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VfLs Fabian im großen Interview, Teil 2

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Er ist zu einer echten Institution beim VfL Bochum geworden: Patrick Fabian. Der 31 Jahre alte Innenverteidiger ist seit 19 Jahren als Spieler im Verein. 

Im Sommer läuft sein Vertrag aus. [article=417492]Im exklusiven Gespräch mit RevierSport[/article] hat sich Fabian unter anderem zu seinem persönlichen Tagebuch und der generellen Entwicklung des Profifußballs geäußert. Teil 2 des großen Interviews.

Patrick Fabian, Sie waren bislang in Ihrer Karriere insgesamt 1.128 Tage verletzt. Wie haben Sie es geschafft, immer wieder zurückzukommen? „Das habe ich mich auch manchmal gefragt. Es bedarf sicherlich einer großen Akzeptanz in Bezug auf Dinge, die im Leben eines Fußballers passieren können. Ich habe nie groß gehadert und meine Situation immer akzeptiert und versucht, das Beste aus ihr zu machen.“

Vier Kreuzbandrisse in einer Karriere, zum Teil direkt hintereinander. Der eine oder andere Spieler wäre daran zerbrochen. „Es war natürlich auch mal eine Woche lang schwierig, das alles hinzunehmen. Trotzdem ändert auch das nicht die Situation. Ich hatte für mich immer die Wahl: Entweder lasse ich über mein Schicksal entscheiden, oder ich kämpfe dagegen an und entscheide selbst. Und genau das habe ich auch immer wieder gemacht. Ein Kreuzbandriss ist für einen Fußballer schlimm, aber es gibt immer noch Menschen, denen noch größeres Leid widerfährt. Diese Einstellung habe ich mir angeeignet und denke, dass diese dann auch belohnt wurde - natürlich brauchte ich auch ein bisschen Glück.“

Sie haben in dieser Zeit Ihre Leidensgeschichte aufgeschrieben. Wieso hat das geholfen? „Ich habe mich in dieser Zeit insgesamt sehr viel mit mir selber auseinandergesetzt. Für mich war es dann sinnvoll, Dinge einfach aufzuschreiben, weil man sie so noch besser verarbeitet. Ich habe einfach angefangen, ein Tagebuch zu führen. Darin habe ich aufgeschrieben, was ich an einem Tag mache, denke und erlebe. Ich mache das auch jetzt noch: Alles, was mir in den Sinn kommt, schreibe ich auf. Darüber hinaus lese ich sehr viel und bin generell jemand, der an vielen Dingen abseits des Sports interessiert ist.“

Was steht nach einer Niederlage des VfL Bochum in Ihrem Tagebuch? „Ich setze mich jetzt nicht pauschal nach jeder Niederlage hin und schreibe etwas dazu auf. Aber es gab natürlich schon viele Phasen, in denen ich das gemacht habe. Zum Beispiel während der teilweise chaotischen vergangenen Saison. Da habe ich viele Dinge aufgeschrieben, die sich auf das ganze Drumherum bezogen haben: den Umgang miteinander, die generelle Kommunikation, Respekt.“

Wie sehr wirkt sich solch eine schwierige Phase des Vereins auf einen einzelnen Spieler aus? „Extrem. Du hast irgendwann das Gefühl, hilflos zu sein - auch auf dem Platz. Wenn du das Gefühl hast, dass in einem Verein an vielen Stellen Brände gelöscht werden müssen und es nur um persönliche Eitelkeiten geht, dann ist das für jemanden wie mich, der dem VfL Bochum sehr verbunden ist, natürlich schwierig.“

Werden Gefühle von Spielern im Fußball generell zu oft ausgeblendet? „Der Fußball entwickelt sich grundsätzlich in eine Richtung, bei der Gefühle oder Emotionen einzelner Spieler keine große Rolle spielen. Ich erinnere da an Fälle wie den von Robert Enke. Da wird dann schnell gefragt: Wie müssen wir mit den Spielern umgehen? Das verfliegt dann aber auch wieder. Ich glaube, wir Spieler müssen uns daran gewöhnen, dass es nicht viel Mitgefühl geben wird. Jeder Spieler muss individuell vielleicht sogar eine Mauer um sich herum aufbauen, um die ganzen Einflüsse nicht an sich heranzulassen. Es tut weh, wenn man in einer schlechten Phase öffentlich durch den Kakao gezogen wird. Für mich ist es deswegen nicht mehr der Mensch Patrick Fabian, sondern der Spieler Patrick Fabian, der kritisiert wird. Man darf einfach nie vergessen: Wir sind auch keine Maschinen.“

Es kann doch aber nicht der Weg sein, dass man sich als Spieler eine zweite Identität aufbauen muss. „Muss man auch nicht. Aber der Trend geht dennoch dahin. Das ist auch eine Sache der Medien. Natürlich ist es nicht schön, wenn zum Beispiel jedes kritische Interview öffentlich zerrissen wird und der Spieler für seine Ehrlichkeit noch bestraft wird. Dann braucht man sich irgendwann nicht mehr wundern, wenn jeder Spieler nur noch Floskeln raushaut.“

Werden Tabu-Themen weggedrückt, weil sie nicht ins Bild passen, das der Fußball nach außen abgeben möchte? „Der Fußball ist immer noch eine Macho-Welt. Man hat das Gefühl, dass Themen wie zum Beispiel Druck vor Spielen ausgeblendet werden, weil man sonst als zu schwach gesehen wird. Ich zum Beispiel ernähre mich vegan. Auch da wird gesagt: Das ist doch nicht männlich, weil Fleisch ist das, was der Mann braucht. Das ist völliger Schwachsinn. Die gesellschaftliche Entwicklung insgesamt geht auch nicht am Fußball vorbei: alles schneller, alles gläserner, Social Media. Daran ist der Fußball aber auch ein bisschen selber schuld, auch wir Spieler, die wir eigene Accounts bedienen. Aber gerade im Bereich des mentalen Trainings ist noch sehr viel Luft nach oben, da sind die Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft. Ich hoffe, dass sich dahingehend von Seiten der Vereine aus noch einiges mehr tun wird.“

Was meinen Sie konkret damit? „Gerade in Deutschland beschweren wir uns auf der einen Seite darüber, dass die Individualität verloren gegangen ist, dass die Typen fehlen. Auf der anderen Seite steuern wir da aber auch nicht gegen. Wir versuchen immer, alles genau durchzuplanen. Dann ist es normal, dass die Spieler irgendwann keine Ecken und Kanten mehr haben. Gefühlt wird den jüngeren Spielern immer mehr abgenommen. Sie wissen genau, wo ihre Klamotten gewaschen werden, wo die Schuhe stehen, wer sie zur Schule fährt. Auf Social Media bedienen sie ihre eigenen Kanäle und werden von ihren Kollegen früh gefeiert und angehimmelt. Der Übergang in den Profibereich ist für die Jungs dann kaum ein Sprung mehr. Denn auch dort bekommen sie weiter alles abgenommen. Dadurch verlieren sie ein Stück weit ihre Individualität, weil sie nicht lernen, gegen Widerstände anzukämpfen und die Konsequenzen der eigenen Entscheidungen zu erfahren. Viele wissen überhaupt nicht, was Widerstände überhaupt sind. Am Ende kommst du dann aus der Karriere heraus und der eine oder andere weiß noch nicht einmal, wie er ein Rezept einlösen muss. Das sehe ich kritisch.“

Interview: Christian Hoch

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