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"Traum gelebt"
Sascha Wolf: Ein Schalker, der fünf Jahre für RWE Tore schoss

Sascha Wolf bestritt 14 Bundesligaspiele für den FC Schalke 04 und schoss drei Treffer.
Sascha Wolf bestritt 14 Bundesligaspiele für den FC Schalke 04 und schoss drei Treffer. Foto: firo
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Erinnert Ihr Euch noch an Sascha Wolf? Er hat seine Spuren vor allem beim ETB Schwarz-Weiß Essen und Rot-Weiss Essen hinterlassen. Sein Herz schlägt aber für den FC Schalke 04. Auf Schalke erfüllte er sich den Traum vom Fan zum Bundesligaspieler.

Sascha Wolf, heute 48 Jahre alt und in der Automobil-Branche tätig, war ein Spätstarter. Kurz nach seinem 27. Geburtstag feierte er sein Bundesliga-Debüt für den FC Schalke 04 gegen den VfL Wolfsburg. 13 weitere Spiele sollten für S04 in der Bundesliga folgen. Zwei Tore gegen Hansa Rostock und ein Treffer gegen den SC Freiburg sollten ihm dabei gelingen. Von diesen Buden träumt Wolf manchmal noch heute, wie er im RevierSport-Gespräch verrät.

Auf Schalke erlebte der eingefleischte S04-Fan, der bis heute in Gelsenkirchen zuhause ist, seine emotionalsten Momente. Einst stand er in der Nordkurve, später durfte er sich von dieser feiern lassen. "Sascha Wolf, Sascha Wolf", schallte es durch das Parkstadion, wenn er auflief. Einer von ihnen stand auf dem Rasen.

Nach drei Jahren, überwiegend bei den S04-Amateuren, verließ er die Königsblauen 1999 in Richtung Rot-Weiss Essen. Dass Spieler des Nachbarns aus Gelsenkirchen an der Hafenstraße nicht gerade willkommen waren, bekam Wolf schnell zu spüren. Doch er überzeugte die Essener mit Leistung.

126 Spiele, 46 Tore, so lautet die RWE-Bilanz des einstigen Stürmers. "Sascha Wolf, Sascha Wolf"- Gesänge wurden nun auch im Georg-Melches-Stadion angestimmt. Wolf wurde ein Publikumsliebling - als Schalker in Essen.

Essen sollte überhaupt zu einer neuen sportlichen Heimat des bulligen Stürmers werden. Nach fünf Jahren verabschiedete sich Wolf mit dem Zweitliga-Aufstieg von Rot-Weiss und wechselte zu Schwarz-Weiß Essen. Am Uhlenkrug sollte Wolf zu einer Legende werden. In vier Jahren erzielte er 79 Tore und wurde gleich viermal in Folge von den ETB-Fans zum "Spieler des Jahres" gewählt.

Nach misslungenen zwei Jahren bei der U23 von Fortuna Düsseldorf - Verletzungen hatten Wolf immer wieder zurückgeworfen - beendete er seine Karriere.

Im RevierSport-Interview blickt Sascha Wolf auf seine Laufbahn zurück und klärt einige Gerüchte auf. Er verrät auch, warum er RWE treu blieb und beispielsweise ein lukratives Japan-Angebot ausschlug. Oder: wie er als Schalke-Fan mit einem abgelaufenen Personalausweis nach Mailand reiste.

Sascha Wolf, wie geht es Ihnen heute? Ich bin gesund und glücklich. Trotz der Corona-Krise geht es mir gut. Ich habe einen spannenden Job in der Automobil-Branche, darf jeden Tag mit einem tollen Team arbeiten. Das erfüllt mich sehr.

Zuletzt waren Sie auch noch Trainer eines Teams: Dem VfB Günnigfeld. Warum haben Sie aufgehört? Das war eine spannende Zeit. Am Anfang hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Leider war das letzte Jahr zum Vergessen. Da gab es Trainingseinheiten, zu denen nur drei oder vier Spieler erschienen sind. Bei den Spielen war ich froh, wenn ich elf Mann beisammen hatte. So sind wir auch abgestiegen, nur die Jungs hatten sich leider viel zu früh aufgegeben. Diese ganzen Umstände haben auch mir den Spaß genommen. Jetzt bin ich ohne Verein. Aber ich kann mir durchaus wieder vorstellen, an der Seitenlinie zu stehen. Es muss einfach die passende Aufgabe sein. Mal schauen, was kommt.

