Friedhelm Funkel kriegt in der Fußball-Bundesliga die harte Nuss Hertha BSC Berlin nicht geknackt und muss stattdessen seit Wochen mit Durchhalteparolen von den trüben Aussichten für den Erstliga-Fußball in Berlin ablenken. "Wenn wir in der Rückrunde 28 Punkte holen, könnte das reichen", lautete die jüngste Verheißung Funkels. Allerdings fragt man sich, wie die Mannschaft 28 Punkte einfahren will, wenn sie nach 15 Spielen gerade mal auf fünf Zähler kam. Auch die versprochenen Neuzugänge zur Winterpause dürften wenig Anlass zu neuen Hoffnungen geben. Hochkaräter werden angesichts der schlechten Tabellenposition und angespannten Finanzlage nicht nach Berlin kommen.
Galt bislang der geschasste Trainer Lucien Favre als Sündenbock für die Talfahrt seit dem Sommer, muss sich nun auch Funkel mehr und mehr in die Verantwortung nehmen lassen. Bis zum Heimspiel gegen Leverkusen am Freitagabend brachte es die Mannschaft in der Liga unter dem früheren Profi in acht Partien auf sechs Niederlagen und zwei Unentschieden.
Die Lage ist fatal: Noch nie hat ein Klub mit so wenig Punkten am Ende der Hinrunde den Klassenerhalt geschafft. Immerhin muss man Funkel zugute halten, dass er mit der "Alten Dame" in der Europa League Siege gegen den SC Heerenveen und FK Ventspils eingefahren hat und die K.o.-Runde noch erreichen kann.
Doch im Kerngeschäft Bundesliga hat sein Team versagt. Kein Wunder, dass der 56. Geburtstag am Donnerstag für den gebürtigen Neusser, der in seiner 18-Jährigen Trainertätigkeit einen Tiefpunkt durchlebt, nicht zum großen Jubelfest wurde. Bislang konnte Funkel der Mannschaft seinen Stempel nicht aufdrücken. Im Spiel ist keine Struktur auszumachen, die jungen und neuen Spielen als Orientierung dienen kann. Akteure wie Maximilian Nicu und Cicero laufen ihrer Form aus der Vorsaison hinterher. Die Abwehr gleicht auch mit Nationalspieler Arne Friedrich einem Torso, im Sturm spricht die Ladehemmung von Artur Wichniarek Bände.
Unglücklicherweise hat sich Funkel auch noch auf einen Streit mit Mittelfeldspieler Gojko Kacar eingelassen. Der Serbe, für den der VfB Stuttgart angeblich schon eine zweistellige Millionensumme als Ablöse zahlen wollte, gehörte zuletzt nicht mehr zur Startelf. Es sei enttäuscht, äußerte der 22-Jährige trotzig. Doch Funkel blieb hart und liefert sich seither einen Kleinkrieg mit dem torgefährlichen Mittelfeldspieler.
Beeindruckend konnte Funkel zuletzt vor allen Dingen mit der Fähigkeit, nach immer neuen Niederlagen auch immer neue Konsequenzen anzudrohen. Mal wollte er Spieler aussortieren, dann drohte er an, das Training zu intensivieren oder freie Tage zu streichen. Genutzt haben die Maßnahmen bislang herzlich wenig. Hertha blieb auch unter Funkel in der Klemme und wird dem Abstieg kaum mehr entgehen.