten erst einmal sehen, dass die Mannschaft ihre Stabilität wiedergewinnt", erklärt der 57-Jährige. Angesichts der Misserfolge dieser Saison hat Hoeneß eine "Verunsicherung im Team" festgestellt, für die er aber Verständnis hat: "Es ist nicht leicht, mit den Begleiterscheinungen eines solchen Erfolgs fertig zu werden."
Trainer Lorenz-Günther Köstner, der von Hoeneß unlängst eine Jobgarantie bis zum Saisonende erhalten hat, fordert dennoch ein selbstbewusstes Auftreten seiner Spieler und geht mit gutem Beispiel voran: "Eigentlich dürfte es keine Überraschung sein, wenn der amtierende deutsche Meister in Leverkusen gewinnt. Natürlich traut man unserer Mannschaft momentan wenig zu. Aber es ist unsere verdammte Pflicht zu sagen, dass man da etwas erreichen kann", so der 58-Jährige.
Dabei spricht zunächst scheinbar alles gegen die "Wölfe": Während Leverkusen als einzige Mannschaft in dieser Saison noch ungeschlagen ist, warten die Wolfsburger seit dem 7. November (2:1 in Hoffenheim) auf ein Erfolgserlebnis. Neun sieglose Bundesliga- und gar elf Pflichtspiele dauert die Durststrecke des VfL bereits an. Zudem konnte der Klub seit dem Bundesligaaufstieg 1997 noch nie in Leverkusen gewinnen. Da macht sich auch Köstner nichts vor: "Bayer spielt einen sehr, sehr starken Fußball. Die Tabelle spricht für sich."
Und doch hat der Coach persönlich nicht die schlechtesten Erinnerungen an den Werks-Klub aus dem Rheinland. Schließlich bescherte ausgerechnet Köstner den Leverkusenern die größte Enttäuschung ihrer Vereinsgeschichte, als er ihnen mit der SpVgg Unterhaching am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 die sicher geglaubte Meisterschaft zu Gunsten des FC Bayern verdarb. Nun könnte er Bayer immerhin eine neue Rekordserie von 22 Spiele in Folge ohne Niederlage vermiesen - und den Bayern den Weg an die Tabellenspitze ebnen.