RWE

Nowak über Hafenstraßen-Atmosphäre und Wintertransfers

[article=441344]Hier geht es zum ersten Teil des großen RS-Interviews mit RWE-Sportchef Jörn Nowak.[/article]

Sie beobachten das alles ein wenig aus dem Hintergrund. Wie nehmen Sie die Atmosphäre an der Hafenstraße wahr? Diese Stimmung lässt mich natürlich alles andere als kalt. Das ist alles wunderbar und toll. Es ist ein Stück weit Bestätigung unserer Arbeit. Denn: Dass so eine Stimmung herrscht, da spielen ja viele Dinge zusammen. Das ist dann auch ein Beweis dafür, dass wir alle aktuell gute Arbeit leisten. Wir wollen einen Fußball spielen lassen, der zeigt, dass in Essen die Post abgeht. Das gelingt uns zurzeit. Die Mannschaft hat sich diese Stimmung erkämpft und soll sich auch nach den erfolgreichen Spielen gerne feiern lassen. Das sind die Momente der Spieler. Ich bleibe da gerne im Hintergrund. Die Fans kommen ja nicht für den Vorstandsvorsitzenden oder Sportdirektor ins Stadion. Sie kommen an die Hafenstraße, um ihre rot-weisse Mannschaft nach vorne zu peitschen.

Trotzdem: Auch Sie könnten sich durchaus feiern lassen. Von den 15 Zugängen haben Sie fast nur Volltreffer gelandet. Wir sehen uns hier als großes Team. Natürlich war das auch mein Verdienst, aber man muss da aufpassen in der externen Betrachtung. Der Trainer hat auch ein großes Mitspracherecht bei der Kadergestaltung, wie auch der Sportdirektor Einfluss am Spieltag hat. Das greift alles ineinander über. Wir können sicherlich alle in den Spiegel schauen, weil alles gut funktioniert.

Wenn man ein Haar in der Suppe suchen will, dann muss man sagen, dass einzig die Transfers von Felix Herzenbruch, Jan Neuwirt, Benjamin Wallquist und Hamdi Dahmani noch nicht aufgegangen sind. Herzenbruch hatte in der wichtigen Phase der Vorbereitung Pech mit Verletzungen. Die jungen Leute wie Neuwirt oder Wallquist werden noch kommen. Da bin ich mir sicher. Jan trainiert seit Wochen überragend. Benny kam als U19-Spieler aus Hoffenheim und ist unser jüngster Mann im Kader. Hamdi haben wir als Topspieler verpflichtet. Er war Kapitän in der 3. Liga. Bei ihm warten wir nur auf den Moment, bis er sich für seinen Fleiß und sein Engagement belohnen wird. Dieser Moment wird auch kommen.

Worauf haben Sie bei den Verpflichtungen großen Wert gelegt? Wir hatten in dieser Saison die Konstellation, dass wir sehr wenig Zeit für die Kaderzusammenstellung hatten. Wir haben im sportlichen Bereich ein Credo: Wir verpflichten keinen Spieler, von dem wir nicht alle überzeugt sind. Es gab auch Jungs, die wir haben wollten, die hier am Tisch saßen und es einfach nicht gepasst hat. Da hören wir dann auch auf unser Bauchgefühl.

Der Trainer funktioniert, die Zugänge überzeugen: Haben sie ein wenig Sorge, dass mal ein Erst- oder Zweitligist an Trainer Titz oder Spieler wie Amara Condé rangehen könnte? Ich habe da keine Sorge, weil ich Mannschaft und Trainerteam täglich sehe. Ich nehme eine hohe Arbeitszufriedenheit wahr. Ich bin davon überzeugt, dass alle, die hier bei RWE rumlaufen, das gleiche Ziel verfolgen. Wir haben Verpflichtungen für die Zukunft getätigt. Wir haben Jungs geholt, die mit diesem Verein den Weg nach oben gehen können. Gerade die Top-Performer fühlen sich hier sehr wohl und wissen, welches Potential in diesem Verein schlummert. Sie wollen das hier weiter mitgestalten. Daher kann ich schon die Angst nehmen, dass wir uns während der Saison selbst schwächen und dadurch unsere ambitionierten Ziele gefährden.

Wir haben fast schon wieder den Oktober: Sind Wintertransfers geplant - in beide Richtungen? Wir sind natürlich im Moment auch als Verein für gute Spieler interessant. Aber es ist schwierig, weil wir keine Planungssicherheit haben und nicht wissen, in welcher Liga wir in der neuen Saison spielen werden. Zudem wird derjenige, der sich in der Relegation durchsetzt, der letzte Verein der nächsten Drittliga-Saison sein. Das ist schon ein Nachteil. Aber so weit denken wir noch gar nicht. Für uns geht es immer darum, die Mannschaft auf das nächsthöhere Level zu bringen. Somit schauen wir uns immer um, was man tun kann. Dass uns Spieler im Winter verlassen, ist momentan nicht abzusehen. Wir haben Stand heute keine akute Handlungsnot.

Stichwort Relegation: Wie sehr schauen Sie auf die Nordost-Tabelle? Ich komme ja aus der Region, deshalb interessiere ich mich automatisch dafür. Man schaut immer, wie es in den anderen Staffeln aussieht. Diese Hausaufgaben muss man machen. Aber das hat nichts mit einem eventuellen Relegationsgegner zu tun. Wir haben acht Spiele absolviert und sind noch weit davon entfernt, unsere eigene Liga zu gewinnen. Alles andere ist Zukunftsmusik.