Der Blick von Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht sprach Bände. Nur 2:2 gegen zehn Bielefelder, fünf Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, dazu das deutlich schlechtere Torverhältnis gegenüber den Konkurrenten Ingolstadt und Magdeburg: Selbst Kämpfertyp Lieberknecht weiß, dass er den Abstieg in den letzten drei Saisonspielen jetzt nicht einmal mit Superkräften verhindern könnte.
Bei der Frage nach der Verantwortung wird sich auch Torsten Lieberknecht stellen müssen. Der heimschwache MSV weist die schlechteste Rückrunden-Bilanz aller 18 Zweitligisten auf, gewann nur magere zwei von 14 Spielen. Die Bilanz eines Absteigers. Doch die Hauptschuld am sportlichen Dilemma trifft nicht Lieberknecht, der im Oktober 2018 die Nachfolge des glücklosen Ilia Gruev angetreten und beim Amtsantritt gleich gegen den 1. FC Köln gewonnen hatte.
Die Kaderzusammenstellung passte in dieser Spielzeit hinten und vorne nicht, auch wenn sich die Zebras gegen Bielefeld von ihrer besseren Seite zeigten und kämpften wie Löwen. Manager Ivica Grlic hat unbestritten große Verdienste um den MSV. Als Spieler war er lange Publikumsliebling, nach dem Weggang von Sportchef Bruno Hübner zu Eintracht Frankfurt (Sommer 2011) sprang der Ex-Nationalspieler früher als geplant ins kalte Manager-Wasser. Nach dem Lizenzentzug 2013 bastelte Grlic mit geringen Mitteln unter Hochdruck eine komplett neue Mannschaft, die es schaffte, in der 3. Liga im vorderen Mittelfeld zu landen. Im zweiten Jahr gelang der Wiederaufstieg.
Doch bei der schonungslosen Analyse, die der Traditionsklub in den kommenden Tagen durchführen muss, wird auch Thema sein, dass es Ivica Grlic nicht gepackt hat, den MSV fest in der 2. Liga zu etablieren. Der zweite Abstieg nach der verlorenen Relegation im Mai 2016 ist für den nach wie vor hoch verschuldeten Verein ein schwerer Schlag.
In der 3. Liga rechnen die Verantwortlichen aufgrund der wegbrechenden Zweitliga-TV-Fernsehgelder mit einem Minus von rund drei Millionen Euro. Auf dem Weg zur Konsolidierung legen die Duisburger nicht den Vorwärtsgang, sondern den Rückwärtsgang ein. Und ob alle Fans, die das Team gegen Bielefeld leidenschaftlich nach vorne peitschten, die 3. Liga erneut mit großer Lust annehmen, darf zumindest bezweifelt werden. Fahrstuhlfahren kostet nicht nur bei den handelnden Personen, sondern auch bei den Anhängern reichlich Kraft.
Autor: Thomas Tartemann
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