Sie mussten sich ja auch als Spieler lange gedulden, um durchstarten zu dürfen. Aber dann ging es richtig los. Auf Schalke... Die guten alten Zeiten (lacht). Ja, auf Schalke habe ich meinen Traum gelebt. Ich stand mit meinen Jungs in der Nordkurve und habe immer davon geträumt auf dem Rasen zu stehen. 14 Spiele durfte ich in der Bundesliga absolvieren und noch drei Tore erzielen. Meine Jungs haben mir zugejubelt. Ein unbeschreibliches Gefühl als Schalker für Schalke Tore zu machen. Ein Traum. Ich war ja schon 1997 dabei. Als Spieler der Amateure und Fan.

Wie meinen Sie das? Ja, 1997 in Mailand. Ich war noch Spieler der Amateurmannschaft und habe spontan eine Anfrage eines Kollegen bekommen, ob ich nicht mit nach Mailand fahren will. Im Zug ist noch ein Platz frei geworden. Ich hatte nicht viel Zeit um zu überlegen. Habe zugesagt, schnell meinen Rucksack gepackt und los ging es. Dabei war mein Personalausweis sogar ungültig und eine Karte für das Endspiel hatte ich auch nicht. Wahnsinn.

Sind Sie denn ins Stadion gekommen? Ja, ich konnte noch eine Karte vor dem Stadion organisieren. Und dann habe ich wohl mein geilstes Fan-Erlebnis sehen dürfen. Schalke hat den UEFA-Cup nach Gelsenkirchen geholt. Geschichte geschrieben. Ich war dabei. Das waren mit die zwei verrücktesten Tage meines Lebens. Und: Meinen Personalausweis, der abgelaufen war, musste ich nirgendwo vorzeigen. Das hat alles perfekt geklappt (lacht).

Nach drei Jahren haben Sie schließlich ihren geliebten FC Schalke 04 Richtung Rot-Weiss Essen verlassen - mit Bauchschmerzen? Ach, nein. Warum auch? Natürlich kannte ich die Rivalität zwischen Schalke und RWE. Das war mir bewusst. Aber ich wollte die Fans sportlich von mir überzeugen. Klar, am Anfang habe ich schon zu spüren bekommen, dass man die Schalker in Essen nicht sonderlich mochte. Mir wurden ein paar Sprüche gedrückt. Aber es gab ja auch ein interessantes Testspiel, in dem ich die Essener von mir überzeugen konnte.

Der 2:0 Sieg gegen Huub Stevens Schalker Mannschaft... Genau. Ich war heiß und wollte es Schalke zeigen. Vielleicht hatten sie ja doch einen Fehler begangen, mich abzugeben. Ich habe in diesem Spiel auch beide Treffer erzielt. Viele RWE-Fans fanden mich danach auch gut (lacht).

Waren Sie fortan ein echter Essener? Das weiß ich nicht. Ich habe das auch nie so eng gesehen. In fünf Jahren habe ich für Rot-Weiss Essen immer mein Herz auf dem Rasen gelassen und alles rausgehauen. Natürlich gab es auch die Hardcore-Fans, die mich nie akzeptiert haben. Ich kann mich durchaus an Situationen nach den Spielen erinnern, wenn wir zum Zaun gegangen sind zum Abklatschen und einige Leute mir den Handschlag verweigert haben. Sogar nach Toren von mir (lacht). Aber das ist alles in Ordnung. Ich habe das den Fans nie übel genommen. Bis heute habe ich einen tollen Kontakt mit einigen von ihnen.

