Der ganz große Druck ist von dem 33-Jährigen abgefallen. Nach dem Horror-Start in der Bundesliga mit fünf Pleiten in Serie hat Tedesco mit Schalke die Kurve bekommen. Dem 1:0 über Mainz 05 folgte ein zweites 1:0, diesmal im zweiten Gruppenspiel der Champions League bei Lokomotive Moskau.
Schalkes Spiel war nicht schön – aber erfolgreich. Dass sich der Vizemeister durch Minimalismus-Resultate aus der Krise kämpft, bleibt auch Tedesco nicht verborgen. Er will mit seiner Mannschaft den Weg der kleinen Schritte gehen. Hinten sicher stehen, vorn aus wenig viel machen – das Schöne soll irgendwann später kommen, wenn es wieder rund läuft.
Rudy hat noch Probleme
„Wir sind noch nicht aus dem Gröbsten raus“, bilanziert Tedesco. „Wir haben immer betont, dass wir auf einem guten Weg sind, aber eben noch nicht auf einem superguten Weg. Du musst immer weitermachen. Wir gehen mit 100 Prozent Ernsthaftigkeit an die nächsten Aufgaben.“ Schon am Samstag (15.30?Uhr/Sky) steht eine weitere Herausforderung in der Bundesliga an: das Spiel beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf.
Tedesco weiß, dass weiterhin viel Arbeit auf ihn wartet. Der Deutsch-Italiener ist Realist, er kennt nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern auch Grau. So sah auch sein Pullunder aus, den er im strömenden Regen in Moskau unter seinem Sakko trug. Tedesco wurde während der 90 Minuten klatschnass, aber das nahm er mit Lockerheit. „Der Regen war warm“, meinte er und schmunzelte.
Der Auftritt seiner Mannschaft hatte ihn in der zweiten Halbzeit erwärmt. Nach schwachem Start wirkte Schalke griffiger, ohne sich jedoch die ganz große Anzahl an Torchancen herauszuspielen. „Wir hatten eine sehr gute Ballzirkulation und haben es geschafft, in die gefährlichen Räume zu kommen. Ich hatte das Gefühl, dass jederzeit ein Tor für uns fallen kann“, sagte Tedesco, und kurz vor Schluss sah er sich bestätigt: Da traf der jüngste Schalker, der 20-jährige Weston McKennie, per Kopfball zum Sieg (88.). Immerhin.
Die Integration der als Korsettstangen eingeplanten Neuzugänge Omar Mascarell und Sebastian Rudy, die beide in Moskau früh ausgewechselt wurden, ist noch nicht abgeschlossen.
Sportvorstand Christian Heidel sieht trotzdem keinen Anlass zur Panik: „Bei Rudy habe ich keine Sorgen. Dafür ist er ein viel zu guter Fußballer. Er muss sich umgewöhnen – wir sind nicht Bayern München.“
Autor: Thomas Tartemann