Vier Tage vor Ende der Crowdfunding-Aktion fehlen dem WSV noch rund 20.000 Euro. Am Dienstag, 15. Januar, um 10.30 Uhr betrug der Stand auf dem Crowdfunding-Konto des Regionalligisten 78.599,74 Euro.
Adrian Alipour, Trainer des Tabellen-Sechsten der Regionalliga West, erfuhr von den großen finanziellen Problemen des WSV via RevierSport. "Als ich am Sonntagabend [article=405264]den Artikel[/article] erblickte, traute ich meinen Augen nicht. Das war wie eine Atombombe, die da gezündet wurde. Manuel Bölstler hatte mir vor dem Urlaub erzählt, dass es in einigen Punkten nicht gut aussieht, aber mir war nicht bewusst, dass die Lage so prekär ist", erzählt der 40-Jährige, der seinen Winterurlaub in Willingen verbrachte.
Alipour ist erst seit Anfang September 2018 Trainer des Wuppertaler Sportverein. In 16 Spielen kann der A-Lizenzinhaber einen Punkteschnitt von 1,81 Zählern pro Partie vorweisen - eine gute Bilanz. Diese soll in der Restrunde noch ausgebaut werden. Denn Alipour ist kein Mensch, der den Kopf in den Sand steckt. Im Gegenteil, wie Alipour betont: "In dieser Situation zeigen sich echte Charaktere. Hier wird man sehen, wer sich mit dem Verein voll identifiziert. Nur in solchen schwierigen Lagen erkennt man, wer wirklich an der Seite des Klubs steht. Wir werden auch in der Restrunde versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Wir werden die ganze Woche hart trainieren, damit wir am Wochenende uns belohnen und die Fans beglücken."
Die Fans: ein gutes Stichwort. Von den Wuppertaler Anhängern zeigt sich Alipour dieser Tage begeistert. Die große Solidarität in der Stadt gegenüber dem WSV ist für Alipour beeindruckend. "Ich weiß, dass der WSV ein großer Traditionsklub ist. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich jetzt umso mehr merke, welch bedeutsamen Klub ich trainieren darf. Der Wuppertaler SV hat in der Stadt einen sehr großen Stellenwert. Die Menschen wollen dem Verein in dieser Situation umso mehr helfen. Das merke ich täglich. Ich bin stolz, Trainer des Wuppertaler SV zu sein", betont der gebürtige Dortmunder.
Adrian Alipour: "Für einen Trainer ist die Situation brutal - aber auch eine unfassbare Herausforderung"
Mit Joshua Mroß (Chemnitzer FC), Kamil Bednarski (SC Wiedenbrück), Christopher Kramer (TSV Steinbach) und Jonas Erwig-Drüppel (Rot-Weiss Essen) haben vier Spieler den WSV bereits verlassen. Weitere Akteure könnten folgen. Jüngst war Enes Topal eine Woche im Training eines türkischen Drittligisten. Mittlerweile ist Topal wieder in Wuppertal. Sascha Schünemann, Kevin Hagemann und Gino Windmüller liebäugeln ebenfalls mit Wechseln im aktuellen Trainsferfenster. Angelo Langer wird den WSV im Sommer Richtung SV Rödinghausen verlassen.
Aktuell stehen Alipour nur 14 Feldspieler und ein Torhüter aus dem Regionalliga-Kader, der im vergangenen Sommer zusammengestellt wurde, zur Verfügung. Daniel Hägler (Leistenprobleme), Peter Schmetz (Mittelfußbeschwerden), Daniel Grebe (Schambeinentzündung) und Dennis Malura (Bandscheibenvorfall) werden laut Alipour auf unbestimmte Zeit ausfallen. "Natürlich ist die Situation für einen Trainer brutal. Aber es ist auch eine unfassbare Herausforderung, die ihren Reiz hat. Ich merke jetzt auch nicht, dass die Spieler weg wollen. Jeder ist gerne beim WSV", sagt Alipour.
Starkes Testspiel in Paderborn, am Samstag geht es nach Dortmund
Das erste Testspiel bewies, dass die Mannschaft in dieser für den Verein so schwierigen Zeit noch enger zusammengerückt ist. Bei der Oberliga-Reserve des Zweitligisten SC Paderborn siegte der WSV souverän mit 4:0. "Ich habe vor dem Spiel den Jungs klar zu verstehen gegeben, dass das kein normales Testspiel ist. Wir mussten dieses Ding gewinnen, um den Leuten da draußen, die uns helfen, zu zeigen, dass wir uns nicht aufgeben und sportlich alles für den WSV tun", erzählt Alipour. Am Samstag (14 Uhr) geht es dann bei Alipours Ex-Klub ASC Dortmund weiter.
Noch besser wäre die Situation, wenn es in vier Tagen gute Nachrichten geben würde. Das weiß auch Alipour: "Wir schauen natürlich alle auf den 19. Januar und hoffen, dass der Verein das Geld zusammenbekommt. Das wäre für uns alle eine große Erleichterung."
Alipour stellt klar: "Das Trainingslager ist extern finanziert!"
Dem Trainer liegt eine Sache besonders auf dem Herzen. Vom 23 bis zum 30. Januar fliegt der WSV ins Türkei-Trainingslager. Kritiker werden jetzt mit dem Finger zeigen, wie es denn sein kann, dass ein Verein in dieser schwierigen finanziellen Situation in den warmen Süden reisen kann. Alipour stellt klar: "Das Trainingslager ist extern finanziert. Der Verein hätte das Geld nicht in die Crowdfunding-Aktion umwandeln können. Es wurden bereits 15.000 Euro von den Sponsoren, die sich für das Trainingslager engagieren, bezahlt. Wenn wir nicht reisen würden, wäre das Geld weg."
Autor: Krystian Wozniak