Wie ist denn Ihr Kontakt zu Rot-Weiss Essen? Man sieht sich manchmal bei Turnieren oder dergleichen. Ich spiele ja auch noch für die Schalker Traditionsmannschaft wenn es die Zeit zulässt. Zuletzt habe ich mich mal mit Erwin Koen unterhalten. Erwin ist ein cooler Typ. Da ist RWE natürlich immer ein Thema. Im Februar war ich im Stadion Essen und habe mir das Spiel gegen Rödinghausen angesehen. Beim Einlauf-Lied "Adiole" habe ich mich erwischt, wie ich mitgesungen habe. Das ist schon etwas Anziehendes, dieses "Oh RWE". Da kommen natürlich auch die ganzen Erinnerungen hoch. An dieser Stelle möchte ich auch gerne einen ganz besonderen Fan hervorheben, der mir bis heute schreibt. Er heißt auch Sascha und wird eigentlich nur "Lütti" genannt. Er hat im Franz-Sales-Haus in Essen gelebt und arbeitet dort immer noch als Bäcker. Ein super Typ! "Lütti" hat mich vom ersten Tag bei Rot-Weiss begleitet. Bei jedem Training hat er mich vom Parkplatz abgeholt und nach dem Training zum Auto gebracht. Ein toller Mensch. Wir sind bis heute befreundet. Es gibt auch einige andere Fans, mit denen ich im Kontakt bin. Das sind solche Geschichten, die haften bleiben.

Es sind aber auch Storys dabei aus der Essener Zeit, die weniger positiv sind... (lacht) Ja, da gibt es die ominöse Sonnenbank-Geschichte. Hier kann ich das ja ein für alle Mal klar stellen. Einst stand in der Zeitung, dass ich auf der Sonnenbank eingeschlafen wäre, mich verbrannt hätte und deshalb ein Spiel verpasste. Das ist einfach eine Geschichte, die nicht wahr ist. Da ist nichts dran. Ja, ich bin gerne einmal die Woche unter die Sonnenbank gegangen. Das waren auch so Zeiten Ende der 1990er, Anfang der 2000er, da sind einige Menschen gerne auf die Sonnenbank gegangen. Aber ich habe nie deswegen ein Spiel für RWE verpasst. Die zweite Geschichte ist die bezüglich des Tattoos. Es gab immer Fans, die behaupteten, dass der Wolf unter dem RWE-Trikot das Schalke-Emblem tätowiert hat. Das ist auch nicht wahr. Lange nach meiner RWE-Zeit habe ich mir mein Spielertrikot aus Bundesliga-Zeiten tätowieren lassen. Überhaupt habe ich den ganzen Arm tätowiert und da sind auch Erinnerungen an meine Essener Zeit verewigt.

Wahr ist aber, dass Sie Rot-Weiss Essen in den fünf Jahren mehrmals verlassen hätten können, oder? Ja, das stimmt. Ich hatte gute Angebote von Union Berlin, aber auch Eintracht Braunschweig vorliegen. Wahrscheinlich hätte ich da auch mehr Geld verdienen können. Aber ich bin ein Kind aus dem Pott und habe mich bei RWE immer wohlgefühlt. Ein Wechsel kam eigentlich nicht infrage. Ich kann auch verraten, dass einmal Pierre Littbarski mit am Tisch saß. Er wollte mich nach Japan holen. Doch damals war ich verheiratet, hatte zwei kleine Kinder. Ich wäre so weit weg gewesen. Auch wenn das Schmerzensgeld sehr attraktiv war, habe ich abgelehnt und bin bei Rot-Weiss geblieben.

Im Sommer 2004 verließen Sie dann RWE doch noch, warum? Ich war nicht mehr gefragt. Wir sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Aber ich spielte keine große Rolle mehr. Meine Zeit war bei RWE abgelaufen. Ich bin dann in den Essener Süden zum ETB gewechselt und meinem ehemaligen Trainer Klaus Täuber gefolgt. Ich wollte wieder spielen, Spaß am Fußball haben. Und das alles kam am Uhlenkrug zurück. Täuber hat mich wieder richtig fit gemacht und ich habe das Vertrauen von ihm, aber auch Toni Pointinger und Heinz Hofer mit Toren gedankt. Auch wenn RWE in der 2. und der ETB damals in der 4. Liga spielte, habe ich nichts bereut. Klar, vermisst man mal die Fans und das Ambiente. Aber wenn man als Fußballer glücklich ist und Spaß hat, dann schießt man auch gerne vor ein paar hundert Zuschauern Tore. Ich kann letztendlich sagen, dass ich nicht so viele Jahre im Fußball hatte wie vielleicht andere, aber mit Schalke, Rot-Weiss Essen und Schwarz-Weiß Essen durfte ich für super Klubs spielen, die ich alle in mein Herz geschlossen habe und bis heute sehr interessiert verfolge.

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