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Fünf Tore bis Engelmann: So tickt der zweitbeste Torschütze der Regionalliga

Will langfristig ganz oben im deutschen Fußball angreifen: Serhat Koruk, Mittelstürmer beim SV Bergisch Gladbach 09.
Will langfristig ganz oben im deutschen Fußball angreifen: Serhat Koruk, Mittelstürmer beim SV Bergisch Gladbach 09. Foto: Thorsten Tillmann
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Am Samstag (14 Uhr) reist der SV Bergisch Gladbach 09 zu Rot-Weiss Essen. Auch dann wieder beim Tabellen-19. dabei: Serhat Koruk, mit 18 Treffern auf Platz zwei der Torschützenliste der Regionalliga West. RevierSport hat mit ihm gesprochen.

Saisonendspurt in der Regionalliga West: Alles spricht von den Topteams Borussia Dortmund II und Rot-Weiss Essen, konzentriert sich auf deren Torjäger Simon Engelmann und Steffen Tigges. Was aber selbst den aufmerksamsten Verfolgern der Liga oft gar nicht bewusst ist: Mit Serhat Koruk teilt sich ein Angreifer des Abstiegskandidaten SV Bergisch Gladbach 09 den zweiten Platz in der Torschützenliste mit eben jenem Tigges, der beim BVB einen Profivertrag besitzt und bereits dreimal im Champions-League-Kader der Borussen stand. Beide haben in dieser Viertliga-Spielzeit bisher 18-mal ins Schwarze getroffen und liegen damit fünf Treffer hinter Engelmann – wobei die Tore des 09-Mittelstürmers eher den Gang in die Mittelrheinliga verhindern als den Weg zum Drittligaaufstieg ebnen sollen.

Im RevierSport-Interview erklärt der 24-Jährige, der gemeinhin nur „El Turco“ gerufen wird, warum es in dieser Spielzeit für ihn so gut läuft, was er und seine Mannschaftskollegen sich für das Auswärtsspiel bei RWE (Samstag, 14 Uhr/RevierSport-Liveticker) vornehmen und wo es für ihn auf lange Sicht hingehen soll.

Serhat Koruk, der Abstiegskampf in der Regionalliga West ist nach wie vor offen. Mit 26 Punkten aus 33 Spielen befindet sich der SV Bergisch Gladbach 09 auf Platz 19. Was spricht auf der Zielgeraden für Ihr Team? Was man erst einmal offen ansprechen kann: Wir sind ja ein kleiner Regionalligist, der von Beginn an das Ziel hatte, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir wissen, dass es eng ist und schwierig wird, gehen aber in jedes Spiel mit derselben Mentalität. Fußball spielen können wir auch, aber unsere Basistugenden liegen im Läuferischen und Kämpferischen. Wenn die fehlen, wird es schwer, wenn sie da sind, können wir jeden Gegner schlagen.

18 Tore haben Sie bisher geschossen – das sind über 60 Prozent aller Treffer von 09. Sehen Sie sich als Lebensversicherung der Mannschaft? Es wäre falsch, einfach alles auf meine Kappe zu schieben. Die Quote spricht natürlich für sich und beschreibt meine Qualitäten. Aber die Bälle kommen ja auch nicht von alleine zu mir, ich bekomme sie ja meistens aufgelegt. Von daher ist dafür das ganze Team, in dem ich mich sehr wohl fühle, wichtig. Manchmal wünsche ich mir, dass meine Treffer ein paar Punkte mehr herausholen würden. Aber unabhängig davon werden wir natürlich weiter alles geben.

