Mario Götze war der Erste, der sich auf den Weg machte. Raus aus der Kabine und rein in den Mannschaftsbus, der die Profis von Borussia Dortmund nach dem 0:0 bei Hannover 96 zurück in die Heimat bringen sollte. Der Mittelfeldspieler hatte es eilig, jenes Stadion zu verlassen, in dem der Abend ganz anders gelaufen war, als er sich das vorgestellt hatte: 90 Minuten musste er sich die Partie von der Ersatzbank aus anschauen.
Trainer Lucien Favre hatte sich wie schon im Bundesliga-Auftaktspiel gegen RB Leipzig für Mahmoud Dahoud als kreativen Part im Mittelfeldzentrum entschieden. Für Götze war kein Platz in der Startelf. Und obwohl das BVB-Spiel zäh geriet, obwohl der BVB wenig Ideen und viele Ballverluste hatte, obwohl ein ballsicherer Kreativspieler durchaus hätte gebraucht werden können, musste der 26-Jährige draußen bleiben. Trainer Lucien Favre traute ihm offenbar nicht zu, der zerfahrenen Partie entscheidende Impulse zu geben. Nach insgesamt 180 Bundesligaminuten für den BVB sind für Götze somit null Einsatzminuten vermerkt. In Hannover wurde Raphael Guerreiro für Dahoud eingewechselt – und seine dritte Wechseloption ließ Favre sogar ungenutzt.
Keiner will so recht über Götze sprechen
Danach gefragt, setzte der Trainer zu einem veritablen Verbaldribbling an, referierte erst über das Spielsystem, bevor er allgemein auf die Partie gegen Hannover zu sprechen kam: intensiv sei die gewesen, mit vielen Zweikämpfen, ständig sei es hin und hergegangen. „C’est comme ca“, sagte Favre lapidar, es ist wie es ist. Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, wollte erst gar nicht über Götze sprechen, verwies an den Trainer – und sagte dann auch ein paar eher allgemeine Worte: „Es war ein sehr intensives Spiel“, meinte er. „Da muss man schauen, dass man eine gewisse Präsenz auf dem Platz hat. Auch Größe ist wichtig, denn Hannover ist stark bei Standards.“
Keiner sprach es aus, aber es war klar herauszuhören: In einer solchen Partie, in der es gilt, körperlich dagegen zu halten, traut man es Mario Götze offenbar nicht zu, wichtige Impulse zu setzen. Die Frage ist dann nur: Wann kann man den feinfüßigen Mittelfeldspieler überhaupt bringen? Denn die meisten Bundesliga-Mannschaften dürften versuchen, dem BVB über Intensität und Zweikämpfe beizukommen – spielerisch können sie schließlich kaum mithalten.
Götze droht weiter die Reservistenrolle
Götze droht also auch in den kommenden Wochen die Reservistenrolle – und dem Klub damit gewisses Konfliktpotenzial. „Natürlich wird er nicht zufrieden sein, wie alle, die nicht gespielt haben“, sagt Kehl. „Der Kader ist sehr groß, aber die Situation haben wir allen Spielern vorher erklärt.“ Die Situation im mit 29 Spielern immer noch recht großen Kader zu moderieren, „wird natürlich eine Herausforderung“, so Kehl. „Aber das haben wir vorher gewusst. Es ist jetzt meine Aufgabe und die des Trainers, das den Spielern zu erklären.“
Genug Zeit dafür ist in den kommenden Tagen, dank der Länderspielpause hat der BVB zwei Wochen ohne Spiel vor sich. Und Götze wird diese Wochen in Dortmund verbringen – denn auch in der Nationalmannschaft ist derzeit kein Platz für ihn.