Interview

Wattenscheids Toku: "Der Verein braucht neue Gesichter"

Rund 100 Fans hatten sich am Samstagmittag an der Lohrheide zum Fantreff eingefunden. Sie wollten den Regionalligakickern noch ein letztes Mal "danke" sagen. Auch Toku war mit dabei und stellte sich erstmals seit dem Aus den Fragen der Presse. Wir haben mit ihm über die vergangenen Tage und die Zukunft gesprochen. Außerdem hat er für die Fans einen wichtigen Vorschlag parat.

Farat Toku, was geht Ihnen hier bei ihrem letzten Fantreff durch den Kopf? Erstmal denkt man, dass es ein ganz normaler Fantreff ist. Man will es noch gar nicht wahrhaben und verdrängt es. Es ist trotzdem schön und Anerkennung an die Mannschaft, wenn so viele Fans kommen und danke sagen.

Wie haben Sie vom Rückzug erfahren? Es war ja schon immer im Umlauf. Auch die letzten Jahre schon. Wir haben das gemacht, worauf wir Einfluss haben, das ist auf dem Platz. Darauf haben wir uns versucht zu konzentrieren. Die Nachricht war immer am Schweben, das haben wir nun leider hinnehmen müssen.

Wie blicken Sie auf ihre Zeit in Wattenscheid zurück? Ich habe nur schöne Bilder und Filme im Kopf. Klar war es auch spannend und immer wieder herausfordernd mit der Mannschaft zu arbeiten und zu entwickeln. Das war sensationell. Deswegen habe ich die schöneren Bilder immer im Kopf und werde sie auch behalten.

Sie haben ja einen solchen Mannschaftsrückzug bereits in Wilhelmshaven erlebt. Es war ein ähnliches Thema. Man versucht das zu meistern, egal wie schwierig es wird und versucht das Beste rauszuholen.

Wie gehen Sie und die Mannschaft mit dem Rückzug um? Wir haben in der Mannschaft offen und ehrlich darüber geredet. Es ist wichtig, dass der Austausch da ist und dass man die Probleme bespricht. Ich denke, wir haben das gut gelöst.

Wie geht es für Sie persönlich weiter? Erst einmal muss ich das verarbeiten, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Aber sowas gehört im Fußball dazu. Nicht diese Art, aber dass man irgendwann leider neue Wege gehen muss. Man hätte sich auch hier einiges aufbauen können, wenn man eine gewisse Struktur hätte. Aber dem ist nicht so und das muss man erst mal sacken lassen. Es bringt nicht viel, jetzt schon andere Überlegungen zu machen.

Sie haben sich aber in Wattenscheid schon ein hohes Ansehen erarbeitet. Die Mannschaft hat Lob verdient, weil sie gut mitgezogen hat. Ich bin auch nur so gut, wie die Mannschaft die Leistung und Ergebnisse auf den Platz bringen. Ich kann jedem Spieler nur danke sagen, dass sie in den Situationen so gut mitgezogen haben und wir ehrlich miteinander gesprochen haben. Das ist auch das, wovor unsere Gegner immer Respekt hatten: Wir haben uns nicht beeinflussen lassen, sondern uns nur darauf konzentriert, worauf wir Einfluss haben können. Das hat jeder gemerkt. Viele haben uns jede Saison als ersten Absteiger bezeichnet und das gab mir noch mehr Motivation. Je schwieriger es wurde, desto stärker wurden wir.

Was wünschen Sie dem Verein für die Zukunft? Neue Gesichter. Keine Gesichter, die schon mal hier waren. Ich glaube, das würde dem Verein nicht gut tun. Du musst Leute haben, die dem Verein Struktur und Kontinuität geben, dazu noch seriös, vertrauensvoll und auch glaubhaft sind. Da bringt es nichts, alte Leute zurückzuholen. Das kann ich den Mitgliedern und Fans nur empfehlen, aber man muss schauen, wer sich überhaupt bereitstellt.

Was machen Sie ab morgen? Das Leben geht weiter, das Fußballleben muss weitergehen. Ich habe schöne Bilder von dieser Mannschaft und den letzten Jahren im Kopf. Der Verein wird immer ein Teil von mir bleiben, egal was passiert und wo er spielen wird. Das wird immer so bleiben, weil man eine hohe Identifikation hat. Ich bin ein Stück weit Fan gewesen, egal ob als Spieler oder als Trainer. Da hat man eine andere Bindung. Das Leben geht halt weiter, ich bin ein positiver Typ.