Trotzdem kann der 33-jährige Trainer einordnen, was es für das Ruhrgebiet, den Kumpelklub und die Fans bedeutet, dass am Freitag mit der Bottroper Zeche Prosper-Haniel das letzte Steinkohle-Bergwerk im Ruhrpott schließt. „Es steckt in den Leuten drin. Ganze Generationen haben unter Tage gearbeitet und ihre Familien dadurch ernährt. Der Bergbau ist in der DNA verankert“, sagt Tedesco.
Schalke verabschiedet sich mit einem großen Rahmenprogramm vom Steinkohle-Bergbau. Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann wird die Fans auf dem Rasen in Kumpelkluft auf das West-Duell einstimmen. Genau diesen engen Bezug zwischen Arbeit auf dem Fußballplatz und Malochermentalität unter Tage will Tedesco seinen Profis bis heute Abend ganz besonders einimpfen.
Bevor Schalke im letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres 2018 auf Bayer 04 Leverkusen (18.30 Uhr/Sky) trifft, will der Trainer bei seinem Team den Blick für das Besondere schärfen. „Wir haben für die Spieler ein bisschen was vorbereitet, um ihnen die Bedeutung näher zu bringen“, sagt Tedesco.
Schalke-Trainer Tedesco: „Der Impuls muss von uns auf dem Platz ausgehen“
Der 33-Jährige will sich nicht darauf verlassen, dass seine Mannschaft durch die emotionale Aufgeladenheit und Aufgewühltheit, die vom Bergbau-Abschied ausgeht, von alleine getragen wird. Ganz im Gegenteil. Alleine schon wegen des zuletzt lautstarken Fan-Unmuts, der nach dem 1:1 in Augsburg erneut aufbrandete, fordert Tedesco: „Der Impuls muss von uns auf dem Platz ausgehen.“
Mit Schalke und Leverkusen treffen zwei Vereine aufeinander, die weit hinter den eigenen Ansprüchen hinterherhecheln. Die Königsblauen haben nur magere 15 Punkte auf ihrem Konto. Die Werkself kommt auf maue 18 Zähler. „Die Rahmenbedingungen beim FC Schalke, in welcher psychischen Verfassung sie sind oder was ihre Zielvorgaben zu Saisonbeginn waren, interessieren mich nicht“, sagt Bayer-Trainer Heiko Herrlich und fügt an: „In der Gegneranalyse schauen wir uns ihren aktuellen Stand an und die Art und Weise, wie sie in den vergangenen Partien Fußball gespielt haben.“
Dabei dürfte auch Herrlich schnell zu dem Schluss kommen, dass bei Schalke in Sachen fußballerischer Qualität, Tempowechseln und Überraschungsmomenten vieles im Argen liegt. Von Gerüchten, dass Bayer Leverkusen angeblich schon einen Nachfolger für ihn sucht und in der Winterpause ein Wechsel bevorstehen könnte, lässt sich Herrlich nicht beeindrucken. „Die Spieler müssen Motivation, Konzentration und Befindlichkeiten selbst in den Griff bekommen. Das gilt genauso für den Trainer. Deshalb ist es für mich so, dass ich mich nur aufs Wesentliche konzentriere und alles andere ausblende.“
Zumindest in dem Punkt unterscheiden sich Tedesco und Herrlich nicht. Beide versuchen, Nebengeräusche auszublenden und mit ihren schlingernden Mannschaften endlich auf Kurs zu kommen.
Cedric Teuchert und Steven Skrzybski starten wohl im Schalke-Sturm
Domenico Tedesco macht vor dem Spiel gegen Bayer 04 das, was er häufig tut. Er warnt vor dem Gegner. „Wenn man sich ihre Spiele anschaut: Sie haben sechs Tore in Bremen gemacht und fünf gegen Borussia Mönchengladbach. Leverkusen ist eine Mannschaft, die an einem guten Tag sehr gefährlich sein kann.“
Inwieweit die harmlosen Schalker (erst 16 Tore in 15 Spielen) gefährlich werden können, wird sich zeigen. Mit Yevhen Konoplyanka (Adduktorenprobleme auskuriert) steht ein Offensivmann wieder zur Verfügung. Allerdings ist der Ukrainer nicht gerade als Knipser bekannt. Im Sturm werden voraussichtlich Cedric Teuchert und Steven Skrzybski beginnen. In der Hinterhand hätte Tedesco dann die jungen Offensivkräfte Haji Wright und Ahmed Kutucu. Autor: Thomas Tartemann