Schalke

S04-Talente - Plötzlich Bundesliga

Als Ahmed Kutucu und Benjamin Goller nach dem 1:1 beim FC Augsburg aus der Kabine kamen, irrten die beiden Schalker Nachwuchsstürmer durch die Stadionkatakomben. Die Nachwuchsspieler suchten den Mannschaftsbus. Eine Ordnerin wies dem 18-jährigen Kutucu und dem 19-jährigen Goller freundlich den Weg. Für beide war es der erste Ausflug ins Augsburger Stadion.

Haji Wright, gerade mal 20 Jahre alt und Schalkes dritter junger und im Profifußball noch ziemlich unerfahrener Stürmer, stand derweil in der Mixed-Zone und gab Interviews. Kutucu, Goller, Wright - das Trio aus der Knappenschmiede muss aufgrund der personellen Lage bei den Profis in die Bresche springen. Mit Steven Skrzybski und Cedric Teuchert sind derzeit nämlich nur zwei der sechs Schalker Profistürmer einsatzfähig.

In Augsburg gehörte die große Bühne vor allem Haji Wright. Der US-Amerikaner kam nach der Halbzeitpause für den schwachen Steven Skrzybski ins Spiel und wäre beinahe sogar der Matchwinner geworden. Als Nabil Bentaleb nach 84 Minuten scharf vor das Tor passte, war Wright einen Schritt vor seinem Gegenspieler und drückte den Ball über die Linie. Schiedsrichter Manuel Gräfe entschied auf Abseits – eine knappe, aber die richtige Entscheidung. „Ich war schon sauer in dem Moment, aber das passiert im Spiel. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Mal nicht im Abseits stehe“, sagte Wright nach seinem dritten Bundesligaeinsatz für S04.

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Vor zwei Wochen, als Schalke 1:1 bei der TSG Hoffenheim spielte, stand der 1,93 Meter große Stürmer überraschend in der Startelf, spielte aber schwach. In Augsburg gelang ihm bei Weitem nicht alles, sein Aufritt war aber definitiv besser als in Hoffenheim. Folgendes hatte Schalkes Trainer Domenico Tedesco Wright in der Halbzeit mit auf den Weg gegeben: Gas geben, Bälle festmachen und Spaß haben.

Laut Tedesco hat Wright diesen Auftrag mehr als erfüllt. „Haji hat genau das gemacht, was wir gebraucht haben: Er hat Körperlichkeit reingebracht und Bälle festgemacht. Das ist schon wichtig für uns gewesen, weil wir dadurch auch Konter und Angriffe eingeleitet haben.“ Lob gab es auch von Linksverteidiger Bastian Oczipka: „Der Schlüssel in der zweiten Halbzeit war, dass wir Haji im Spiel hatten. Er hat mit seinem Körper viele Bälle festgemacht, sodass wir dann auch nachrücken konnten.“ Wright erklärte derweil: „Ich habe mich sehr wohl gefühlt und von Minute zu Minute mehr Selbstvertrauen bekommen. Das wollte ich auf dem Platz zeigen.“

Nach Schalke kam der Mann aus Los Angeles Anfang 2016. Nach gut einer Saison bei der Schalker U19 unter Trainer Norbert Elgert unterschrieb er 2017 einen Profivertrag bei den Königsblauen und wurde an den Zweitligisten SV Sandhausen ausgeliehen. Nach 15 Ligaspielen für den SVS (ein Tor) kehrte er zurück, Sandhausens Trainer Kenan Kocak war mit der Einstellung Wrights nicht immer einverstanden. Während der Sommervorbereitung spielte er bei Union Berlin vor, konnte die Verantwortlichen des Zweitligisten aber nicht überzeugen. Nach elf Spielen für die Schalker U23 in der Oberliga steht der ehemalige Junioren-Nationalspieler nun wieder bei den Profis im Fokus. Plötzlich Bundesliga.

Auch Ahmed Kutucu hat in Augsburg weitere Profierfahrung gesammelt. Der 18-Jährige, der normalerweise für die Schalker U19 auf Torejagd geht, kam nach 66 Minuten für Cedric Teuchert ins Spiel – es war Kutucus Bundesliga-Debüt. Tedescos Urteil: „Ahmed war zu Beginn nicht ganz so mutig, er hat in zwei, drei Situationen nicht aufgedreht. Wir haben immer wieder gerufen: Mutig, mutig, mutig.“ Nach mäßigen ersten Minuten sei es dann aber viel besser gewesen. Tedesco: „Ahmed hat einen guten Linksschuss aufs Tor gebracht und ist schon jemand mit Qualität“. Der 33 Jahre alte Trainer stellte aber auch klar: „Wir können jetzt aber nicht erwarten, dass uns ein Spieler aus dem Jahrgang 2000 aus der Misere hilft.“ Autor: Christoph Winkel