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RWE-Sportchef über Transfers und Vertragsverlängerungen

Am 25. April wird Jörn Nowak 34 Jahre alt. Der Sportchef von Rot-Weiss Essen wird sich zu seinem Geburtstag wohl nichts mehr als Gesundheit, die wohl nie so wichtig war wie in den Corona-Zeiten, für sich, seine Familie und die Gesellschaft wünschen. Und: vielleicht auch, dass der Ball bald wieder rollt.

Doch auch Nowak weiß nicht, wann dies der Fall sein wird. Bis dahin sind ihm die Hände gebunden, was eigentlich seine Aufgaben als Sportchef angeht, wie der Familienvater im RevierSport-Interview verrät.

Jörn Nowak, wie kann man sich aktuell den Alltag des Sportchefs von Rot-Weiss Essen vorstellen? Ich bin mit der Umstellung auf Kurzarbeit ins Homeoffice gegangen. Aktuell bin ich nur sporadisch an der Hafenstraße. Zuhause kann ich derzeit ja ähnlich arbeiten, wie im Büro. Ich führe Telefonate, habe Zugriff auf das Intranet und alle wichtigen Dokumente. Ich bin in einem sehr intensiven Austausch mit unseren Spielern. Ansonsten bin ich sehr als Papa gefragt. Meine Frau ist im Gesundheitswesen tätig und geht ganz normal weiter arbeiten. So kümmere ich mich um unsere schulpflichtige Tochter. Da muss ich natürlich ganz banale Dinge, wie die Schulaufgaben-Betreuung, die Ernährung und den Haushalt übernehmen. Wie aktuell wahrscheinlich viele Familienväter.

Nach der Vertragsverlängerung von Joshua Endres vor Corona, [article=472604]laufen aktuell noch elf Spielerverträge bei Rot-Weiss Essen aus[/article]. Ist es überhaupt in diesen Zeiten möglich, ein Arbeitspapier zu verlängern? Aktuell können wir nichts vermelden. Erstmal müssen wir sehen, wie generell die Zukunft von Rot-Weiss Essen aussieht und wann wir uns als Gesellschaft von Corona erholt haben. Den Zeitpunkt kennen wir alle nicht. Deshalb müssen auch die Spieler geduldig sein und das wissen die Jungs auch. Aber klar: Es gibt Spieler, mit denen wir verlängern wollen und auch deren Berater bereits Bescheid wissen. Aber aktuell können wir nichts unterschreiben, keinen Vertrag fix machen.

Das dürfte wohl auch für eventuelle Neuzugänge gelten, oder? Genau. Wir schauen uns immer um und gucken, wie wir unsere Mannschaft verbessern können. Es gab natürlich vor Corona Kontakte zu externen Spielern. Wir haben den Markt sondiert, wie es unser Job ist. Aber Corona hat bei uns und eigentlich allen anderen Vereinen alles verändert. Alles liegt auf Eis. Es geht jetzt um persönliche Existenzen. Auch bei Rot-Weiss Essen müssen Spieler nach dem Beginn der Kurzarbeit den Gürtel enger schnallen. Aber es ist hier unser großes Anliegen, diese Krise gemeinsam mit unseren Spielern und Mitarbeitern als Team zu überstehen. Dafür steht schließlich auch ein Verein. Jetzt gilt es das Vereinsleben noch mehr denn je zu leben.

Die Spieler und Mitarbeiter haben der Kurzarbeit schnell zugestimmt... Das war ein überragendes Signal von der Mannschaft. Das tut erst einmal jedem weh. Das ist doch klar. Wie schon gesagt: Die Spieler müssen den Gürtel enger schnallen. Wir wollen aber keinen hängen lassen. Das stehen wir gemeinsam als Verein durch.

Fühlen Sie sich aktuell als Sportchef eines Fußballvereins?

Nein, meine Aufgaben sind aktuell sicherlich andere. Ich fühle mich im RWE-Kontext als Mitglied der Gemeinschaft. Wie jeder von uns habe auch ich Sorgen und Ängste, wir begegnen uns da alle auf Augenhöhe. Für mich gibt es da aktuell überhaupt keine Hierarchie, nur Zusammenhalt. Das stehen wir nur so durch!

Glauben Sie, dass es nach Corona Veränderungen geben wird - auch in Bezug auf den Regionalligafußball? Natürlich. Viele Berater sprechen mich an und haben Fragen, die ich nicht beantworten kann, weil wir jetzt alle erstmal abwarten müssen. Unser Etat für die neue Saison ist natürlich von der Zeit nach Corona abhängig. Wir können die wirtschaftlichen Folgen für unsere Fans und Sponsoren aktuell nicht absehen. Es werden sich nach Corona einige Dinge ändern. Gerade jetzt stellen wir fest, dass die Probleme, Sorgen und der Aufwand für jeden Berufsfußballer gleich sind. Nur: Diese extrem unterschiedliche Bezahlung von Liga zu Liga fällt nun einfach schwerer ins Gewicht. Das finanzielle Polster, über das Bundesligaspieler verfügen, haben Regionalligaspieler einfach nicht.

Die RWE-Fans halten auch in diesen Zeiten ihrem Verein die Stange? Rund 3500 virtuelle Karten wurden verkauft. Was sagen Sie zu dieser Aktion? Das ist natürlich ein tolles Zeichen. Die Unterstützung die wir erfahren, ist sensationell, einfach außergewöhnlich. Es gibt schließlich auch unter den Fans Leute, die es nicht so gut haben und trotzdem ihren RWE noch unterstützen. Davor kann man nur den Hut ziehen und man sieht einmal mehr, wie besonders dieser Verein ist. Wie sagte einst Helmut Schmidt: In der Krise erkennt man den Charakter eines Menschen. Und der ist bei Rot-Weiss Essen einfach top! Ich hoffe, dass alle RWE-Fans und ihre Familien gesund bleiben. Haltet den Kopf oben und unterstützt uns weiterhin so toll. Wir werden diese schwierige Zeit gemeinsam durchstehen und uns hoffentlich bald an der Hafenstraße wiedersehen.