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Interview
Für Kölns Anfang zählt nur der Aufstieg

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Seit dem Sommer trainiert Markus Anfang den 1. FC Köln. Er soll den Aufstieg in die Bundesliga schaffen. Hier erklärt er, wie sich das anfühlt.

Markus Anfang erscheint in Trainingsklamotten des 1. FC Köln zum Interviewtermin. Kurz zuvor war er eine Runde joggen, wie er es regelmäßig macht, um die Gedanken zu ordnen. Schließlich hat das Tempo im Leben des 44-Jährigen deutlich zulegt, seit der gebürtige Kölner im Sommer vom eher beschaulichen Zweitliga-Klub Holstein Kiel in seine Heimatstadt gewechselt ist. Hier soll er den FC wieder in Bundesliga führen. Und immerhin: Nach vier Spieltagen thront Köln an der Tabellenspitze. Am Sonntag verzauberte Anfangs Elf die Fans sogar mit einem turbulenten 5:3-Sieg beim FC St. Pauli.

Wie haben Sie die verrückte Partie am Wochenende erlebt? Markus Anfang: Für jeden Zuschauer im Stadion war das ein wahnsinnig interessantes Spiel. Ein 0:2 beim FC St. Pauli vor dieser Kulisse musst du erst mal drehen – das haben die Jungs super gemacht.

Wie fühlt es sich an, als Köln-Trainer zu arbeiten? Sehr gut. Ich wusste, was auf mich zukommt. Jetzt freue ich mich jeden Tag, wenn ich zum Arbeiten ans Geißbockheim komme.

Warum wollten Sie nach Köln?

Der FC ist ein großer Verein, ein Traditionsverein – und Köln ist meine Heimat. Diese Chance musste ich einfach nutzen.

Aber als Sie sich für Köln entschieden haben, hätten Sie mit Kiel noch aufsteigen können. Hand aufs Herz: Waren Sie erleichtert, dass es dann nicht geklappt hat? Mir muss mal einer erklären, warum ich da froh gewesen sein soll. Wir hätten das gerne geschafft, deshalb waren wir enttäuscht.

Sie hätten dann einen Bundesliga-Aufsteiger verlassen, um weiter in der 2. Bundesliga zu arbeiten. Bei meiner Entscheidung ging es nicht um erste oder zweite Liga, sondern um die Aufgabe. Ich wäre liebend gerne mit Kiel aufgestiegen und hätte mich genauso über den Wechsel nach Köln gefreut.

Dabei wird Köln ja gerne als Chaosverein bezeichnet. Wie wüst geht es denn zu? Der Verein ist weit weg von chaotischen Zuständen. Auch im letzten Jahr ist der Klub nicht in Aktionismus verfallen. Hier weiß jeder, wie schwierig es ist, sich in der 2. Bundesliga durchzusetzen. Dabei ist allen bewusst, dass die Erwartungshaltung im Umfeld sehr groß ist.

Aber Sie würden mir zustimmen, dass Köln in die Bundesliga gehört? Das wollen wir alle. Wir sind als Bundesliga-Absteiger ja automatisch Topfavorit in der Liga – diese Rolle nehmen wir an. Aber wir wissen, dass es kein Selbstläufer wird..

In welchem Zustand haben Sie die Mannschaft übernommen? Natürlich haben wir gemerkt, dass die Mannschaft aus einer schweren Saison kommt. Aber die Jungs waren von Anfang an sehr lernfähig. Dazu galt es und gilt es, mit jedem Erfolg Stück für Stück das Selbstvertrauen zurückzugewinnen.

Was zeichnet Köln denn aus? Man hat im letzten Jahr gesehen, dass die Fans die Mannschaft trotz des Abstiegs unterstützt haben. Auch deswegen ist die Identifikation mit dem Verein bei vielen Spielern besonders groß.

Es stehen auch viele Kölner in Ihrem Kader. Ein Vorteil? Das ist prinzipiell erstmal keine Schwäche. Das kann ein Vorteil sein.

Sogar Nationalspieler Jonas Hector ist trotz des Abstieges geblieben. Lag das an Ihnen? Ich hatte in dieser Phase keinen Kontakt zu FC-Spielern, weil ich mich voll auf Kiel konzentriert habe. Jeder Spieler hat grundsätzlich das Recht, seine Karriere woanders zu planen, er hat nur eine. Wenn sich andererseits jemand dafür entscheidet, da zu bleiben, wo er sich wohlfühlt, ist das absolut positiv.

Hat er für die Entscheidung seine DFB-Karriere geopfert? Dann würden wir aus einer Stärke von ihm eine Schwäche machen. Ich glaube nicht, dass es sich negativ auswirkt, dass er in Köln geblieben ist und in der 2. Bundesliga spielt. Hier ist er einer der Führungsspieler und kann an dieser Aufgabe weiterwachsen. Sollte ihm das negativ ausgelegt werden, dann wären wir auf dem komplett falschen Weg im deutschen Fußball.