Gibt es ein Geheimrezept für Ihre Quote? Warum sind Sie in dieser Runde so stark? Diese Saison ist für mich die erste im Herrenbereich, in der ich gesetzter Stammspieler bin. Davor musste ich mich immer gedulden. Ich bin kein Typ, der gerne auf der Bank sitzt. Ich will immer spielen. Vor dieser Spielzeit habe ich drei Jahre in der Türkei gespielt. Dort ist der Fußball viel mehr von der Mentalität als von der Taktik geprägt. Sich dort einzuleben als Spieler, der eigentlich aus Deutschland kommt, ist schwierig. Ich habe mich dort zwar menschlich sehr gut weiterentwickelt, sportlich wollte ich aber wieder Spaß am Fußball haben. Deshalb bin ich 2020 zurück nach Deutschland gewechselt. Ich habe mich mehreren Regionalligisten angeboten, aber niemand wollte mich haben. In Bergisch Gladbach bekomme ich aber nun das Vertrauen und darf mich in jedem Spiel beweisen. Das ist Grund Nummer eins, der zweite ist, dass ich es durch die wenigen Einsatzzeiten der vergangenen Jahre vielleicht besser zu schätzen weiß als andere, regelmäßig spielen zu dürfen.

Wie sehr freut es Sie, mit Spielern wie Tigges oder Engelmann auf einer Wellenlänge zu sein? Das ist natürlich sehr schön. Wenn ich sehe, was Tigges dieses Jahr alles erleben durfte – der sitzt in der Champions League auf der Bank und spielt am nächsten Tag Regionalliga, das sind ja Welten. Es macht Spaß und treibt mich an, mit so jemandem auf Augenhöhe zu sein. Wenn man sieht, dass er getroffen hat, möchte man natürlich nachziehen. Am Ende ist es mein Ziel, natürlich den Klassenerhalt zu packen und mit diesen Namen gleichauf zu sein. Beide haben Qualität und werden sicher noch öfters treffen.

Für Ihren Ausbildungsverein Fortuna Köln liefen Sie zwischen 2015 und 2017 auch 14-mal in der 3. Liga auf. Soll es für Sie dort lang- oder gar kurzfristig wieder hingehen? Ihre Leistungen dürften Begehrlichkeiten geweckt haben… Die 3. Liga ist noch einmal eine ganz andere Liga als die Regionalliga. Kämpferisch und läuferisch deutlich härter, aber fußballerisch ist es vielleicht nicht so ein großer Unterschied. Die aktuelle Saison beflügelt mich natürlich. Auf lange Sicht ist die 3. Liga nicht mein Ziel, ich möchte in Deutschland so weit wie möglich nach oben kommen und meinen Spitznamen 'El Turco' noch sehr groß machen. Als Vorbild kann man da Daniel Keita-Ruel nennen, der auch mit 24, 25 Jahren von der Regionalliga aus durchgestartet ist. Konkret habe ich aktuell viele Leute, die mich anrufen. Mein nächstes Vorhaben ist es auf jeden Fall, nächste Saison eine Liga höher zu gehen, da ist auch schon Interesse da. Entschieden habe ich mich aber noch nicht, denn aktuell möchte ich mit Bergisch Gladbach alles für den Ligaerhalt raushauen.

Die nächste Chance dafür bietet sich am Samstag bei Rot-Weiss Essen. Trotz der Tatsache, dass es für 09 ebenfalls um nicht gerade wenig geht, dürfte der Druck wohl beim Gegner liegen… Absolut. RWE ist eine Top-Mannschaft dieser Liga und auf vielen Positionen sehr gut besetzt. Beim 0:2 im Hinspiel war es so, dass wir sehr lange gut standen. Man kann offen sagen: Viel Ballbesitz werden wir am Samstag nicht haben. Man muss geduldig sein gegen Essen und darf auf keinen Fall Fehler machen, denn das wird sofort bestraft. Im Hinspiel stand es lange 0:0 und wir haben zwei Elfmetertore kassiert. Gute Ansätze waren da und wenn wir das Spiel lange offen halten, werden wir auf jeden Fall die Chance haben, etwas mitzunehmen.

Und im persönlichen Zweikampf mit Engelmann könnten Sie den Druck auf ihn durch ein eigenes Tor weiter erhöhen. Die drei Punkte stehen erst einmal im Vordergrund. Ich würde es auch in Kauf nehmen, wenn ein anderer trifft und wir gewinnen. Wenn ich einmal mehr als er treffe, wäre es der Optimalfall. Aber wer sich dann am Ende durchsetzen wird, werden wir sehen.

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