Anthony Losilla stand schon am Bus im Schatten der Voith-Arena in Heidenheim, als die meisten seiner Kollegen ihren Frust noch in der Kabine schoben. Der Führungsspieler des VfL Bochum hatte unfreiwillig nach 33 Minuten den Rasen räumen müssen – Gelb-Rot. Nach einer Grätsche im Mittelfeld gegen Sebastian Griesbeck. Eine Schlüsselszene bei der 2:3-Niederlage des VfL Bochum in Heidenheim, der nach gut einer halben Stunde noch mit 2:1 geführt hatte, wenn auch überaus glücklich.
Losilla ist ein Teamplayer, ein Musterprofi, der immer auch an die Mannschaft denkt. Einer, der nicht immer alles kann, der aber immer alles gibt. Der 32-Jährige lebt und ernährt sich professionell, auch deshalb ist er fast nie verletzt. Losilla ist ein Spielertyp, wie ihn sich ein Trainer nur wünschen kann.
Ein Lob an seine Teamkollegen
Jetzt steht der Franzose da am Bus, stellt sich. Er ist tief enttäuscht. Er ist sauer auf sich selbst. „Das darf so einem erfahrenen Spieler wie mir nicht passieren“, sagt der Mittelfeldstratege. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir hier gewinnen, wenn wir elf gegen elf zu Ende spielen.“ Er lobt die Kollegen, die zehn beziehungsweise inklusive der Wechselspieler 13 Mann, die „überragend gekämpft, alles gegeben haben“.
Es ehrt Losilla, dass er die Last der zweiten Niederlage in Folge auf sich nimmt. Aber nur an seinem höchst überflüssigen Foul, das Gelb-Rot nach sich zog, lag die Pleite nicht. Seine erste Gelbe Karte holte sich Losilla in Minute 15 ab, als er ein taktisches Foul ziehen musste, weil mehrere Bochumer Kollegen schlampig in den Zweikampf gegangen waren. Überhaupt verschlief der VfL erneut die Anfangsphase, in den ersten 20 Minuten spielte nur Heidenheim. Sebastian Schindzielorz, der Geschäftsführer Sport, nannte die VfL-Spielführung zu Beginn „lethargisch“. Bochums linke Seite mit Maxim Leitsch, Timo Perthel und dem unsichtbaren Sidney Sam war völlig überfordert, mit dem 0:1 war der VfL gut bedient. Losilla übrigens war es, der schon nach vier Minuten mit einer Rettungsaktion auf der Linie ein noch früheres Gegentor verhindert hatte.
Dass der VfL Klasse und Qualität hat, zeigte sich erstmals in Minute?20, als die drei besten Bochumer des Samstags für den überraschenden Ausgleich sorgten. Tim Hoogland schickte Stefano Celozzi, der den Vorzug vor Jan Gyamerah erhalten hatte. Der Kapitän legte mustergültig zurück, der heranrauschende und auch defensiv sich verausgabende Lukas Hinterseer vollstreckte in Torjäger-Manier. Dem 1:1 folgte das 2:1 von Tim Hoogland nach starker Hinterseer-Aktion, ehe das Unheil seinen Lauf nahm.
Eine Stunde lang musste Bochum sich in Unterzahl wehren, formiert im 4-4-1. Das gelang lange gut. Hätte Jan Gyamerahs Schuss nicht seinen Meister in Torwart Müller gefunden und wäre Celozzis Volleyschuss nicht an den Pfosten gekracht, sondern ins Tor gerauscht, „wäre der Sack wohl zu gewesen“, sagte Trainer Robin Dutt. So aber drehte der von Beginn an hochmotivierte FCH die Partie noch. Robert Glatzel per Kopf und Marc Schnatterer mit einem direkt verwandelten Freistoß aus 18?Metern, den der diesmal schwache Robert Tesche mit einem auch nicht zwingenden Foul ermöglicht hatte, schickten die Bochumer frustriert nach Hause.
Ein Punkt ist zu wenig
Einen Punkt nur holte der VfL damit in der Englischen Woche. „Das ist absolut enttäuschend“, sagte Schindzielorz. Dutt sprach sinngemäß von einem Tief zur Unzeit, das man nicht nur mit den Ausfällen erklären dürfe. „Das wäre zu einfach“, sagte Dutt. Mit Danilo Soares (Innenbandzerrung) ist gegen Arminia Bielefeld am Freitag weiter nicht zu rechnen. Ob Robbie Kruse (Wadenprobleme) und Sebastian Maier (Leistenprobleme) dabei sein können, bleibt abzuwarten.
Definitiv ausfallen wird der gesperrte Losilla. In Heidenheim zeigte sein erster Vertreter Vitaly Janelt eine ordentliche Leistung, auch der erfrischend auftretende Südkoreaner Chung-Yong Lee dürfte nach seiner geglückten Startelf-Premiere im Team bleiben.
Klar ist: Nach zwei Niederlagen ist der Druck vor dem Derby gegen die Arminia gestiegen, sonst verliert Bochum den Anschluss nach oben. Dutt sagt: „Die schwache Woche wird uns nicht umwerfen. Wir müssen jetzt gut regenerieren und dann alles reinhauen.“
Autor: Ralf Ritter