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Koch fordert schnelle Akteneinsicht

Wettskandal: Koch fordert schnelle Akteneinsicht
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Der Vizepräsident des DFB, Rainer Koch, hat von der Bochumer Staatsanwaltschaft eine zeitnahe Akteneinsicht zu den Ermittlungen im Wettskandal gefordert.

Der ehemalige Vorsitzende des DFB-Sportgerichts äußert im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) die Befürchtung, dass die Vorgehensweise der ermittelnden Staatsanwaltschaft einer lückenlosen Aufklärung seitens des Verbandes im Wege stehen könnte.

Rainer Koch, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) tappen im neuen Wettskandal noch im Dunkeln. Vermissen Sie vor dem Hintergrund, dass dem DFB erst kurz vor Weihnachten Akteneinsicht gewährt werden soll, eine produktive Zusammenarbeit mit der ermittelnden Bochumer Staatsanwaltschaft?

Es ist absolut schädlich, wenn wir es nicht schaffen, möglichst schnell Klarheit zu bekommen. Je länger wir hingehalten werden, desto schwieriger wird der Vorgang und desto größer der drohende Schaden. Und ich habe ehrlich gesagt ein wenig Bedenken, dass der ganze Vorgang ausgeht wie das bekannte Hornberger Schießen, wenn die Staatsanwaltschaft die Überlassung von Informationen und vor allem die Akteneinsicht weiter herauszögert.

Warum müssen DFL und DFB von der Staatsanwaltschaft eingeweiht werden?

DFB und DFL müssen im Interesse von Millionen Fußballfans und der Integrität unserer Wettbewerbe möglichst schnell wissen, ob Partien der laufenden Saison manipuliert worden sind, um sportgerichtlich tätig werden und den Schaden beheben zu können. Es erfüllt uns deshalb ein wenig mit Sorge, dass der komplette Vorgang beispielsweise offensichtlich nur von einem einzigen - zugegebener Maßen sehr engagierten - Staatsanwalt behandelt wird, der zeitgleich darüber hinaus noch andere Verfahren zu betreuen hat. Für den Fußball wäre es misslich, wenn einige Ermittlungsverfahren als "geringfügige Fälle" eingestuft und in beschleunigten Verfahren abgeschlossen würden, ohne dass die tatsächliche Manipulation von Spielen konkret aufgeklärt worden ist.

Aber der DFB ist auf die ermittelnden Behörden angewiesen...

Der DFB kann weder Telefone abhören, noch Wohnungen durchsuchen oder Verdächtige festnehmen. Wir brauchen deshalb die Unterstützung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Wir hoffen daher, dass die Staatsanwaltschaft Bochum unser Anliegen erkennt und wir nicht erst Ende des Jahres Einsicht in die Akten bekommen. Wir stehen bereits in der Mitte der Spielzeit und dürfen bei der Aufklärung von konkreten Spielmanipulationen, was die Strafverfolger erfahrungsgemäß weniger interessiert, keine Zeit verlieren. Eines ist sicher: Nur gemeinsam können wir den Sumpf im Ganzen trocken legen, es geht um Wettbetrug und um Manipulation des Wettbewerbs.

Am Mittwoch müssen Vertreter von DFB, DFL und FIFA beim Sportausschuss des Bundestages zum Rapport. In der Vergangenheit, beispielsweise bei der Vergabe der TV-Rechte, haben sich Vertreter des Fußballs bei der Politik bereits heiße Ohren abgeholt. Was erwarten Sie von der Sitzung?

Als Rapport verstehen wir die Einladung nach Berlin ganz und gar nicht. Ich denke, es ist legitim, dass Frau Freitag und der Sportausschuss direkt von uns Informationen zu den Vorgängen haben möchten. Deshalb werden wir ausführlich über den aktuellen Sachstand berichten. Sicherlich wird auch das Glückspielmonopol in Deutschland zur Sprache kommen. Zudem erhoffen wir uns, dass der Sportausschuss versteht, dass dem DFB und dem Fußball in Deutschland ganz und gar nicht damit geholfen ist, wenn wir erst - wie von der Staatsanwaltschaft in Bochum angedeutet - Ende des Jahres Einsicht in die Ermittlungsakten bekommen.

Laut Angaben seines Anwalts hat der Spieler Marcel Schuon bereits vor der Staatsanwaltschaft Bochum ausgesagt. Wann wird der Kontrollausschuss des DFB in dieser Sache aktiv?

Eine erste Befragung ist bereits am Sonntag direkt im Anschluss an die Befragung des Spielers durch die Staatsanwaltschaft erfolgt. Zu den Inhalten kann ich allerdings verständlicherweise noch keine Angaben machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Der DFB hat seine Statuten nach dem Skandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer im Jahr 2005 geändert. Demnach können nach einer bereits abgelaufenen Saison manipulierte Spiele nicht mehr wiederholt werden, obwohl möglicherweise Mannschaften zu Unrecht abgestiegen sind. Wie bewerten Sie diese Regelung?

Es gibt keine Alternative. Denn wenn man in so einer Situation einem Klub hilft, schadet man einem anderen, der noch weniger mit der Sache zu tun hat. Nehmen wir das in der ARD-Sendung Fakt gebrachte Beispiel des angeblich 2007 wegen Manipulationen abgestiegenen Zweitligisten. Wenn wir drei Jahre später anfangen zu versuchen, dem betroffenen Verein gerecht zu werden, dann sind zig andere Vereine ebenfalls mittelbar davon betroffen. Der eingetretene Schaden ist irreparabel.

Dass heißt auch, dass keine Schadenersatzforderungen seitens der Vereine nach Abschluss einer Saison möglich sind, oder?

Richtig. Gegen die Verbände bestehen keine Ansprüche, da diese selbst Opfer sind und sie kein Verschulden trifft. Der DFB ist im übrigen Vorreiter in Europa, der seine Statuten - als Lehre aus den Hoyzer-Manipulationen - unter anderem auch deshalb geändert hat. Man stelle sich vor, ein Verein, der an Manipulationen mitgewirkt hat, qualifiziert sich für die Champions League. Und ein anderer Klub dafür nicht. Da könnten dann ganz schnell Schadensersatzforderungen des benachteiligten Vereins in Millionenhöhe entstehen, für die aber nur die Schuldigen und nicht der DFB oder die DFL die Haftung zu übernehmen haben.

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