Vor dem Derby gegen RWO redete RWE-Trainer Karsten Neitzel nicht drumherum, er sprach von einer „wegweisenden Partie“ für die restlichen Spiele bis zur Winterpause. Und nun? Das 1:1 ist zum Jubeln zu wenig, aber zum Trauern zu viel. Also greift wieder der alte Olli-Kahn-Spruch „weiter, immer weiter“. Es gibt ja auch keine Alternative, die Saison abzubrechen und sich auf die nächste zu konzentrieren, das sehen selbst die Amateur-Statuten nicht vor. Die Bestandsaufnahme der sportlich Verantwortlichen fällt immer noch wohlwollend aus: „Wir haben gegen den Ersten 0:1 verloren und gegen den Zweiten 1:1 gespielt – und in beiden Spielen war mehr für uns drin, wir hätten beide gewinnen können. Jetzt müssen wir halt sehen, dass wir den Kontakt zur Spitzengruppe nicht abreißen lassen“, umreißt Trainer Karsten Neitzel die Lage.
Dabei war der Boden für ein ansprechendes Derby durchaus bereitet: Noch einmal eine ansprechende Kulisse und eine Choreo vor dem Spiel, die zumindest zweitligareif war und Gänsehautmomente bescherte: Die komplette Westkurve war unter riesigen Transparenten verschwunden, willkommen im Stadion der Träume. Leider konnte die Wirklichkeit auf dem Feld nicht Schritt halten, die erste halbe Stunde geriet aus Sicht der Platzherren wieder einmal unverständlich verzagt, Breitband-Fußball statt Risiko-Spiel. Für Neitzel verständlich: „Die Jungs haben ja auch gewusst, dass dieser Dreier extrem wichtig für uns war, leider haben wir es erst später wieder hinbekommen, mit lockerem Fuß zu agieren.“
Mit lockerem Fuß dank Marcel Platzek, der nach der Pause gleich für Vollalarm im Oberhausener Abwehrverbund sorgte. Aber kaum ist der Torjäger zurück, bricht wohl der nächste aus der Angriffs-Phalanx weg: Florian Bichler, der vor zeitig nach seiner großen Chance im Strafraum vom Platz gehumpelt war, wartet bangevoll auf die MRT an diesem Dienstag. „Wir wollen nicht mutmaßen, aber er hat immer noch starke Schmerzen“, so der Coach am Montag, der kein gutes Gefühl bei der Sache hat.
Kein gutes Gefühl hatten die Fans am Samstag bei der betrieblichen Störung in der Mittelfeld-Zentrale, aus der kaum bis keine Impulse in die Spitze kamen. Hier richten sich die Hoffnungen auf Cedric Harenbrock, der 20-Jährige rückt, je länger seine Abwesenheit dauert, immer mehr in die Messias-Rolle; eine Verantwortung, die das vielversprechende Nachwuchstalent wohl kaum schultern können wird. „Wir dürfen nicht zu viel von ihm erwarten, Cedric war sechs, sieben Monate raus und wird wohl noch den Monat November brauchen, bevor er uns weiterhelfen kann“, so Neitzel, der sich bis dahin im Mittelfeld „was einfallen lassen will.“
Ein Anderer ist jedenfalls wieder dabei: David Jansen, den viele im Sommer schon auf der Transferliste gesehen hatten, ist nach wochenlanger Verletzung am Freitag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Der bullige Stoßstürmer hat seinem Coach versprochen, dass er es nochmal wissen will. „Reden kann man viel, aber ich werde schnell auf dem Feld sehen, ob sich einer reinkniet“, so der Trainer. Erster Eindruck: „Er kommt jedenfalls mit guter Laune.“
Autor: Ralf Wilhelm