Es läuft rund für die Rot-Weissen in dieser Regionalliga-Saison. Der unglückliche Stolperer zu Saisonbeginn in Rödinghausen ist längst vergessen, in Essen herrscht absolute Hochstimmung. RWE marschiert vorneweg, in der Tabelle und auf dem Rasen. Fünf Siege in Folge hat die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel in der Liga eingefahren und ihre Fans zeitweise auch durch die Spielweise begeistert. Da ist Zug drin, Tempo und Biss. Das wollen sie sehen, und deshalb könnten es auch an diesem Samstag (14 Uhr) wie zuletzt gegen Bonn 10.000 Zuschauer werden. Gegen den Aufsteiger SV Lippstadt -- wohlgemerkt.
In diesen Wochen zeigt sich eindrucksvoll, was bei Rot-Weiss so alles möglich ist, wenn sich erst einmal der Erfolg einstellt. Die Fans sind glückselig und geben alles auf den Rängen. Man spürt es im Stadion schon vor dem Anpfiff: Wenn „Opa Luscheskowski“ angestimmt wird, das Lied ist auch zum Leitmotiv in dieser Saison erkoren worden, dann schmettert der Anhang mit einer Wonne und in einer Lautstärke wie es seit Jahren nicht mehr zu hören war.
Auch gegen Lippstadt soll nichts die gute Laune trüben. Der sechste Sieg soll folgen, ist doch klar. Doch ob das so klar wird, muss sich erst noch zeigen. Immerhin rangieren die Westfalen überraschend auf Rang fünf, haben aus den sechs Partien neun Punkte gesammelt. „Sie haben wie wir erst einmal verloren“, warnt Essens Sportlicher Leiter Jürgen Lucas. „Die Mannschaft spielt sehr mutig, attackiert früh und agiert beeindruckend offensiv.“ Gegen Rödinghausen unterlagen die Lippstädter zu Hause mit 1:2, beim krisengeschüttelten Wuppertaler SV wiederum gewannen sie mit 2:1.
Mit dem gleichen Resultat entschieden sie vor einer Woche das Aufsteigerduell mit TV Herkenrath für sich, was der Selbstsicherheit sicherlich nicht schadet. Und wer zum Vergleich die Partie der Rot-Weissen in Herkenrath gesehen hat, weiß, wie schwer sich die Essener dort bei ihrem 2:0-Erfolg taten.
Aber an diesem Samstag hat RWE ja ein Heimspiel, und der Rasen an der Hafenstraße ist mittlerweile wieder ein heißes Pflaster. Die Kulisse dürfte den Lippstädter schon ein wenig Respekt einflößen. Doch der Sportliche Leiter Dirk Brökelmann will davon nichts wissen: „Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen. In den ersten Minuten wird es vielleicht etwas ungewohnt sein. Doch dann ist es ein Fußballspiel wie jedes andere, aus dem wir etwas mitnehmen wollen.“
RWE-Coach Neitzel sieht das mit der Normalität schon etwas anders, glaubt aber, dass die Atmosphäre die Gäste eher beflügelt: „Spiele an der Hafenstraße haben für unsere Gegner Pokal-Charakter. Vor einer solchen Kulisse will jeder gut aussehen und ist bereit, mehr als sonst zu laufen.“
Letztlich haben es die Gastgeber selbst in der Hand, dass es für den Gegner kein „normales“ Spiel wird. „Wir sind natürlich auch an den Ergebnissen gewachsen“, sendet Lucas seinerseits Selbstbewusstsein. Viermal in Folge, das Verbandspokalspiel gegen FSV Vohwinkel (2:0) unter der Woche mitgerechnet, hat RWE nun schon zu Null gespielt. Die Defensivarbeit funktioniert, in der Offensive ist aber noch Luft nach oben, was auch das Pokalspiel gezeigt hat. „Wir müssen lernen“, sagt Lucas, „zielstrebiger zu agieren und unsere Torchancen konsequent zu nutzen.“ Und sollte das ebenfalls klappen, dann hätte Rot-Weiss einen weiteren Schritt gemacht auf dem langen Weg durch die Saison
Autor: Rolf Hantel