Karsten Neitzel hatte es nach dem Heimspiel gegen Straelen angedeutet: Seine Mannschaft befände sich in einer „interessanten Situation“, sagte der RWE-Trainer. Auch wenn Neitzel damals auf die mentale Herausforderung anspielte, die Situation hat sich für die Rot-Weissen auch in anderer Hinsicht interessant entwickelt. Seit vier Spieltagen sind sie sieglos, haben zweimal verloren und zweimal unentschieden gespielt. Und beim Blick auf die Tabelle wird schnell klar, dass man jetzt zusehen muss, dass der Kontakt zur Spitze nicht abreißt. Ergo: Am kommenden Sonntag gegen Alemannia Aachen (14 Uhr, Hafenstraße) muss ein Sieg her. „Wir wissen, was wir im eigenen Stadion leisten können, und ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir am Sonntag ein gutes Spiel machen werden“, sagt Sportdirektor Jürgen Lucas.
Natürlich haben die Essener ihren Optimismus nicht verloren. Warum auch? „Wir haben in Gladbach ein gutes Spiel gemacht,“ blickt Lucas zurück. „Wir hatten sechs Hochkaräter, haben aber zum ersten Mal in dieser Saison nichts aus unseren Chancen gemacht.“ Auch Aachens Trainer Fuat Kilic sieht es ähnlich: „In Gladbach hat Essen ein gutes Spiel gemacht und hätte eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen.“
Wohl keine Überraschungen im Angriff
Das ist schon bemerkenswert angesichts der Personalnot, von der Rot-Weiss befallen ist. Die Essener machten das Beste aus ihrer Situation, versuchten möglichst variabel zu sein, immer wieder Positionswechsel einzubauen. Gleichwohl ist es bezeichnend, dass Benjamin Baier häufiger an vorderster Front zu finden war – nicht nur beim Pressing. Auch wenn die Verantwortlichen nach wie vor kein Wort darüber verlieren: Neitzel hat offensiv kaum personelle Alternativen. Enzo Wirtz hatte gegen Straelen enttäuscht, zeigte in Gladbach nach seiner Einwechslung eine ordentliche Partie. Youngster Ismael Remmo wiederum ist zwar mutig, muss sich aber an das Viertliga-Niveau taktisch und physisch heranarbeiten. Personell sollte es also auch Sonntag keine großen Überraschungen geben.
Die Gastgeber müssen sich auf einen selbstbewussten Gegner einstellen. „Idealerweise knüpfen wir da an, wo wir gegen Herkenrath aufgehört haben“, sagt Fuat Kilic. Mit 5:1 fertigte sein Team den Aufsteiger unter der Woche ab und ist seit sieben Spielen ohne Niederlage (drei Siege, vier Unentschieden). „Ich hoffe, dass wir diesen Schub mitnehmen“, so Kilic, der im nächsten Satz klarstellt, dass man noch nicht viel erreicht habe. „Von Platz 14 trennen uns nur zwei Punkte.“ Von RWE derzeit vier.
Die Alemannia war mit drei Niederlagen gestartet, nach acht Partien hatte sie sieben Zähler. Schon wurde der Trainer infrage gestellt. Geschäftsführer Martin vom Hofe, der ehemalige Rot-Weisse, stärkte Kilic den Rücken, forderte dafür Kampf und Leidenschaft ein. Aber diese Tugenden sollten ja ohnehin selbstverständlich sein.
Autor: Rolf Hantel