Die Summe der Einzelspende lässt auf eine noble Geste schließen. Und auch: auf Nachbarschaft. Genau 18,48 Euro gingen auf dem Sammelkonto ein, das eigens zur Rettung des Fußball-Regionalligisten SG Wattenscheid 09 eingerichtet worden war. Eine klare Anspielung auf das Gründungsjahr 1848 des alten Rivalen VfL Bochum. Dieser Betrag hat daher Symbolkraft, ist im Gegensatz zu dem Batzen, der quasi über Nacht einging, aber verschwindend gering.
Großspende über rund 100.000 Euro
Denn ein anonymer Spender hatte der finanziell stark angeschlagenen SGW rund 100.000 Euro geschickt. Mit den weiteren Beträgen ist zusammengerechnet bereits mehr als ein Drittel der benötigten Summe von 350.000 Euro zusammengekommen. Verblüffend: Nachdem der Verein über Jahrzehnte hinweg große finanzielle Sorgen hatte, war es innerhalb eines Tages möglich, eine sechsstellige Summe zu generieren.
„Überwältigend“, findet das Björn Biberich, der Organisator des Crowdfunding zur Rettung des Traditionsvereins. Für den 40-jährigen stellvertretenden Pressesprecher des Vereins waren die vergangenen Tage alles andere als gewöhnlich. Zum einen, weil er sich kurzerhand überlegen musste, wie er die Crowdfunding-Kampagne anstoßen könnte. Zum anderen, weil seit Absenden der Pressemitteilung , die einen regelrechten Hilferuf enthielt, pausenlos Nachrichten und Anrufe erhält.
VIP-Raum ist bereits vermarktet
„Überwiegend positiv“, sei das Echo auf die Idee, teilweise erreichen Biberich Nachrichten aus Teilen Deutschlands, in denen der ehemalige Bundesligist allenfalls historisch eine Rolle spielt. „Mir war nicht klar, was für eine Strahlkraft wir als Verein immer noch haben“, erklärt Biberich.
Der Fall des Regionalligisten hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht. In einer dramatisch klingenden Pressemitteilung hatten die Verantwortlichen der SGW auf die missliche Lage aufmerksam gemacht. Für den Fall, dass bis zum 14. Januar die genannte Summe nicht zur Verfügung steht, droht nach Vereinsangaben sogar die Insolvenz und die sofortige Abmeldung vom Regionalliga-Spielbetrieb.
Um auf 350.000 Euro zu kommen, verlassen sich die Organisatoren der gemeinschaftlichen Finanzierung nicht ausschließlich auf Spenden. Fans und Unterstützer können außerdem T-Shirts, VIP-Karten und signierte Bälle kaufen. Exklusiveren Spendern hingegen stehen prominente Platzierungen innerhalb des Stadions zur Verfügung. So hat ein Geldgeber bereits für 10.000 Euro die Namensrechte am VIP-Raum im Lohrheidestadion erworben.
Die Geschäftsstelle wartet hingegen noch auf einen Paten, der bereit ist, 5.000 Euro zu bezahlen. Die größte Summe aber dürfte die Beteiligung am Namen der Spielstätte einbringen. Für 20.000 Euro würde das Lohrheidestadion den Zusatz „powered by“ und den Namen des Spenders tragen. Autor: Dominik Hamers