Schalke

Matondo ist die S04-Wette auf die Zukunft

In einem wenig behaglichen Viertel Cardiffs, im Schatten eines riesigen Stahlwerks, wartete Nachmittag für Nachmittag das Paradies. "Als ich drei oder vier war", so erinnert sich Rabbi Matondo, "da hat mich mein Vater immer mit in den Park genommen. Da waren 30 oder 40 Kinder, die Fußball einfach liebten, und wir haben in wechselnden Teams gekickt."

14 Jahre später ist Matondo 18 und nicht nur ein Zehn-Millionen-Euro-Zugang von Schalke 04. Er ist ein junger Mann, für den die Königsblauen sogar zu einer Wette auf die Zukunft bereit sind, ohne an die Baustellen der Gegenwart zu gehen.

Der Verein holte im Winter bewusst nicht den Stürmer, den das Team sehr dringend gebraucht hätte. Beides ging nicht. Also holte er Matondo. Jung und trickreich, gewandt und pfeilschnell: Es ist kein Zufall, dass sein Profil jenem des Bundesliga-Senkrechtstarters Jadon Sancho von Borussia Dortmund sehr ähnelt.

In England erzählt man sich von ihm gar wundersame Dinge. Matondo scheint dies beinahe peinlich zu sein. "Ich habe damals diesen Rekord gebrochen, ja", sagt er zurückhaltend, "aber ich bilde mir nicht viel darauf ein." Dabei, das zählt ganz besonders auf Schalke viel, hat er damals sogar Leroy Sane abgehängt. Der war ja den umgekehrten Weg von Schalke nach Manchester gegangen.

Schalkes Matondo mit einer Fabelzeit bei 20-Meter-Sprints

In der Akademie der Citizens jedenfalls standen die Fitnesstests an. Dazu gehörten auch 20-Meter-Sprints. Matondo legte eine Fabelzeit von 2,62 Sekunden hin. "Es stellte sich heraus, dass es die beste Zeit der gesamten Jugendakademie war - später erfuhr ich, es war sogar die beste Zeit im gesamten Verein. Inklusive Profis."

Seitdem ist es diese schöne Geschichte, die seinem Namen vorauseilt. "Er ist ein unglaublich schneller Flügelspieler, ein junges Talent. Ich weiß, wie gut er ist", sagt selbst City-Teammanager Pep Guardiola, den Matondo verehrt. Als der junge Waliser aber letztlich den Verein verließ, rief ihm der Star-Trainer schnippisch hinterher: "Wenn sie keine Geduld haben, sollen sie halt gehen."

Schalke will geduldig sein. Sie könnten ein wenig offensive Inspiration wahrlich gebrauchen, sofort und immer wieder. Doch Trainer Domenico Tedesco spricht davon, der Neue werde "mittel- und langfristig" ein Gewinn sein: "Er ist in der Lage, jedes Eins-gegen-Eins zu lösen." Der junge Mann sei "das erste Mal im Ausland. Er wird also seine Zeit bekommen".

Sein erstes Profispiel auf Schalke hat er jedenfalls bereits hinter sich gebracht. Es lässt sich sagen, dass er danach einigermaßen beeindruckt war. "Ein wundervoller Moment für mich, auf den ich mein ganzes Leben gewartet habe", schwärmte er, was bei einem 18-Jährigen etwas merkwürdig klingt. "Die Fans sind einfach wundervoll, fantastisch."

Die Journalisten bat er, mit der Beurteilung seiner Schnelligkeit etwas zu warten. Er habe noch nicht alles gezeigt. sid