Es war eine Premiere nach Maß: Bei der Einweihung der neuen revierkraft-Tribüne am 21. Mai sicherte sich RW Oberhausen in einer umkämpften Partie gegen RWE nach 20 Jahren den Niederrheinpokal. Auch der zwölfte Mann hatte einen großen Anteil am Triumph, manch einer sprach gar davon, der Jubel der Kleeblatt-Fans hätte den Kopfballkuller von Yassin Ben Balla den entscheidenden Stoß über die Linie gegeben.
Dass nicht jede Woche Niederrheinpokal-Finale ist und 15.000 Zuschauer die Ausnahme bleiben werden, weiß Bernhard Schäfer, Mitglied im RWO-Fanrat und Mitinitiator für „Alle unter einem Dach“. Doch mit dem Fan-Projekt soll die Präsenz von RWO im Stadtbild erhöht werden. Denn auch als Fußballclub Nummer eins der Stadt hat RWO in Sachen Zuschauerzahlen Nachholbedarf.
Zeigen, wie vielfältig RWO ist
Dazu wurde mit Hilfe von eigens gestalteten Plakaten und Flyern, die in der ganzen Stadt verteilt wurden, um mehr Unterstützung für die Rot-Weißen geworben. Auf den bisher acht Motiven – weitere sind in Arbeit – sind Fans abgebildet, die erklären, warum sie RWO-Anhänger sind. „Wir wollen zeigen, wie vielfältig die RWO-Fans sind, um damit neue Gesichter zu locken“, so Schäfer. „Und das eben nicht nur zu Hochglanz-Spielen.“
Einer der Fans, der auf den Plakaten zu sehen ist, heißt Stephan Balting und ist seit der Saison 95/96 mit dem RWO-Virus infiziert. „Mein Großvater hat mich damals ins Stadion mitgenommen. Und bis heute bin ich dem Verein treu geblieben. Gehört sich ja auch so“, berichtet der 35-Jährige, der als Dauerkartenbesitzer Stammgast in der Kleeblatt-Heimstätte ist.
Im Schnitt kamen 1800 Fans ins Stadion
Im Schnitt kamen in dieser Saison etwa 1800 Fans zu den Kleeblatt-Heimspielen. Dabei sind die Gründe, warum das so ist, durchaus altbekannt, wie Schäfer weiß: Ein großes Problem ist der Standort. „Hier im Ruhrgebiet gibt es mit Schalke, Dortmund, aber auch Gladbach lukrative Alternativen.“ Daneben kommt die sportliche Situation: Aktuell steht RWO zwar mit Rang drei in der Regionalliga gut da, doch die Zeiten von zweiter, oder erster Bundesliga wecken bei vielen noch andere Erwartungen.
Wenn es dann nicht so gut läuft und Spiele verloren gehen, neigt der Oberhausener schnell dazu, zu Hause zu bleiben“, berichtet Schäfer. Und auch in dieser Saison gab es bei den Kleeblättern das eine oder andere Tief, wie mit der Pleite in Wuppertal oder der Heimschlappe gegen den Letzten, den 1. FC Kaan-Marienborn.
Insgesamt sieht Bernhard Schäfer positive Entwicklung
Auch Stephan Balting kennt den Mechanismus, dass wenn es bei RWO nicht läuft, Zuschauer weg bleiben. „Viele haben neben RWO einen anderen Herzensverein wie Schalke und haben dann falsche Vorstellungen was RWO angeht. Doch die Vereinsliebe sollte sich nicht über den Erfolg definieren.“ So sieht es auch Bernhard Schäfer, der seit den 90er Jahren RWO-Anhänger ist und zwei Jahre als Fanbeauftragter im RWO-Aufsichtsrat saß. „Jeder Fan hat den Traum, dass RWO bald wieder höher spielt. Doch der Kontakt nach oben ist ohne Frage da. Nur hat Viktoria Köln eben auch noch einmal ganz andere finanzielle Möglichkeiten.“
Insgesamt sieht Schäfer eine positive Entwicklung, vor allem in Verbindung mit der neuen Tribüne. „Die Stimmung ist eine ganz andere als vorher, was ein wichtiges Signal für den Verein ist.“ Von utopischen Zielen will Schäfer sowieso nicht sprechen. Ein Schnitt „um die 2500“ sei für die Regionalliga schon ein guter Anfang.
„Komm’ doch mal mit zu RWO“
Stephan Balting sieht sein Engagement für RWO als selbstverständlich an und fordert auch andere Fans, für ihren Lieblingsverein im Familien- oder Freundeskreis zu werben. Nach dem Motto: „Komm’ doch mal mit zu RWO. Vielleicht bleibst du dabei.“ Autor: Sebastian Stachowiak