Marco Rose? Der umworbene Trainer geht zu Borussia Mönchengladbach. Sven Mislintat? Das "Diamanten-Auge" wird Sportdirektor in Stuttgart. Der FC Augsburg hat einen neuen Coach, der 1. FC Nürnberg einen neuen Sportvorstand. Und Schalke 04? Der abgestürzte Fußball-Vizemeister sucht immer noch.
Der neue Sportvorstand Jochen Schneider hat gleich drei Posten zu besetzen. Neben dem Trainer, der im Sommer dem Nothelfer Huub Stevens folgen soll, stehen ein Sportdirektor und ein Technischer Direktor "als Kaderplaner" auf der Liste. "Qualität geht vor Zeit", sagt der Nachfolger von Christian Heidel immer wieder, "Wasserstandsmeldungen geben wir nicht ab."
Rundherum arbeiten die anderen Klubs ihre offenen Personalien ab - in den vergangenen Tagen recht zügig. Bei Königsblau brodelt zwar die Gerüchteküche, doch vor allem Absagen sind heiß. Der langjährige Salzburger Trainer Rose, der nach eigener Aussage mehrere Anfragen hatte und Schneider aus der gemeinsamen Zeit bei Red Bull kennt, entschied sich für Gladbach und die besseren sportlichen Perspektiven. Der ehemalige Leverkusener Coach Roger Schmidt, angeblich sogar der Schalker Wunschkandidat, sagte aus dem fernen China ab. Er wolle seinen Vertrag in Peking bis zum Jahresende erfüllen.
Ähnlich sieht es auf der Manager-Ebene aus. Mislintat, der sich beim Erzrivalen Borussia Dortmund als Entdecker von Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder Ousmane Dembele einen exzellenten Ruf erwarb, bastelt künftig am Kader des VfB Stuttgart.
Und Christoph Metzelder, mit dem Schneider und Aufsichtsratschef Clemens Tönnies angeblich schon redeten, soll plötzlich mit RB Leipzig in fortgeschrittenen Gesprächen sein. Bei Teilen der Fans wäre eine Verpflichtung des Vizeweltmeisters von 2002, der drei Jahre für die Gelsenkirchener spielte, ohnehin unpopulär.
"Vorstand: Identität zählt bei unserem Verein - Metze ist ein Zeckenschwein!", hieß es beim 1:2 am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt auf einem Plakat der Ultras in der Nordkurve. Als langjähriger Dortmunder, der Schalke 2007 die Meisterschaft verdarb, ist Metzelder in einigen Kreisen noch immer ein Feindbild.
Dabei prädestinieren großer Fußballsachverstand und gute Verbindungen den eloquenten Ex-Profi durchaus für einen Job im Management. Zudem äußerte sich Metzelder, der seit Jahren als TV-Experte arbeitet, immer wieder positiv über seinen Ex-Klub Schalke.
Dem Eindruck, dass Schalke im aktuellen Abstiegskampf und angesichts der ungewissen Zukunft die besten Kandidaten eher abschrecke, tritt die Chefetage energisch entgegen. Die Liste der Interessenten sei noch immer lang, merkte Finanzvorstand Peter Peters an.
Die Jobs, die die Königsblauen zu vergeben haben, sind reizvoll und schwierig zugleich. Schließlich gilt es, im Falle des Klassenerhalts den Scherbenhaufen aufzuräumen, den Heidel in knapp drei Jahren als Manager mit seiner völlig verfehlten Transferpolitik hinterlassen hat. 160 Millionen Euro, wie Heidel sie in seiner Amtszeit für Ablösesummen ausgeben durfte, stehen mit Sicherheit nicht zur Verfügung. Ein "Diamanten-Auge" oder ein Fuballsachverständiger mit guten Verbindungen könnte deshalb umso mehr helfen - wenn sie nicht alle zur Konkurrenz gehen. sid