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MSV hofft auf Befreiungsschlag

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Für die Zebras ist ein Sieg gegen Erzgebirge Aue Pflicht, um die Intensivstation der 2. Bundesliga zu verlassen. Um Tore schießen zu können, legt Fabian Schnellhardt Sonderschichten ein. 

Defibrillator-Woche beim MSV Duisburg: Man kennt das ja aus dem Fernsehen. Der Arzt ruft erst sehr besorgt: „Kammerflimmern“. Dann „Laden auf 200.“ Und schließlich: „Weg vom Tisch.“ Drei gezielte Stromstöße, und das sieche Zebra kann sich mit neun Punkten mehr selbst von der Intensivstation entlassen. Am Sonntag gegen den Tabellenvierzehnten Erzgebirge Aue (13.30 Uhr), am Mittwoch beim Aufsteiger aus Magdeburg (Platz 16) und dann am Samstag darauf wieder daheim gegen den Jahn aus Regensburg (Platz 15) müssen die Batterien glühen. Nach dem 2:2 bei Union Berlin übernimmt die Krankenkasse die Kosten: Die Behandlung lohnt.

Operation gelungen, Patient tot

Chefarzt Ilia Gruev will freilich nicht weiter schauen als bis morgen. Er sagt, was Trainer immer sagen: „Wichtig ist für mich, Spiel für Spiel anzugehen.“ Das ist ausnahmsweise keine Floskel: Die Zebras sollten bereits in der Partie sich und ihre Fans elektrisieren und der Mannschaft aus die Sachsen „den Saft“ abdrehen. Ohne viele Umschweife: Nur ein Sieg zählt. „Deutlich besser zu sein als der Tabellenplatz“, „alles tun“ und sich „als Einheit präsentieren“, wie der Coach die Partie an der Alten Försterei in Köpenick bilanzierte, all das reicht nicht. Kennt man ja: Operation gelungen, Patient tot. Drei Punkte müssen her. Ende der Geschichte.

Fabian Schnellhardt, auf der Sechs gelernter Obermaschinist des Teams, hat aus dem Remis bei Union genug Selbstbewusstsein für den befreienden Schlag gesammelt: „Der Knoten sollte geplatzt sein. Weiteren Toren gegen Aue steht nichts mehr im Weg“, sagte er beim Pressegespräch gestern. Wer soll sie schießen? Ganz vorne hat sich die Auswahl der Vollender reduziert: John Verhoek fällt schon seit dem Fürth-Spiel mit einer Schulter-Verletzung aus. Richard Sukuta-Pasu muss für Sonntag mit einer Magen-Darm-Grippe absagen. Stanislav Iljutcenko und Borys Tashchy sind damit als Spitzen gesetzt. Moritz Stoppelkamp fällt mit einem Muskelfaserriss drei bis vier Wochen aus. Vermutlich wird Ahmet Engin auf die Position rücken. Rechts spielt Cauly Souza. Der Außendienstmitarbeiter erzielte das erste MSV-Tor in dieser Zweitliga-Saison. Den zweiten Treffer bereitete er vor. So macht man sich unentbehrlich. Fabian Schnellhardt könnte auch mal wieder eine Hütte machen. Seinen letzten Treffer hat der Feinmechaniker im Februar 2017 gegen Preußen Münster erzielt. An Gelegenheiten danach mangelte es nicht. Wohl aber an die Zielgenauigkeit. Trainer Ilia Gruev, der den Mann mit der 10 als in der Liga etabliert bezeichnet, lobt vor allem Schnellhardts Fähigkeiten, den Ball zu erobern. Dann erzählt er auch, dass der Feinmechaniker nach dem Training Sonderschichten in Sachen Abschluss fahre.

Teamgeist scheint wieder zu stimmen

Schnellhardt selbst nervt die Frage nach seiner Fähigkeiten beim Abschluss eher: „Für mich ist das Thema nicht so groß. Ich gehe nicht jeden Abend ins Bett und sage mir: Du musst morgen ein Tor schießen.“ Er habe sich über den Treffer von Cauly Souza so sehr gefreut wie über einen eigenen Treffer, lässt er noch wissen. Das verrät: Der Teamgeist scheint (wieder) zu stimmen. Ilia Gruev verweist darauf, dass Schnellhardt für schöne und wichtige Treffer stehe. Hinweis zum Sonntag: Da ist jedes Tor wichtig und selbst, wenn es reingekrümelt wäre, noch sehr schön. Doch zurück zum Personal, das hoffentlich voller Energie auf den Platz geht. Dustin Bomheuer kann nach überstandener Gehirnerschütterung zurück in die Innenverteidigung. Im Tor wird Daniel Mesenhöler stehen. Das überrascht wenig, auch wenn der Keeper beim 0:1 in Berlin nicht ganz positionssicher wirkte. Für eine Torhüter-Diskussion ist nun wahrlich kein Platz mehr auf dem Arztbrief.

Man hat ohnehin andere Sorgen: Die Ausfälle von Verhoek, Sukuta-Pasu, Stoppelkamp, Christian Gartner und Enis Hajri engen die Auswahlmöglichkeiten des Trainers ein. Vielleicht aber ist das gar kein so großer Nachteil. Wurde nicht vermutet, dass die Konkurrenz das Geschäft allzu sehr belebt hatte? Der Druck hat nachgelassen. Gruev sagt über den reduzierten Kader: „Momentan ist es nicht so einfach. Aber wir meckern nicht. Ich bin mir sicher, dass wir mit den 18 Spielern, die wir derzeit haben, auch das schaffen.“

Zum Gegner so viel: Aue, das sich im Vorjahr über die Relegation rettete und den Zebras zweimal 0:2 und 1:3 unterlag, konnte mit einem 3:1-Heimsieg gegen St. Pauli den ersten Dreier einfahren. Die Mannschaft von Trainer Daniel Meyer gehört zu der Kategorie „Kann man schlagen, muss man vielleicht sogar schlagen.“

Autor: Hermann Kewitz

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