Als Spieler hat Sie in Innsbruck Joachim Löw trainiert. Wie finden Sie, dass er Bundestrainer bleibt? Ich finde es grundsätzlich immer schwierig, wenn man in Aktionismus verfällt. Und Jogi hat immer gute Arbeit geleistet. Jetzt ist man einmal in der Situation, in der nicht alles geklappt hat. Da muss man jetzt durch. Ich finde es gut, dass er es noch mal versuchen will. Und ich finde es auch gut, dass man an etwas, was jahrelang gut war, festhält. Das zeigt Kontinuität.

Anfang über seine Zeit auf Schalke und beim MSV

In Ihrem Job ist das aber eher die Ausnahme. Warum sind Sie trotzdem Trainer geworden? Ich wollte nach meiner Karriere im Fußball bleiben. Und ich habe bei meiner ersten Station gemerkt, dass ich die Jungs dazu bringen kann, besser Fußball zu spielen. Wenn ich sehe, dass sie sich entwickeln, ist das ein tolles Gefühl.

Und was passiert, wenn Sie mit Köln am Saisonende aufsteigen? Darüber mache ich mir keine Gedanken. Wir wissen alle, wo wir hin wollen. Und wir müssen dafür sorgen, dass wir Woche für Woche abliefern.

Sie haben auch im Revier gespielt? Welche Erinnerung haben Sie noch an Ihre Schalker Zeit? Das war die lehrreichste Zeit für mich, obwohl ich auf Schalke am wenigsten gespielt habe. Ich habe dort mit tollen Fußballern zusammengearbeitet, habe Rudi Assauer kennengelernt und Huub Stevens war Trainer. Es war eine tolle Zeit. Aber irgendwann wollte ich mehr auf dem Rasen stehen. Ich war jung, deswegen habe ich dann den nächsten Schritt gewagt.

Wieso hat es auf Schalke nicht geklappt? Es hätte bestimmt geklappt, wenn ich etwas geduldiger gewesen wäre. Aber die Mannschaft war sehr erfolgreich. Meine Konkurrenten waren Nationalspieler. Man hat mir angeboten, den Vertrag zu verlängern und mich auszuleihen, aber das wollte ich in dem Moment nicht.

Später sind Sie auch noch beim MSV Duisburg gelandet. Wie kam es dazu? Auf sehr erfolgreiche Jahre in Österreich folgt eine schwierige Zeit in Kaiserslautern.

Inwiefern? Da sind Dinge passiert, die für mich nicht bis heute nachvollziehbar sind, aber diese Zeit ist abgehakt. Über Cottbus ging es dann nach Duisburg. Wir sind aufgestiegen und ich habe noch ein Jahr in der Bundesliga gespielt.

Wie haben Sie Duisburg erlebt? Ich finde die Atmosphäre in dem Stadion sehr angenehm, ich habe immer gerne da gespielt.

Nach Ihrer aktiven Karriere haben Sie zunächst den SC Kapellen-Erft in der Oberliga trainiert, hätten Sie damals gedacht, mal die FC-Profis zu übernehmen? Zu dem Zeitpunkt konnte ich diese Entwicklung natürlich nicht absehen. Aber auch bei Kapellen-Erft war ich schon ehrgeizig und zielstrebig. Als ich gegangen bin, waren wir Zweiter in der Oberliga, und wir haben auch da guten Fußball gespielt.

Konnten Sie aus der Oberliga-Zeit etwas mitnehmen? Es ist sogar ganz wichtig, aus so einer Zeit viel mitzunehmen. Der SC Kapellen-Erft war natürlich nicht so professionell aufgestellt, weswegen ich wahnsinnig viel selbst gemacht habe. Ich musste in allen Bereichen anpacken, selbst das Flutlicht an- und ausschalten. Das ist gut, weil ich alle Aufgaben in einem Verein kenne und mich mit den Mitarbeitern darüber unterhalten kann. Außerdem habe ich gelernt, dass die Führung einer Mannschaft unabhängig von der Spielklasse wahnsinnig wichtig ist. Wir hatten Leute, die im Arbeitsleben standen, bis hin zu Leuten, die in der Abendschule ihren Abschluss nachgemacht haben. Mit allen musst Du kommunizieren, alle mitnehmen. Das ist im Profifußball nicht anders.

Sie haben dann lange im Jugendbereich gearbeitet. Ist es Ihnen auch in Köln ein Anliegen, Jugendspieler zu fördern? Grundsätzlich versuchen wir, alle Spieler weiterzubringen. Ich glaube, in jedem Spieler steckt Potenzial, das man entwickeln kann. Wir haben hier die Aufgabe, guten Fußball zu spielen, erfolgreichen Fußball zu spielen. Wenn das mit jungen Spielern klappt: gerne. Wenn das mit erfahrenen Spielern klappt: genauso gerne. Man sollte grundsätzlich auf die Spieler setzen, die das Meiste aus sich herausholen.

Autor: Marian Laske

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