Die Tabelle wollte sich Dimitrios Grammozis nicht ansehen. „Ich habe mir noch gar keine Gedanken gemacht, wie die Konstellation ist“, sagte der Trainer von Schalke 04 nach dem 1:0 (1:0) gegen den FC Augsburg, er wolle seinen ersten Sieg „erstmal genießen“. Der fünfte Coach der Königsblauen in der schlechtesten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte weiß aber sehr wohl: Er muss für die zweite Liga planen.
Und das tut Grammozis sehr konsequent. Gegen Augsburg standen acht Spieler in der Startelf, die den abgeschlagenen Tabellenletzten ins Unterhaus begleiten könnten. Vier von ihnen waren erst in den vergangenen Monaten ins Profiteam befördert worden. Er schaue bei der aktuellen Aufstellung nicht nur auf die, „die jede Woche Gas geben“, sondern auch darauf, „wer uns in der nächsten Saison weiterhelfen kann“.
Etwa Ralf Fährmann, der nach einem Rippenbruch erstmals seit sieben Wochen wieder im Tor stand und mit seinen Paraden den ersten Sieg nach 92 Tagen festhielt. Oder die Talente Malick Thiaw (19), Can Bozdogan (20) und Mehmet Aydin (19), auf die der finanziell schwer angeschlagene Traditionsklub in der zweiten Liga setzen muss. Ebenso wie der langjährige Regionalligaspieler Timo Becker, dessen Vertrag am Samstag bis 2023 verlängert worden war. Oder der eingewechselte US-Stürmer Matthew Hoppe (20).
Auch die Routiniers Benjamin Stambouli (30) und Bastian Oczipka (32), die noch bis 2023 unter Vertrag stehen, könnten mangels alternativer Angebote die Mission Wiederaufstieg mitmachen. Genauso wie Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der auch ohne Treffer seinen enormen Wert für die Mannschaft bewies. Der 37-Jährige hatte zuletzt erkennen lassen, dass er sich ein weiteres Jahr bei seinem Herzensklub vorstellen könne. „Ich habe immer noch Spaß am Fußball. Und man muss das machen, wobei man Spaß hat“, sagte der Niederländer, der mit 83 Toren der zweitbeste Schalker Bundesligatorschütze hinter der Legende Klaus Fischer (182) ist.
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Huntelaar habe sich „klar positioniert“, berichtete Grammozis, man sei aber noch nicht „in die Detailgespräche gegangen“. Wie der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig gegen Augsburg mit lautstarken, aufmunternden Anweisungen das Team führte und mit vorbildlichem Einsatz voranging, wie er beim Schlusspfiff über den für den Klassenerhalt zu späten Sieg jubelte, unterstrich seine Verbundenheit mit Königsblau.
Torschütze Suat Serdar dürfte dagegen einen seiner letzten Treffer für Schalke erzielt haben. „Man weiß nie, was im Sommer passiert“, sagte der 24-Jährige zwar und betonte, dass er „noch einen Vertrag“ habe. Doch der Nationalspieler ist einer derjenigen, die der hochverschuldete Klub verkaufen muss, um die zweite Liga überhaupt finanzieren zu können.
Gleiches gilt für die Mittelfeldspieler Amine Harit und Omar Mascarell, die ebenfalls in der Startelf standen - weil Grammozis bei aller Planung für die Zukunft auch „im Hier und Jetzt“ arbeitet und „Spiele gewinnen“ will. Denn es gilt auch, seine eigene Position für die schwierige Aufgabe Wiederaufstieg zu stärken. sid