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Westfalenliga bis Kreisliga D - Ein Scout für alle Fälle

Foto: Stephan Schütze
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Der Dortmunder Mark Elbracht geht für Amateurvereine aus NRW auf Spionage-Tour. In diesem Sommer startet er eine Online-Vermittlungsplattform für Spielbeobachter.



„Wir schauen nur auf uns!“ Diesen Satz hören Journalisten oft, wenn sie einen Trainer zur gegnerischen Mannschaft befragen. In Wahrheit gehört eine intensive Gegneranalyse zu jeder Spielvorbereitung. Für Amateurklubs ist das ein Problem. Sie spielen meist zeitgleich zur Konkurrenz. Und nur wenige Vereine beschäftigen einen eigenen Scout. Doch wer sich unbeobachtet wähnt, der hat möglicherweise die Rechnung ohne Mark Elbracht gemacht. Der 45-Jährige analysiert für Amateurvereine aus Nordrhein-Westfalen kommende Gegner – bis hinunter zur Kreisliga D. Zu seinen Auftraggebern zählt unter anderem der Westfalenligist RSV Meinerzhagen, wo bekanntlich der frühere Dortmunder Nuri Sahin, Bundesliga-Profi bei Werder Bremen, als Trainer jüngst den Dreifach-Durchmarsch bis in die Oberliga feierte.

Früher träumte Elbracht von einer ähnlichen Karriere wie Sahin. In der U23 von Borussia Dortmund spielte der frühere U19-Nationalspieler im Mittelfeld zusammen mit dem aktuellen Jugendkoordinator Lars Ricken, aber eine Verletzung bremste ihn aus. Später spielte er unter anderem beim TuS Iserlohn, wo er auch als Trainer tätig war. „An der Seitenlinie zu stehen hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht, aber mir fehlte aus beruflichen Gründen die Zeit“, sagt Elbracht, der auch bereits den ASC 09 Dortmund und den TSC Eintracht Dortmund trainierte und im Hauptberuf in einer Steuerberaterkanzlei arbeitet. Die Stelle als Sportlicher Leiter beim Dorstfelder SC schien zunächst besser mit Beruf und Familie vereinbar zu sein. Er trat jedoch 2018 zurück: „Schon damals war ich meistens als Spielbeobachter unterwegs und hatte kaum Einfluss auf die Mannschaft.“ Da er am Wochenende nicht auf der Couch sitzen wollte, begann der Dortmunder damit, für verschiedene Vereine in der Region Partien zu analysieren.

Elbracht erklärt, worauf es beim Scouting ankommt: „Ich lege auf ganz grundlegende Sachen wert. Man sollte frühzeitig anreisen und auch während der 90 Minuten hochkonzentriert sein. Das geht nicht mit Bratwurst und Bier in der Hand.“ Wenn die Partie läuft, achtet er vor allem darauf, wie eine Mannschaft ihr Spiel aufbaut und wie sich die taktische Formation je nach Spielsituation ändert: „Ab Westfalenliga arbeiten die meisten Mannschaften mit mindestens zwei, drei unterschiedlichen Varianten in der Spiel-Eröffnung. Unterklassig aber kann man mit wenigen Infos viel erreichen.“

Zudem notiert er detailgenau, welcher Spieler sich leicht provozieren lässt oder welcher besonders herausragt. Die ausführlichen Unterlagen sendet der B-Lizenz-Inhaber seinen Kunden spätestens 48 Stunden nach der beobachteten Partie zu einem Preis zwischen 40 und 60 Euro zu.

Ab Sommer startet seine Plattform Amateurscout.de

Er bekommt deutlich mehr Anfragen, als er erfüllen kann. Um sein fünfköpfiges Team zu erweitern, startet er zusammen mit seinem Bruder Sven (spielte früher ebenfalls in der BVB-Jugend) ab Sommer die Plattform Amateurscout.de. Das Portal wird eine Art Marktplatz für Scouts sein. Die Vereine wählen sich aus einem Pool an freien Mitarbeitern den passenden Spion aus und beauftragen ihn für bestimmte Spiele. Wer mitmachen möchte, der kann sich für einen Monatsbeitrag von sechs Euro registrieren.

Jedes Teammitglied wird selbstständig auf eigene Rechnung tätig sein und eine bestimmte Region abdecken. Mit einer speziellen Software können die Scouts wichtige Informationen wie Laufwege und Spielsysteme grafisch darstellen. Elbracht möchte keine zu engen Vorgaben machen, aber so viel Hilfestellung wie möglich geben: „Wir werden unseren Mitstreitern genau erklären, worauf sie achten sollen. Zum Beispiel, ob bei einer Defensivecke beide Pfosten besetzt sind.“

Elbracht stellt keine formalen Mindestanforderungen an künftige Partner: „Ich freue mich über jeden, der bei uns mitmachen möchte. Das kann auch der Rentner sein, der regelmäßig seinen Heimatverein besucht.“

Autor: Jörn Duddeck

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