"Wahnsinnsspiel"

RWE: Dieses Spiel wird Amara Conde nie im Leben vergessen

Wenn man eine Umfrage unter den Fans von Rot-Weiss Essen machen würde, wer denn ihr Lieblingsspieler ist, dann würde nicht wenige Anhänger den Namen Amara Conde nennen. Sein Kämpferherz, aber allen voran seine filigrane Spielweise ist an der Hafenstraße äußerst beliebt. Einen Techniker á la Conde hat Essen schon lange nicht mehr erlebt.

Auch für den im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg II gekommenen 23-jährigen Conde ist RWE etwas besonderes. Er fühlt sich an der Hafenstraße pudelwohl. Ob er jedoch seinen bis zum 30. Juni 2021 laufenden Vertrag erfüllen wird, ist offen. Schon in der Vergangenheit hatten höherklassige Klubs bei Conde angeklopft. RevierSport berichtet zu Beginn des Jahres vom Interesse des Bundesligisten SC Paderborn. [article=454020]Auch Conde betonte schon am Jahresende 2019, dass er hoch hinaus will[/article]. Daran hat sich nichts geändert, wie er im RevierSport-Interview betont.

Amara Conde, wie geht es Ihnen in diesen Zeiten? Danke, mir geht es in diesen Zeiten soweit gut. Bei allen Schwierigkeiten und Problemen, die diese Krise mit sich bringt, hat das Ganze auch den positiven Aspekt, dass ich mehr Möglichkeiten und Zeit habe, meine Familie zu sehen.

Spüren Sie aufgrund einiger Lockerungen so langsam den Weg in die Normalität? Definitiv. Durch die Maßnahmen hat man extrem gemerkt, welche Freiheiten und Privilegien man im normalen Leben eigentlich genießt, die längst nicht allen Menschen vergönnt sind.

Wie ist der Kontakt zu den Mitspielern? Der Kontakt ist noch immer ziemlich reduziert. Ab und zu wird natürlich geschrieben und gemailt, aber jeder nutzt die Zeit hauptsächlich für seine Familie.

Kann man das Klein-Gruppen-Training überhaupt als Training definieren? Ich kann da nur für mich sprechen: Ich sehe es definitiv als Training. Klar, es ist ein großer Unterschied zu einem normalen Training, da man keine Wettkampfbedinungen nachstellen kann aufgrund des verbotenen Körperkontakts. Dennoch liebe ich es, am Ball zu sein. Daher nehme ich das Training dankend an.

Haben Sie am vergangenen Wochenende etwas neidisch in Richtung Bundesliga und 2. Liga geschaut? Oh ja (lacht). Da war teilweise schon Frust dabei. Sich einfach wieder mit anderen zu messen und zu wissen, dass am Wochenende dein Highlight ansteht. Das fehlt einem schon extrem.

Wie haben Sie die Spiele verfolgt - konnten Sie sich erfreuen, obwohl das Geisterspiele sind? Ich muss sagen, dass es sehr unterhaltsame und spielstarke Spiele waren. Man hat allen Mannschaften angemerkt, dass sie es sehr vermisst haben auf dem Platz zu stehen. Aber klar ist auch: Ohne Fans ist es ein Riesenunterschied.

Inwieweit verändert sich das Spiel, wenn keine Zuschauer im Stadion sind? Wie schon eben gesagt, fehlt einem ohne die Fans das, was den Fußball so besonders macht. Die Atmosphäre, die Stimmung, die Emotionalität, die Gänsehaut. Gefühlt findet so jedes Spiel auf neutralem Boden statt.

Im Winter standen Sie schon unter Beobachtung höherer Klubs. Hat sich seit Corona das Interesse externer Vereine abgeflacht? Natürlich habe ich mitbekommen, dass im Winter einige höherklassige Clubs Interesse gezeigt haben. Aber ehrlich gesagt müssen sie da meinen Berater fragen. Ich bin mehr damit beschäftigt nicht durchzudrehen, weil wir nicht spielen dürfen.

Ihr Vertrag in Essen läuft noch bis Sommer 2021. Werden Sie denn die kommende Saison auch bei RWE spielen? Natürlich hat man als Spieler immer den Wunsch, höchstmöglich zu spielen. Ich habe schon mal 2. Liga gespielt und klar würde ich mir wünschen, dass ich es nochmal in diese Region schaffe oder vielleicht sogar höher. Dennoch fühle ich mich hier bei RWE superwohl und wäre auch nicht traurig, noch länger bei Rot-Weiss spielen zu dürfen.

Wenn Sie auf ihre 25 Ligaspiele in Essen zurückblicken: welches ist Ihnen in ganz besonderer Erinnerung geblieben? Das ist einfach. Da denke ich definitiv an den Saisonauftakt zuhause gegen Dortmund II. Das war ein Wahnsinnspiel und eine Atmosphäre und Unterstützung, wie ich es selbst auf dem Platz noch nie erlebt habe. Dann habe ich auch noch selbst getroffen und wir haben das Spiel in letzter Sekunde gedreht. Das werde ich nie vergessen.

Wie würden Sie bis zur Corona-Pause die RWE-Saison bilanzieren? Auf jeden Fall positiv. Wir als Team wissen natürlich, dass es trotzdem einige Patzer gab, die nicht nötig waren. Dennoch gehört das dazu, gerade bei einer so neu zusammengestellten Mannschaft. Wie entwickeln uns noch weiter.

Was muss in Zukunft bei Rot-Weiss Essen noch besser werden, um das große Ziel Aufstieg zu erreichen? Vom Staff oder dem organisatorischen Team gibt es nichts zu bemängeln. Im Gegenteil: sie machen es uns einfach und leisten wirklich eine tolle Arbeit. Wir als Team haben definitiv noch einiges zu verbessern. Sowohl in unserer Defensive - damit wir unsere Böcke unterlassen - als auch insbesondere, dass wir die in einer Vielzahl hart erarbeiteten Chancen besser nutzen, um uns zu belohnen. Ansonsten muss man natürlich immer danach streben, sich in allen Belangen zu verbessern.

Wie sehr vermissen Sie eine stimmungsvolle Hafenstraße? Mehr als alles andere. Wie ich schon sagte: Ich möchte einfach nur wieder in unserem Stadion stehen, vor unseren Fans, geilen Fußball zocken, drei Punkte holen und damit die Fans und das Team belohnen. By the way: Liebe Grüße an unsere Fans. Wir vermissen Euch und setzen auf Euch, wenn es wieder losgeht.