Immerhin, es gibt noch gute Nachrichten: Am 24. November (19.30 Uhr) wird Frank Goosen mit seinem Programm „Weil Samstag ist“ im Parkhaus Meiderich gastieren.„Für ein paar Vollkorn-Brötchen, Kaffee und Wasser“, wie Kai Räker von Eicken, vom Duisburger Fanprojekt versichert. Denn die Einnahmen der Veranstaltung werden komplett dem „FP“ zukommen.
Und Hilfe hat dieses auch bitter nötig. Denn weil der MSV Duisburg nun schon im zweiten Jahr in Folge nur noch in der zweiten Liga kickt, muss das örtliche Fanprojekt künftig mit erheblich gekürzten Mitteln auskommen. Anstatt wie bisher 47.500 Euro, werden der Deutsche Fußball Bund und die Deutsche Fußball-Liga, das Land NRW sowie die Stadt Duisburg, die das Projekt jeweils zu einem Drittel finanzieren, künftig nur noch je 32.500 Euro pro Jahr an das Projekt überweisen. Für Kai Räker von Eicken ein absolutes Ärgernis. „Diese ligaabhängige Finanzierung muss abgeschafft werden“, fordert er. Zumal diese nur noch in Nordrhein-Westfalen gelte: „In allen anderen Bundesländern gehört diese Regelung bereits der Vergangenheit an.“ Und zwar mit Recht - denn Räker von Eicken weiß: „Der MSV hat ja nicht weniger Fans, nur weil er jetzt in der zweiten Liga spielt.“
Durch die geringeren Mittel steht das Fanprojekt, in Duisburg Meiderich unweit des MSV-Vereinsgeländes gelegen, aber erst einmal vor einer ungewissen Zukunft. „Derzeit sind wir zwei hauptamtliche Mitarbeiter und beschäftigen zusätzlich eine Honorarkraft“, erklärt Räker von Eicken. „Diesen Stand werden wir aber auf keinen Fall halten können.
Viel mehr werden er und Rebecca Ellmann, wie ihr Kollege Diplom-Sozialwissenschaftler, Änderungsverträge unterzeichnen müssen, dem FP so nur noch 1,5 volle Stellen zur Verfügung stehen, auf die Honorarkraft Christian Ellmann wird wohl komplett verzichtet werden müssen. Ein Umstand der Folgen haben wird. „Wir werden deutlich weniger Angebote an die Fans richten können“, macht Kai Räker von Eicken unmissverständlich klar. Akut gefährdet sind unter anderem die U16- und U18-Fahrten, bei denen Kinder und Jugendliche ohne Nikotin, Alkohol und Drogen den MSV zu Auswärtsspielen begleiten können, Fußballspiele gegen die Fanprojekte anderer Städte und Vereine, gemeinsame Projekte mit anderen Fanprojekten oder Organisationen oder auch die umfassende Betreuung vor allem jugendlicher Fans vor Derbys. „Und die Folgen davon“, so Kai Räker von Eicken, „sind sehr schwer abzuschätzen.“
Um den aktuellen Standard der Arbeit aufrecht zu erhalten, bräuchte das Duisburger Fanprojekt indes pro Jahr mindestens 20.000 Euro zusätzlich. Gespräche mit möglichen Sponsoren blieben allerdings bislang ebenso erfolglos, wie die mit einer Stiftung. „Jetzt versuchen wir mit verschiedenen Aktionen so viel Geld wie möglich hereinzuholen“, versichert Kai Räker von Eicken. Dazu gehört zum Beispiel der Auftritt Goosens, außerdem werden derzeit Gespräche mit dem MSV geführt, der auch bereits die grundsätzliche Bereitschaft bekundete, ein Benefizspiel zugunsten des Projektes zu bestreiten. Und das könnte auch durchaus klappen, glaubt Räker von Eicken. „Denn vom Verein bekommen wir bislang jede Menge Unterstützung. Der MSV will uns auf jeden Fall zur Seite stehen.“
Doch selbst, wenn das Projekt so für ein weiteres Jahr seine Arbeit auf dem aktuellen Stand halten könnte, so sind dies alles nur Tropfen auf den heißen Stein. „Wir müssen natürlich eine langfristige Lösung finden“, weiß auch Kai Räker von Eicken, der vor allem die Abschaffung der ligaabhängigen Finanzierung fordert. Und etwas Hoffnung, dass sich hier kurzfristig etwas tut, hat er auch. Schließlich steht in einigen Wochen ein Treffen der dafür mit anderen Fanprojekten eingerichteten Arbeitsgemeinschaft beim zuständigen Ministerium in Düsseldorf an.
Gesprächsbedarf gibt es unterdessen auch mit der Stadt Duisburg. „Denn diese hat seit der Gründung des FP‘s noch keinen einzigen Cent an uns überwiesen“, stellt Andreas Jörißen, Vorstandsmitglied des Fanprojekts, klar. Viel mehr hätte diese ihren Anteil stets in Sachleistungen beglichen. Und so fordert Jörißen: „Es würde uns enorm weiterhelfen, wenn die Stadt uns das Geld in Zukunft überweisen würde.“ Eine Forderung, die allerdings in naher Zukunft aufgrund der aktuellen Haushaltssperre ein Wunschtraum bleiben dürfte.
So wie einige angedachte Projekte, die in nächster Zeit in Angriff genommen werden sollten. „So wollten wir einen neuen zentrums- oder stadionnahen Standort suchen“, so Räker von Eicken. „Doch alles steht und fällt mit der Finanzieruzng. Denn wer Qualität will, der muss auch Qualität bezahlen.“ Und wenn die Stadt weiterhin nicht zahlen sollte? „Dann könnte man sich durchaus Gedanken über einen Trägerwechsel machen“, so Jörißen.
Verlassen kann sich das FP immerhin auf die aktive Fanszene. „Die Zebraherde, die auch die Goosen-Lesung organisiert hat, setzt sich stark für uns ein“, freut sich Räker von Eicken, bevor er einen Apell an alle Fans des MSV richtet. „Alle Leute, die uns gut finden, müssen sich jetzt auch für uns stark machen.“