"Müssen es kapieren"

Naldo will Schalke wachrütteln

Wenn sich die Schalker Spieler an diesem Dienstag auf den Weg zum Champions-League-Spiel am Mittwoch in Istanbul machen, dann wird es für Naldo eine Rückkehr in die Stadt der bittersten Niederlage seiner Karriere. Am 20. Mai 2009 verlor er mit Werder Bremen in der türkischen Metropole das Finale um den damaligen Uefa-Pokal gegen Schachtjor Donezk mit 1:2 nach Verlängerung, Der Profi vergoss danach auf dem Platz bittere Tränen und klagte: „Ich bin sehr traurig.“ Naldo hatte damals mit einem gewaltigen Freistoß sogar das Tor für Werder geschossen – verpasste aber dennoch den größten Erfolg seiner Karriere.

Die Erinnerung daran kehrt jetzt zurück, wenn Naldo nun zum ersten Mal nach neun Jahren wieder nach Istanbul kommt. Wenigstens ist der Schauplatz nicht derselbe: Das Uefa-Pokal-Finale mit Werder Bremen fand seinerzeit im Stadion von Fenerbahce Istanbul statt – mit Schalke spielt er an diesem Mittwoch (21 Uhr MESZ) in der Champions League bei Galatasaray.

Aus eigener Erfahrung weiß Naldo aber, was in türkischen Arenen abgeht. Auch das Türk-Telekom-Stadion von Galatasaray gilt als Hexenkessel. Naldo sagt aber, dass Schalke das jetzt nicht beeinflussen darf: „Es muss uns egal sein, was die türkischen Fans machen – die kommen ja nicht auf den Platz. Auf dem Platz sind es elf gegen elf. Da müssen wir zeigen, was wir können.“ Endlich muss es Schalke mal zeigen, möchte man hinzufügen.

Nur fünf Treffer in acht Bundesliga-Spielen

Auch Naldo, der immer so viel Optimismus ausstrahlt, ist mittlerweile genervt davon, dass Königsblau in dieser Saison nicht ins Rollen kommt. Der Rückschlag am Samstag bei der 0:2-Niederlage gegen seinen Ex-Klub Bremen war für ihn so ernüchternd, dass er jetzt schnellstens eine Korrektur einfordert: „Es ist nicht nur die Sache, dass wir zu Null spielen müssen, wir müssen uns auch mehr Chancen kreieren. Der Trainer sagt das immer wieder, aber wir müssen es noch mehr kapieren.“

Ganze fünf Tore hat Schalke in acht Bundesligaspielen zustande gebracht – das ist das Hauptproblem. Aber Naldo fordert, dass man auch mit einer lahmen Offensive eigentlich viel mehr erreichen müsste: „Wenn wir kein Tor schießen, müssen wir es cleverer machen – so wie in der letzten Saison. Dann müssen wir kompakt bleiben und die eine Chance, die sich bietet, dann eiskalt nutzen – das war oft so in der letzten Saison. Ich weiß nicht, warum das jetzt nicht so funktioniert.“ Naldo fragt sich, wo die Cleverness geblieben ist, die Schalke im Vorjahr ausgezeichnet hat.

Jetzt steht die Mannschaft vor einer wegweisenden Woche: Erst das heiße Duell am Mittwoch in Istanbul, dann am Sonntag das schwere Bundesliga-Auswärtsspiel bei RB Leipzig. „Das wird nicht einfach“, weiß der Abwehrchef und fordert: „Aber wir sind Schalke. Wir müssen den Kopf hoch halten und eine breite Brust zeigen.“

Vier Zähler aus den ersten beiden Partien

In der Champions League hat Schalke wenigstens noch eine gute Ausgangsposition, da ist nach vier Punkten aus den beiden ersten Spielen gegen Porto und in Moskau noch alles im Lot. Und Naldo hofft, dass das so bleibt: „Wenn wir gewinnen oder unentschieden spielen, sieht es super aus. Aber wir müssen schon wissen, dass es sehr schwer wird. Diese Cleverness, die uns zuletzt gefehlt hat, müssen wir am Mittwoch zeigen.“ Ganz konkret fordert er von seinen Mitspielern: „Wir müssen eng am Gegner bleiben, dass er kaum Tormöglichkeiten bekommt. Wenn wir das Spiel so kontrollieren können, haben wir eine große Chance, dass wir gegen Gala drei Punkte holen können.“

Naldo rüttelt Schalke wach: Diese Denkweise soll jetzt schnell wieder in die Köpfe. „Wir müssen nicht immer reden – wir müssen es kapieren und auf dem Platz zeigen.“ Dass dabei mit Ralf Fährmann der Rückhalt im Tor ausfällt, sollte Schalke verkraften, findet Naldo, der bei Fährmanns Stellvertreter Alexander Nübel keine Bedenken hat: „Das ist ein Junge, der immer Gas gibt im Training – ich freue mich für ihn, dass er gegen Bremen gespielt hat. Aber ich wünsche auch Ralf Fährmann, dass er schnell wieder gesund wird.“

Auch das heiße Spiel bei Galatasaray traut Naldo dem jungen Nübel zu: „Auf jeden Fall. Er strahlt Erfahrung aus.“ Und das wird nötig sein im Hexenkessel von Istanbul.

Autor: Manfred Hendriock