Mit Entlassungen kennt sich Stefan Krämer in der 3. Liga aus. Für den 54-Jährigen war es in der dritthöchsten Spielklasse bereits der fünfte Rausschmiss seit 2014, nach Januar 2019 [article=518580]folgte Anfang der Woche die zweite Freistellung in Krefeld[/article]. So überraschend und unsinnig die Trennung nach dem Aufstieg und dem starken Saisonstart vor zwei Jahren wirkte, so logisch erscheint sie diesmal. Allerdings nur auf den ersten Blick.
Zwar steht der KFC Uerdingen nach 31 Spieltagen mit 33 Punkten auf dem ersten Abstiegsplatz, der Abstand zum rettenden Ufer beträgt jedoch nur einen Zähler. Auch das ordentliche Torverhältnis von -7 könnte noch von großer Bedeutung werden. Und: Abgesehen vom Last-Minute-K.o. in Halle lieferte die Mannschaft zuletzt gegen die Konkurrenz aus Meppen und Unterhaching ab und hat unter anderem mit einem wiedererstarkten Adriano Grimaldi bewiesen, dass sie Abstiegskampf kann.
An der Einstellung der Spieler haperte es nie. Krämer hob mit seiner kämpferischen und sympathischen Art stets den großen Zusammenhalt hervor und betonte, dass sein Team völlig intakt sei. Was die ständigen Nebenschauplätze (Investoren-Wechsel, Insolvenz, miserable Trainingsbedingungen, Grotenburg-Baustelle usw.) anging, wirkte aber auch er oft genervt. Das war sein gutes Recht. Krämer äußerte öffentlich seinen Unmut und schien über die Pläne des Klubs nicht immer informiert.
Gefühlt geht es beim KFC Uerdingen unter dem neuen starken Mann, Roman Gevorkyan, so weiter, wie es unter Mikhail Ponomarev aufgehört hat. Der KFC lernt nicht aus seinen Fehlern. Dabei haben die Blau-Roten ihrem Ex-Trainer einiges zu verdanken. Krämer trieb den fälligen Philosophie-Wechsel von alten, ausgedienten Profis hin zu jungen, hungrigen Spielern erfolgreich voran und holte unter den schwierigen Umständen noch das Bestmögliche heraus.
Reisinger wieder Interimstrainer
Ob die Entscheidung nun nachvollziehbar ist oder nicht. Mit der Beurlaubung hat es sich der neue Gesellschafter einfach gemacht. Man könnte sie als letzte Patrone im Kampf um den Klassenerhalt bezeichnen. Nun ruhen also vorerst erneut alle Hoffnungen auf Stefan Reisinger. Zum dritten Mal schon übernimmt der ehemalige Bundesligastürmer das Ruder beim KFC. Zuletzt agierte der 39-Jährige vor Krämers zweiter Amtszeit als Teamchef im Duo mit Daniel Steuernagel.
Klar ist: Reisingers Engagement als Cheftrainer wird auch diesmal eher von kurzer Dauer sein. Zunächst wird er am Samstag beim Auswärtsspiel in Verl auf der Bank Platz nehmen. Nach Vereinsgaben wird der Co-Trainer die Mannschaft „in den kommenden Partien“ betreuen. Wie lange das der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. In den darauffolgenden sechs verbleibenden Drittligaspielen könnte Reisinger aber durchaus noch einen Trainer an die Seite gestellt bekommen, der dann auch den erhofften Impuls beim KFC einbringen könnte. Da Reisinger die nötige Fußballlehrer-Lizenz fehlt, darf er eigentlich nur 15 Tage im Amt sein. Eine Sondergenehmigung des DFB liegt vor.
Die nächsten Aufgaben haben es jedoch in sich. Die vier kommenden Gegner liegen alle in der oberen Tabellenhälfte. Erst danach folgen direkte Duelle gegen Kaiserslautern und Magdeburg, ehe es am letzten Spieltag zum Saisonfinale nach Mannheim geht. Etwas Ruhe kehrt beim KFC Uerdingen wohl erst wieder ein, wenn die Mannschaft am Ende der Saison über dem Strich steht. Die Krefelder stehen weiter vor einer ungewissen Zukunft.