Ein Königsblauer bei den Königsblauen

„Leiharbeiter“ Kenny begeistert Schalke

Schon als Kind war Jonjoe Kenny ein Blauer. Ein Königsblauer. Der Rechtsverteidiger von Schalke 04 wuchs nur eine Meile vom Goodison Park auf - natürlich als „Evertonian“, als glühender Fan des FC Everton. Das Trikot, das er jetzt trägt, hat zumindest dieselbe Farbe wie das, das er schon immer tragen wollte.

„Ich bin mit meinem Onkel zu den Spielen gegangen“, erzählte Kenny in einem interview mit dem Klub-TV der Toffees, „ich wusste: Eines Tages würde ich für den FC Everton spielen.“ Immerhin 31-mal hat sich dieser Traum in der Premier League schon erfüllt. Nicht oft genug für den U20-Weltmeister, der deshalb den Klub, aber nicht die Farben wechselte.

Denn David Wagner hatte gefallen, was er von Kenny beim Klub aus Liverpool gesehen hatte. Der neue Schalker Trainer, über drei Jahre Manager bei Huddersfield Town, setzte sich bei Sportvorstand Jochen Schneider für eine Ausleihe des 22-Jährigen ein. Kenny, zuvor schon an den Drittligisten Wigan Athletic und den Viertligisten Oxford United ausgeliehen, überlegte nicht lange.

„Genau richtig“ fand Kenny die Königsblauen aus Deutschland, auch wenn er seine neuen Mitspieler „erst googeln“ musste. Auch weil er Wagner kannte: „Der Stil, den er spielen lässt, passt zu meiner Spielweise.“ Die ist typisch englisch: rauf und runter an der Außenlinie, immer wieder, „ich gehe gerne nach vorn, schlage Flanken, liebe es aber auch zu verteidigen und zu tackeln“.

In Gelsenkirchen, der Arbeiterstadt im Ruhrgebiet, kommt die Spielweise des Fußballers aus Liverpool, der Arbeiterstadt im Nordwesten Englands, gut an. Auch wenn er im ersten Heimspiel gegen Bayern München (0:3) ungestüm einen Elfmeter verursachte, rannte, grätschte und flankte sich Kenny schnell in die Herzen der Fans. Spätestens als er das erste Schalker Saisontor - nach zwei Berliner Eigentoren - beim 3:0 gegen Hertha BSC erzielte, war er angekommen.

Bleiben wird er allerdings nicht. Schalke hat keine Kaufoption ausgehandelt. Nach einem Jahr geht es zurück nach England zu seinem Herzensklub. In Königsblau will Kenny weiterspielen, aber dort, wo er als kleiner Junge auf der Tribüne saß - im Goodison Park. „Ich habe viele Erinnerungen - als Fan, als Balljunge, als Jugendspieler und an meine bisherigen Einsätze in der Premier League.“ Es sollen noch viele hinzukommen. sid