Das Spiel des VfL Bochum beim Karlsruher SC (Sonntag, 13,30 Uhr) wäre das 1.108 Pflichtspiel des VfL in Folge gewesen, das der Kult-Reporter aus dem Stadion für Radio Bochum oder seinen Vorgängersender „98,5“ moderiert oder als Printjournalist begleitet hätte. Eine sicher bundesweit einmalige Serie, die ihm rund um die Castroper Straße und in der Stadt Legendenstatus eingebracht hat.
Doch „Corona“ bereitet dieser Serie nun ein jähes Ende. Weil das DFL-Konzept für Lokalradios grundsätzlich keine Akkreditierungen vorgesehen hat, hat der Karlsruher SC den Zugang zum Stadion nicht erlaubt. Der Zugang der Journalisten zu den sogenannten Geisterspielen ist auf zehn Personen stark begrenzt worden. In der vergangenen Woche beim Heimspiel des VfL gegen den 1. FC Heidenheim hatte der VfL Bochum noch eine Ausnahme machen können, da die Anzahl an Anfragen nicht vorgelegen hat.
VfL Bochum zum ersten Mal seit 30 Jahren ohne Günther Pohl
Damit endet eine 30 Jahre lange Serie. Seit 1965/66 begleitet der 66-Jährige den VfL privat, zunächst als Fan. „Das erste Bochum-Spiel, das ich als Journalist begleitet habe, war das 2:1 im Heimspiel gegen Mönchengladbach am 1. Mai 1990“, erklärte Pohl anlässlich seines 1000. Einsatzes in einem Interview mit RevierSport.
„Mein erster Radio-Einsatz war bei einem Pokalspiel bei Waldhof Mannheim. Der VfL verlor 2:3 nach 0:3-Rückstand. Zweifacher Torschütze war Dieter Hecking. Da spielten noch Christian Wörns und Roland Dickgießer. Ich glaube, damals war Bochum sogar noch eine Liga über Mannheim.“ Was er ja heute wieder ist.
Im Einsatz - ohne Internet und Laptop
Dabei erlebte er den radikalen Wandel des Fußballs auch an seinem Arbeitsplatz mit. „Es war eine ganz andere Berichterstattung damals. Die Spiele waren meistens samstags. Ich habe in der Zeit für den RevierSport geschrieben. Der erschien immer sonntags. Es gab kein Internet, keinen Laptop. Damit ich die Texte abliefern konnte, bin ich nach dem Spiel zu einer Tankstelle gefahren, habe in der Redaktion angerufen und mich dann zurückrufen lassen, um die ersten beiden Seiten der Berichterstattung durchzugeben.“
Dann sei er weitergefahren: „Die nächste Tankstelle, wieder anrufen lassen und den Rest durchgegeben. Dann habe ich noch nachts die Kassette mit den Interviews für die Berichterstattung im Radio in den Briefkasten geworfen. Dann habe ich ein paar Stunden geschlafen, bin ins Studio gefahren und habe den Kommentar für das Spiel live durchgegeben.“
Berichten wird er über das Spiel für Radio Bochum dennoch. Aus einem eigens für ihn eigerichteten Studio.