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Einen ganzen Tag war RWE-Vorstand Marcus Uhlig im rot-weissen Trainingslager in Herzlake vor Ort. Am späten Dienstagabend kehrte der 49-jährige Familienvater nach Bielefeld zurück, um bei der Einschulung seines Sohnes am Mittwoch vor Ort zu sein.
Zuvor widmete er RevierSport seine Zeit für ein großes Sommer-Interview. [article=494150]Während es in Teil eins um die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Auswirkungen für Rot-Weiss Essen ging[/article], erzählt Uhlig im zweiten Teil des Gesprächs, wie er die teilweisen Anfeindungen gegen seine Person in den letzten Monaten erlebte und warum es für Rot-Weiss zur kommenden Saison nur ein Ziel geben kann.
Vor dem Saisonende haben Sie alles versucht, damit Rot-Weiss Essen am "grünen Tisch" in die 3. Liga aufsteigt oder zumindest die Chance dazu erhält. In der Liga gab es auch negative Stimmen gegen Ihre Person, auch einige Fans haben Sie kritisiert. Wie haben Sie das alles wahrgenommen? Und: Würden Sie mit dem heutigen Wissen etwas anders machen? Natürlich habe ich auch die Anfeindungen und Kritik wahrgenommen. Aber ich würde definitiv alles noch einmal genauso machen. Hier geht es ja nicht darum, irgendwelchen Leuten zu gefallen oder nach dem Mund zu reden. Hier ging und geht es darum, dass ich RWE-Vorstand bin und maximale Verantwortung für Rot-Weiss Essen trage. Es geht darum, mit allen erlaubten Mitteln am Erfolg für Rot-Weiss Essen zu arbeiten und dazu gehört eben, zu allererst die Interessen des Clubs in dieser nicht einfachen Gemengelage zu vertreten - und das mit maximaler Intensität.
Hat sich die Kritik an RWE in der Liga gelegt? Also, ich spüre jetzt nicht, dass wir bei unseren Konkurrenten der Buhmann der Regionalliga West sind oder dergleichen. Ob das beim Verband auch immer alle Vertreter so sehen, weiß ich nicht.
Gab es denn nach der Videokonferenz-Affäre eine Entschuldigung? Nein, aber das musste es auch nicht. Wer austeilt, der muss auch einstecken können. Natürlich waren wir krawallig und unbequem, wir haben den Verband bisweilen schon an die Grenzen gebracht. Da ist sicher auch mal ein böses Wort gefallen. Aber am Ende des Tages ist es Fußball. Da muss man manchmal die Grätsche auspacken, dann aber auch wieder aufstehen, sich die Hand geben und weiter geht es.
Am 8. März in Bonn bestritt RWE das letzte Ligaspiel: Im September soll es endlich wieder um Fußball gehen. Wie groß ist die Vorfreude nach dann einem runden halben Jahr Liga-Pause? Die ist riesengroß. Und das ist nicht nur so daher gesagt. Es ist ein ganz anderes Gefühl als sonst vor einem Saisonstart. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie gerne ich den Jungs beim Training, bei den Spielen zusehe. Ich freue mich einfach, wenn der Ball wieder rollt und es um drei Punkte geht. Da denke ich nicht an Corona oder Vertragsgeschichten, da denke ich nur an den Sieg für RWE und freue mich total auf eine sportlich erfolgreiche Saison.
Wen sehen Sie als Hauptkonkurrenten für RWE? Natürlich ist Borussia Dortmund II ambitioniert. Das beweist allein die Trainer-Personalie Enrico Maaßen. Aber auch Fortuna Köln oder Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen muss man auf der Rechnung haben. Bei Preußen Münster muss man abwarten, welchen Kader sie zusammenstellen können.
Warum hat Rot-Weiss Essen das Aufstiegsziel so deutlich formuliert? Wir haben in der ersten Jahreshälfte 2019 viele Dinge bei RWE verändert. Wir haben an vielen Rädern gedreht, um die Wahrscheinlichkeit auf sportlichen Erfolg zu erhöhen. Ich glaube, dass wir da viele richtige Entscheidungen getroffen. Aber nicht alle waren richtig. Wir haben im letzten Jahr einen Zweijahres-Plan aufgestellt, wo am Ende der Aufstieg steht. Was sollen wir denn jetzt nach einem Zwei-Punkte-Schnitt und Platz drei sagen? Dass wir uns konsolidieren wollen? Wer A sagt, der muss auch B sagen. Deshalb haben wir nun konsequenterweise den Aufstieg als Ziel ausgesprochen. Wir haben Dinge korrigiert, bei denen wir Verbesserungspotential gesehen haben. Aber am Ende werden auch wir als Verantwortliche an den Ergebnissen gemessen.
