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Kapitän Buckmaier über das Wattenscheid-Chaos

Fünf Tore und neun Vorlagen - an drei von vier Toren seiner Mannschaft war er im Schnitt beteiligt: Zweifellos ist Nico Buckmaier eine der Säulen des Regionalligisten SG Wattenscheid 09. Doch der Kapitän hat derzeit andere Sorgen. Denn noch immer warten die Spieler auf ihr Geld. WAZ-Mitarbeiter Dominik Hamers sprach mit dem 26-Jährigen über die aktuelle Situation der Mannschaft.

Nico Buckmaier, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wie sieht Ihre Zukunft aus und wie bewerten Sie die aktuelle Saison? Sportlich weiß das zum jetzigen Zeitpunkt leider niemand. Ich persönlich bin optimistisch, dass ich meine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann im Januar beenden werde. Mit meiner persönlichen Bilanz bin ich einverstanden. Doch der Tabellenplatz spiegelt unsere Hinrunde nicht wider.

Die Mannschaft steht derzeit auf einem Nichtabstiegsplatz. Wie groß war der Kraftakt, das zu schaffen? Er war immens. Wenn ich die Spiele anschaue, gibt es kein Spiel, in dem wir deutlich besser oder schlechter waren. Auch die Tabellenplätze erlauben keinen Aufschluss darüber, wer wie stark ist.

Wie schwierig ist es, unter den aktuellen Bedingungen Fußball zu spielen? Es ist schon sehr schwierig, auch wenn einige von uns das schon von vergangenen Spielzeiten kennen. Es ist teilweise belastend zu hören, wie schwierig die persönliche Situation von einzelnen Spielern ist. Wir warten schon seit Monaten auf das Geld. Und wer neben dem Fußball studiert und nicht arbeitet und seine Wohnung selbst bezahlt, hat Schwierigkeiten. Da kann jeder nachvollziehen, dass es für uns unmöglich ist, 100 Prozent Leistungsfähigkeit zu erzielen.

Geben Sie uns doch einmal einen Einblick: Wie ist aktuell die Stimmung in der Mannschaft? Trotz der schwierigen Situation kommen wir gerne zum Training. Und jeder von uns würde auch spielen, wenn er kein Geld dafür bekäme. Trotzdem ist es ärgerlich, wenn die vertraglichen Zusagen nicht eingehalten werden.

Die VDV berät einige der Spieler in Rechtsangelegenheiten. Was motiviert Sie, jede Woche wieder aufs Neue zu trainieren und zu spielen? Wir sind über die Rechtslage aufgeklärt worden. Aber wir haben uns geeinigt, weiterzumachen. Denn jeder spielt auch für sich selbst. Gerade vor dem Hintergrund einer ungewissen Zukunft.

Was geben Sie als Kapitän den Spielern mit auf den Weg? In den vergangenen Jahren mussten wir schon oft auf Geld verzichten. Bisher wurde noch alles beglichen – auch wenn das natürlich keine Garantie für die jetzige Situation ist. Was mir aber klar geworden ist: Eine derart intensive Zeit schweißt zusammen. Wir helfen und unterstützen uns gegenseitig. Denn wenn man alles nur passieren ließe und das sein lässt, was man tun könnte, würde man sich später ärgern.

Andere Vereine werden auf Wattenscheider Spieler aufmerksam. Bricht das Team auseinander? Wenn alles geregelt ist, gibt es für niemanden einen Grund, den Verein zu verlassen. Es sei denn, da kommt ein Verein mit einem Wahnsinns-Angebot. Dann müsste jeder individuell entscheiden.

Es gibt ein Mitgliederbegehren, das Offenheit fordert. Wie haben Sie das aufgenommen? Für mich ist das nachvollziehbar. Man kann aber auch die andere Seite sehen: Die Vereinsführung steht aktuell allein da. Damit kann man nur an das Wattenscheider Unternehmer-Umfeld appellieren, sich einzubringen. Wir würden gerne das 110-jährige Jubiläum feiern.

Interview: Dominik Hamers