In 27 Jahren im Profifußballgeschäft hat Christian Heidel so ziemlich jede Situation bereits erlebt. Diese Erfahrung braucht der Sportvorstand des FC Schalke 04 aber nicht, um die Lage des auf Platz 14 der Tabelle abgerutschten Vizemeisters zu bewerten. „Natürlich gab es schon Zeiten mit viel mehr Spaß, und die Aktualität ist nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig“, sagt Heidel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. „Aber ich habe gewusst, dass dies nicht immer der Traumberuf ist, für den ihn viele halten.“
Das erfährt der 55-Jährige dieser Tage, in denen nicht klar ist, ob sein im Juni 2020 endender Vertrag bei Schalke 04 vorher verlängert wird – oder das Arbeitsverhältnis vielleicht auch vorab beendet wird. Heidel deutet jedenfalls an, dass alles denkbar sei. Auf die Frage, ob er seinen Vertrag in Gelsenkirchen erfüllen will, erklärt Heidel: „Natürlich – wenn die Gesamtgemengelage stimmt. Es kommt natürlich auf die Aufgabenstellung an, welche Erwartungen bestehen. Anspruch und Möglichkeiten müssen im Einklang stehen. Was wir brauchen, sind aber auch die notwendigen wirtschaftlichen Möglichkeiten, um an die Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen.“
Heidel betont, dass er weiter das Vertrauen von Klubchef Clemens Tönnies spüre. Dass er Schalke bereits im Sommer verlassen könnte, um bei seinem alten Klub FSV Mainz 05 das Präsidentenamt zu übernehmen, weist er zurück: „Es wird leider zu viel Unsinn erzählt und geschrieben. Ich hatte einen Abschied bei Mainz 05, den ich nie vergessen werde. Aber die Betonung liegt auf Abschied – und dabei wird es bleiben.“ Heidel betont, er kämpfe nicht um seinen Job, „sondern darum, auf Schalke etwas zu bewegen.“
Das möchte Heidel am liebsten auch weiterhin mit Domenico Tedesco – weshalb er an seinem Trainer festhält: „Das Vertrauen in Domenico ist ungebrochen, dieses Vertrauen hat er sich verdient. Er ist der gleiche Trainer wie vor einem halben Jahr, und der Erfolg hatte sehr viel mit ihm zu tun. Ich hatte in schwierigsten Phasen das Vertrauen in Klopp und auch in Tuchel, weil sie einfach gute Trainer sind. Genauso wie Domenico Tedesco.“ Dass Marco Rose von RB Salzburg als möglicher Nachfolger für den Deutsch-Italiener gehandelt wird, lässt den Sportvorstand von Schalke 04 kalt: „Ich bin mit ihm befreundet, er war Spieler und später Nachwuchstrainer. Wir haben uns vor einem Jahr auch im Winterurlaub getroffen. Vor Kurzem haben wir wegen eines Innenverteidigers telefoniert. Wir haben nicht ein einziges Mal über ein Engagement auf Schalke gesprochen.“ (ab)