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Pannen-Premiere von Amazon mit Kommentator in Heimarbeit

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Statt des TV-Blackouts gab es die Live-Übertragung von Werder Bremen gegen Bayer Leverkusen plötzlich auf zwei Plattformen. Neben DAZN sendet auch Amazon. Das führt zu einer absurden Konstruktion und einigen Problemen - und zu der Frage nach der Zukunft.

Die Bundesliga-Premiere des Internetriesen Amazon kam erst auf den letzten Drücker zustande - und führte zu technischen Pannen und einigen Spötteleien. „Ton und Bild bei Amazon Prime so weit auseinander wie die Spieler auf der Ersatzbank“, twitterte ein Fußballfan, weil das TV-Debüt des US-Konzerns in der 1. Bundesliga von einer nervenden Tonverzögerung gestört wurde. Grund war eine TV-Produktion mit einer bizarren Konstruktion.

Der überraschende TV-Deal war am Montag erst rund fünfeinhalb Stunden vor dem Anpfiff des Geisterspiels Bremen gegen Leverkusen perfekt gemacht worden. Amazon erwarb - wie zuvor DAZN - von der Deutschen Fußball Liga das Übertragungsrecht. Möglich war das nur, weil der Konzern Eurosport/Discovery nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur seinen Vertrag mit der DFL gekündigt hatte.

Bei den rund 24 Stunden vor der Übertragung begonnenen Vorbereitungen und der knapp zweistündigen Live-Übertragung spielte kurioserweise Eurosport eine entscheidende Rolle. Der Spartensender war neben dem TV-Dienstleister Plazamedia an der Produktion beteiligt - auch die Moderatorin Anna Kraft und der Kommentator Matthias Stach arbeiten sonst bei Eurosport.

Der Kommentar von Stach, der von zu Hause aus arbeitete, kam einige Sekunden zu spät beim Zuschauer an. In der Halbzeit brach die Videoschalte mit dem früheren Bayer-Spieler Jens Nowotny fast zusammen. Daneben gehörten auch Tippfehler und falsche Rückennummern bei den Aufstellungen zum Debüt des Internet-Riesen, der in Deutschland zuvor nur Audio-Rechte der Bundesliga gekauft hatte.

„Einige Kunden erlebten leider eine Tonverzögerung beim Live-Kommentar, die bis Ende des Spiels nicht restlos behoben werden konnte“, erklärte ein Sprecher auf dpa-Anfrage. Anfängerfehler würde das im Fußball-Deutsch heißen. Denn auffällig ist: Amazon erlebte bei seinem Bundesliga-Debüt ebenso technische Probleme wie sie bei der Premiere des Eurosport-Players vor drei Jahren und im Vorjahr beim Debüt des Streamingdienstes DAZN zu beobachten waren.

DAZN hatte am Montag keine größeren Probleme, war aber vom DFL-Deal mit Amazon überrascht worden. Bisher zeigte der kostenpflichtige Streamingdienst die Bundesliga über einen Sublizenz-Vertrag mit Eurosport, der 40 Punktspiele umfasst, davon 30 am Freitag sowie jeweils fünf am Sonntag und Montag. Doch dieser Kontrakt ist wegen der Eurosport-Kündigung derzeit nicht gültig.

Daher hatte sich DAZN am Sonntag mit der DFL auf einen Kontrakt für zunächst ein Spiel geeinigt. Doch dabei handelte es sich um kein Exklusiv-Recht, so dass die Liga mit dem Amazon-Deal zusätzliches Geld einnehmen und zusätzliche Reichweite erzeugen konnte. Wie viele Prime-Kunden die Partie tatsächlich gesehen haben, wollte Amazon nicht verraten. Auch von DAZN gab es keine Zahlen.

Wie geht es nun weiter? „Hinsichtlich weiterer Spiele befindet sich die DFL in Gesprächen“, heißt es bei der Liga. Am Wochenende geht es sogar um zwei Spiele, die Freitagsbegegnung mit dem Berliner Derby Union gegen Hertha sowie die Partie am Sonntag um 13.30 Uhr (Schalke gegen Augsburg).

Ein Blackout ist jedenfalls nicht zu befürchten, da es offensichtlich Interessenten gibt. Neben DAZN und Amazon würde auch die Telekom als inzwischen etablierter Sport-Sender in Frage kommen. Anders als ARD oder ZDF: das Rechtepaket gilt nur für den Pay-Bereich.

Auch langfristig ist das kurzfristige Amazon-Debüt als Zeichen zu verstehen. Der US-Konzern, der zuletzt Rechte für die englische Premier League und die Champions League gekauft hatte, dürfte auch bei der auf Juni verschobenen Auktion der DFL für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 kräftig mitbieten. Geld genug hat Amazon. dpa

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