Startseite » Fußball » Regionalliga

Kommentar
Nowaks RWE-Wechsel ist nachvollziehbar

Foto: Micha Korb
Rot-Weiss Essen
Rot-Weiss Essen Logo
13:30
FC Ingolstadt 04 Logo
FC Ingolstadt 04
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Jörn Nowak wechselt im Sommer von Rot-Weiß Oberhausen zum großen Rivalen Rot-Weiss Essen und wird dort neuer Sportdirektor. Die RWO-Fans sind erbost. Ein Kommentar.

Der 15. Februar 2014 war der Tag, der das Berufsleben von Jörn Nowak auf dramatische Art und Weise in eine andere Richtung lenkte. Rot-Weiß Oberhausen trug sein Regionalliga-Auswärtsspiel beim SV Lippstadt aus. Der damalige Innenverteidiger Jörn Nowak kam nach einem seiner Luftkämpfe so unglücklich auf dem Rasen auf, dass er sich das Knie verdrehte. Der Oberhausener Abwehrchef schrie vor Schmerzen, er sollte vom Platz getragen werden. Nowak wollte sich damit aber nicht abfinden. Er stand ohne Hilfe auf, lief einige Meter an der Seitenlinie entlang und fiel dann beim Versuch eines Richtungswechsels zu Boden. Die anschließende Diagnose: Totalschaden im Knie. Neben dem Kreuzband waren auch das Außenband und der Meniskus gerissen. Von dieser Verletzung erholte sich der ehemalige Erfurter trotz eines Comebacks nicht mehr. 2016 musste er seine Karriere beenden. Was ihm von jenem schwarzen Tag in Lippstadt blieb, war der Respekt und die Anerkennung von Fans, Mitspielern und des gesamten Vereins.

Nowak hatte sich zu seiner aktiven Zeit den Ruf eines Kämpfers und Anführers erarbeitet. Ein hochtalentierter Spieler war er nicht, wohl aber einer, der aus seinen Möglichkeiten das Bestmögliche herausholte. Diese Fähigkeit erkannten die RWO-Verantwortlichen und ernannten ihn nach seinem Karriereende zum Nachfolger des Sportlichen Leiters Frank Kontny. Damit lag der Verein goldrichtig. Was Nowak schon auf dem Platz auszeichnete, wirft er auch in seiner neuen Funktion in die Waagschale. Der ehemalige Abwehrspieler ist ein akribischer Arbeiter, der weit mehr als nur Dienst nach Vorschrift leistet.

Nowak muss bei Rot-Weiss Essen alte Zöpfe abschneiden

So ist es ihm in enger Zusammenarbeit mit Mike Terranova in Oberhausen gelungen, eine Spitzenmannschaft zu formen. Mit geringen finanziellen Mitteln. Das hat auch der ungeliebte Rivale aus Essen erkannt. Seit Jahren wird an der Hafenstraße versucht, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Alle Versuche scheiterten kläglich. Jörn Nowak hat bewiesen, dass er genau der richtige Mann ist, um Essen nach oben zu führen. Dem 32-Jährigen wird nachgesagt, dass er im Berufsleben kein umgänglicher Typ sei. Bei den RWO-Spielern gehört er nicht zu den beliebtesten Personen auf dem Oberhausener Vereinsgelände. Nowak scheut keinen Konflikt und spricht Dinge offen an, die ihm nicht passen. In Essen wird er das zu Beginn seiner Amtszeit häufiger tun müssen. Der Kader ist falsch zusammengestellt, mehrere alte Zöpfe müssen abgeschnitten werden. Nowak wird auch unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, um das RWE-Schiff wieder in die richtige Richtung zu lenken.

Eine solche ist auch sein Wechsel von Oberhausen nach Essen. Im Netz wird er von vielen Oberhausener Fans scharf kritisiert. Auf den ersten Blick ist der Frust zu verstehen. RWO kann in diesem Jahr aufsteigen, RWE dümpelt im Mittelfeld der Tabelle herum. Dennoch ist Nowaks Entscheidung für einen Seitenwechsel nachvollziehbar. Auch wenn es die Ergebnisse nicht vermuten lassen, ist das Potential in Essen größer. RWE hat deutlich mehr Geld zur Verfügung. Mit Hilfe eines neuen Sportchefs, der das frische Naketano-Geld in die richtigen Spieler investiert, soll der schlafende Riese endlich geweckt werden. Ob RWO die 3. Liga finanziell überhaupt stemmen kann, steht zudem auf einem anderen Blatt. Ein Aufstieg in die 3. Liga wäre für RWE nicht das angestrebte Ende der Fahnenstange.

[article=418272]Im RWO-Lager gingen nach der Veröffentlichung des Wechsels nicht nur die Fans auf die Barrikaden. Vereinschef Hajo Sommers reagierte erbost.[/article] Eine vorzeitiger Rauswurf des Sportlichen Leiters wäre aber der falsche Schritt der Oberhausener. Nowak ist professionell genug, um seine Arbeit bis zum Saisonende fortzuführen. Vorwerfen kann er sich nichts. Nowak sieht in Essen eine bessere berufliche Zukunft. Er hat ein besseres Angebot angenommen. Sobald sich die erste Aufregung legt, werden es auch die RWO-Fans verstehen.

Autor: Martin Herms

Deine Reaktion zum Thema

Spieltag

Regionalliga West

1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel