Kurz die Fakten: Rot-Weiss Essen hat nach 28 Partien in der Regionalliga West 12 Pleiten und drei Unentschieden, also nicht mal jedes zweite Spiel gewinnen können. Eine Katastrophen-Bilanz für ein Team, das um den Aufstieg mitspielen wollte. Kein Fan will mehr was vom großen Verletzungspech hören, das die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel immer wieder einholte. Dieser Punkt darf bei einer Saisonbetrachtung nicht völlig außen vor gelassen werden, aber auch kein Hauptgrund für das erneute Scheitern sein.
Denn: Betrachtet man dieses Pech von einer anderen Seite, kommt man zum Schluss. Der Rest des Kaders ist leider nicht einmal im Ansatz in der Lage, die Ansprüche der Essener zu erfüllen. Die sogenannte zweite Reihe spielt auch nur die zweite Geige. In den letzten Jahren war es dasselbe Bild. Die Saison war früh gelaufen, meistens Ende September, spätestens im Oktober. Anschließend gelang es der Mannschaft zumindest ohne jeden Druck mal eine Serie zu starten. Doch davon ist auch in diesem Jahr nichts zu erkennen.
Stattdessen spielt die Mannschaft das Stadion leer. Dabei muss man ihr zugutehalten, dass sie auch darunter leidet, was in den letzten Jahren auf dem Platz fabriziert wurde. Irgendwann hat ein Teil der Anhänger einfach zu viel gesehen. Was nicht bedeutet, dass man diese Fans für immer verloren hat. Aber die Mannschaft ist gefordert, sie muss in Vorleistung gehen. Auch ohne Druck, doch das scheint nicht bei allen Spielern angekommen zu sein.
Auch jetzt - im Niemandsland der Tabelle - wird um die Zukunft des Vereins gespielt. Um jede einzelne Dauerkarte, um jeden einzelnen Kleinsponsor, der sich genau überlegt, ob er noch einmal investiert. Für den x-ten Anlauf raus aus Liga vier. Denn die Geldgeber bleiben nicht wie selbstverständlich bei der Stange, nur weil die Luft an der Hafenstraße so gut ist. Geld verschenken will niemand. Auch die neuen Partner nicht, die sich für vorerst zwei Jahre gebunden haben. Kurz nach der Veröffentlichung [article=415788]eines neuen Geldgebers[/article] und [article=416204]eines neuen Hauptsponsors[/article] sollten die Fans euphorisch sein, doch stattdessen herrscht Tristesse in Essen.
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Von Aufbruchsstimmung ist wenig zu sehen, dabei soll es doch im kommenden Jahr endlich für ganz oben reichen. Auch wenn jeder weiß, mit mehr Geld kann man auch mehr falsch machen. Trotzdem: RWE muss alles auf den Kopf stellen, den Kader von Grund auf verändern. Denn ein Weiter so werden die Fans nicht mitmachen. Punktuelle Veränderungen werden nicht reichen. RWE braucht ein neues Gerüst, von der Torwartposition bis ganz vorne.
Doch dafür muss erst einmal ein Sportlicher Leiter her. Wir haben bereits Anfang April und aktuell plant der Mann die kommende Saison, der ab dem 1. Juli nicht mehr da sein wird. Jürgen Lucas muss planen, weil immer noch kein Nachfolger präsentiert wurde. Es wird Zeit, sonst kann der neue Mann - etwas überspitzt ausgedrückt - erstmal die Füße hochlegen, weil er den Kader erst in der kommenden Winterpause etwas beeinflussen kann. Keine idealen Voraussetzungen vor einer Spielzeit, wo der Kader runderneuert werden muss und die Anhänger so kritisch wie lange nicht auf die Tätigkeiten in Essen schauen.
Denn ein Fakt gilt nicht nur für die Mannschaft. Auch der neue Sportliche Leiter muss in Vorleistung treten und mit dem kommenden Kader Lust auf Fußball in Essen machen, sonst kommen die Anhänger, die sich zurückgezogen haben, erstmal nicht wieder ins Stadion.
Es scheint so, als wäre derzeit sportlich nur eines klar: Trainer Karsten Neitzel wird bleiben. Am Montag ist er seit einem Jahr im Amt, erste Kritik gibt es auch an ihm. Doch auch wenn einige RWE-Anhänger sich in den sozialen Netzwerken bereits sein Aus wünschen - im Verein herrscht Einigkeit, unabhängig vom Abschneiden in der noch laufenden Saison, dass er den Umbruch für die kommende Saison anführen soll.
Autor: Christian Brausch