Freitagabend, Stadion Niederrhein, 1815 Zuschauer bei kalten fünf Grad. Auf dem Aufstellungsbogen stand bei Rot-Weiß Oberhausen mit der Nummer neun Philipp Gödde. Ein Name, den man seit dem Niederrheinpokal-Triumph gegen Rot-Weiss Essen nicht mehr in der Startelf der Kleeblätter lesen durfte. Dass eben dieser Gödde das Spiel gegen den SV Lippstadt entscheiden sollte, war dann fast Fügung des Schicksals und sorgte nicht nur bei dem ehemaligen Aachener selbst für riesige Freude.
Aufgrund einer Bandscheiben-OP musste der Torjäger die Vorbereitung zur Spielzeit 2018/19 frühzeitig abbrechen. Was folgte, war eine fast ein halbes Jahr andauernde Leidenszeit für Gödde. Nach drei Einsätzen durch Einwechselung in den vergangenen drei Partien stand Gödde nach exakt 165 Tagen gegen Lippstadt tatsächlich wieder von Beginn an auf dem Feld.
Terranova strich Kurt für Gödde aus der Startelf
Und die Entscheidung darüber wurde auf dem aller letzten Drücker getroffen: “Ich habe davon erst am Tag des Spiels erfahren. Normalerweise weiß man das ja schon zwei Tage vorher, dass man spielen wird”, verriet Gödde. Sein Trainer Mike Terranova klärte die ungewöhnliche Situation dann noch genauer auf: “Ehrlich gesagt hatte ich Tarik Kurt den Startelf-Platz versprochen”, gab Terranova zu. “Aber mein Gefühl hat mir gesagt: Lass Philipp beginnen. Ich habe dem Bauchgefühl dann nachgegeben und ihn einfach gebracht.“ Zum Glück aus Oberhausener Sicht, denn mit seinen zwei Toren brillierte Gödde bei seinem Startelf-Comeback, wie in den Tagen vor seiner schweren Verletzung.
Wie emotional die Rückkehr Göddes ihn selbst und alle mit einem Kleeblatt im Herzen berührte, sah man in diversen Szenen während und nach dem wichtigen Dreier gegen den direkten Tabellennachbarn. Nach seinem Treffer zum 2:0 lief Gödde zu Terranova, umarmte ihn, herzte ihn. „Ich habe mich einfach bedankt, dass er an mich glaubt und mir die Chance gegeben hat“, erklärt Gödde diese Geste. Auf dem Weg in die Kabine zeigten die Kollegen Mike Odenthal und Jannik Löhden, wie sehr sie sich mit Gödde freuten. „Lass dich feiern, Junge“, rief Abwehrchef Löhden durch den Gang zur RWO-Kabine. „Wenigstens einmal dieses Jahr“, entgegnete Gödde mit Selbstironie.
Dass der Weg zurück in die Spur für den 24-Jährigen mit der Glanzleistung gegen Lippstadt noch nicht abgeschlossen ist, weiß Gödde selbst: „Ich bin dann ja auch ausgewechselt worden. Für 90 Minuten reicht es bei mir noch nicht. Das braucht noch Zeit“, gab der Stürmer ehrlich zu. Dass die zwei Tore jedoch „gute Argumente“ seien, um mehr zu spielen, sieht auch Gödde so. Trotzdem bleibt er bescheiden: „Das ist eine Kollektivleistung. Ich verwerte die tollen Flanken von Dominik Reinert beispielsweise dann nur.“ Wenn es nach den Fans von RWO geht, kann er das wahrscheinlich gerne noch öfter in dieser Saison tun.
Autor: Philip Ronden