Mit selten gewordenem Rückenwind aus der Bundesliga will Vizemeister Schalke 04 im DFB-Pokal seine letzte Chance auf einen Europacup-Platz "durch die Hintertür" wahren. Bei einem Erfolg im Viertelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD und Sky) im Erstliga-Duell der Pokalspezialisten mit Werder Bremen würden den Königsblauen nur noch zwei weitere Erfolge fehlen, um eine völlig verkorkste Saison doch noch zu retten. Es winkt schließlich der sechste Cup-Triumph.
"Wir können froh sein, dass wir die Möglichkeit bekommen, ein gutes Resultat zu erzielen. Die Spieler möchten ins Endspiel, das ist etwas Besonderes", sagte S04-Trainer Huub Stevens und machte seine Mannschaft für das Duell mit den Hanseaten heiß. Das 1:0 in Hannover am Sonntag hat Auftrieb gegeben.
Doch auch die Grün-Weißen haben zehn Jahre nach ihrem sechsten und bislang letzten Pokal-Triumph Heißhunger und wollen ihren Höhenflug auf den sechsten Tabellenplatz im Pokal durch den 21. Einzug ins Halbfinale fortsetzen. "Wir werden alles auf dieses Spiel ausrichten. Wir wollen unbedingt weiterkommen", meint Werder-Coach Florian Kohfeldt.
S04-Trainer Stevens will nicht rotieren
Sein Job erscheint derzeit ungleich leichter als die Aufgabe von Stevens: "Wir können nicht locker sein. Unsere Situation ist immer noch nicht gut, auch in Hannover war nicht alles gut. Wir wollen so schnell wie möglich da unten raus, aber gegen Bremen ist Pokal mit einer besonderen Spannung."
An eine Rotation im Vergleich zum ersten Liga-Erfolg seit dem 20. Januar in Hannover, durch den Schalke bei sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone zumindest kurz durchatmen kann, denkt der 65-Jährige offenbar nicht. Er werde keine Spieler für das wichtige Bundesliga-Duell am Samstag mit dem schon ausgeschiedenen Cupverteidiger Eintracht Frankfurt schonen, sagte Stevens: "Das wäre nur ein Alibi."
Die atmosphärische Entwicklung bei den Knappen seit der 2:4-Pleite in der Bundesliga an der Weser vor rund drei Wochen im letzten Spiel unter seinem entlassenen Vorgänger Domenico Tedesco will Stevens nicht bewerten: "Ich weiß nicht, was vorher war. Für einen Vergleich hätte ich schon damals in der Kabine sein müssen. Ich kann nur sagen, dass die Arbeit Spaß macht."
Stevens: Pokalsiege 2001 und 2002 sind nicht wichtig
Seine Erinnerungen an die Pokalsiege mit Schalke 2001 und 2002 hält der Coach dabei aber nicht wirklich für zusätzliche Motivationsspritzen: "Was ich erlebt habe, ist nicht wichtig und die Vergangenheit auch nicht. Das war eine andere Zeit."
Im Hier und Jetzt hat Stevens durch die Rückkehr von Angreifer Guido Burgstaller, Abwehrspieler Daniel Caligiuri sowie dem zu Torhüter Nummer zwei degradierten Kapitän Ralf Fährmann ins Training zusätzliche Alternativen. Ob Fährmann womöglich im Pokal für seinen lautlosen Umgang mit der Reservistenrolle belohnt wird, ließ der Niederländer noch offen: "Ich stelle nach Qualität auf."
Reichlich Klasse bescheinigte Stevens den Bremern um den momentan stark auftrumpfenden Torjäger Max Kruse. "Kruse ist aber nur einer von elf Spielern, die anderen leisten auch gute Arbeit. Wir müssen für die richtige Antwort darauf hellwach sein", mahnte der "Knurrer von Kerkrade" zu Konzentration.
Als Außenseiter sieht Kruse Schalke jedoch nicht: "Wir müssen nicht mehr über Favoriten sprechen. Jedes Team hat nur noch zwei Spiele bis Berlin. Da ist mir egal, wo Schalke in der Liga steht." SID
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