Schalke 04 spielte wie ein Absteiger. Der tief enttäuschte 1. FC Nürnberg stand wieder mal da wie ein Depp. Doch am Samstagnachmittag konnten beide ein wenig durchatmen - weil ihnen im zähen Abstiegskampf der VfB Stuttgart wieder mal einen Gefallen tat. Königsblau entfernte sich einen Punkt vom Relegationsrang, der Club kroch einen Zähler näher heran. Eine vor allem für die Schalker hochgradig schmeichelhafte Entwicklung.
Volkes Stimme war am Freitagabend laut und deutlich zu hören. "Außer Nübel könnt ihr alle geh'n", riefen die Anhänger von Schalke 04 erbost. Und in der Tat: Ohne ihren herausragenden Torhüter Alexander Nübel wären die Königsblauen beim 1. FCN nicht mit einem sehr glücklichen 1:1 (0:0) davongekommen - sie wären untergegangen. Dass es nicht so kam, lag freilich auch am wackeren Club.
Trainer Huub Stevens überraschten die Reaktionen der Anhänger nicht. Das Spiel seiner Mannschaft sei ja nun mal "gar nichts" gewesen, sagte er mit einer Miene, hinter der sich eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Resignation und Wut zu verbergen schien. "Ich kann mir vorstellen", sagte er, "dass die Fans so reagieren. Da habe ich Verständnis für." Es war im Grunde genommen eine Frechheit, was Schalke bot. Nicht einmal Leidenschaft war bei allem Unvermögen zu erkennen.
"Zweifel", argumentierte Stevens, hätten zu der miserablen Leistung geführt, "Zweifel ist ein schlechter Ratgeber". Und seine Mannschaft habe gezweifelt, weil Nürnberg "aggressiver und besser war". Bereits vor dem Spiel hatte Eurosport-Experte Matthias Sammer gesagt, was Schalke zeige, habe "wenig mit Fußball" zu tun: "Das ist wie Kinderfußball." Und das war noch geschmeichelt.
Dass Schalke beim Club trotzdem ein Remis erreichte, war in erster Linie Nübel zu verdanken - oder, ausgehend von der Sicht des Betrachters, den Nürnbergern. Der Schalker Torhüter jedenfalls war nur beim Kopfball von Yuya Kubo (82.) machtlos - ansonsten gelangen ihm schier unglaubliche Paraden bei dem halben Dutzend bester Chancen des Club. Großartig reagierte er auch Sekunden vor der Pause, als er einen Elfmeter von Hanno Behrens (45.+2) abwehrte.
Behrens, Kapitän der Nürnberger, war da längst zum Pechvogel geworden. Vier Minuten zuvor hatte er einen regulären Treffer erzielt, nicht einmal die Schalker protestierten. Doch: Schiedsrichter Robert Kampka (Mainz) sah dies anders. Er pfiff die Situation ab, weshalb auch kein Videobeweis möglich war. "Das ist irgendwo ein bisschen Verarschung", erboste sich der aufgebrachte Behrens. Seine Reaktion war verständlich.
Eine "klare Fehlentscheidung, die auf diesem Niveau nicht passieren darf", moserte auch der Nürnberger Trainer Boris Schommers. Allerdings wollte er sich damit auch nicht allzu lange aufhalten, denn ihm war ja auch klar: "Wir hatten darüber hinaus genügend Chancen, das Spiel zu gewinnen." Und: "Es gab nur eine Mannschaft, die verdient hatte, zu gewinnen." Nur, sie gewann halt nicht: In der 85. Minute traf Matjia Nastasic zum Ausgleich.
Dennoch: "Wir haben uns zuletzt in jedem Spiel verbessert. Gelingt uns das auch in Leverkusen, bin ich zuversichtlich, dass wir dort etwas holen können", sagte Schommers. Schalke steht am Samstag gegen Hoffenheim vor der nächsten Herausforderung - und am letzten Spieltag kommt der VfB. sid