Am vergangenen Sonntag wurde das Fanprojekt Bochum im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet.
Mit diesem Preis ehrt der DFB herausragende Projekte, die sich für Demokratie, Menschenrechte sowie den Schutz von Minderheiten engagieren. Der Preis wird gestiftet in Erinnerung an den Nationalspieler Julius Hirsch, der als Jude durch die Nationalsozialisten entrechtet, verfolgt und ermordet wurde.
„Wie wichtig und aktuell das Thema ist, zeigt alleine ein Blick in unsere Nachbarstadt Dortmund"
Bochum setzte sich gegen mehrerer Mitbewerber durch. „Wie wichtig und aktuell das Thema ist, zeigt alleine ein Blick in unsere Nachbarstadt Dortmund. Die Aufklärungsarbeit gegen Nazis ist wichtige, denn je“, erklärt Florian Kovatsch vom Fanprojekt Bochum. „Bald werden wir keine Zeitzeugen mehr haben, die über die Verbrechen der Nazi-Herrschaft berichten können. Umso wichtiger ist es, Erinnerungsorte zu haben.“ So entstand die Idee Erinnerungsorte für Fans zu schaffen. Über zwei Jahre recherchierten VfL-Fans im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, im Deutschen Fußballmuseum sowie in der neuen Synagoge Bochums. Die „Arbeitsgruppe Erinnerungsorte Bochum“- bestehend aus Ultras und Vertretern aus Fanclubs, sowie unorganisierten Anhängern - fand heraus, dass am 14. April 1938 drei Bochumer Sportvereine auf Wunsch der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei zum VfL Bochum 1848 „zwangsfusioniert“ wurden.
„1938 – nur damit es jeder weiß!“
Das Jahr 1938 war für den als TuS Hakoah Bochum im Jahr 1925 gegründeten jüdischen Fußball- und Sportverein der Stadt das letzte. 1938 gewann der Verein die Stadtmeisterschaft und wurde am 26. Juni 1938 letzter Fußballmeister im jüdischen Verband. Nur wenige Monate später erreichte der Antisemitismus im Dritten Reich mit der Pogromnacht eine neue Dimension der physischen Gewalt und beendete das Kapitel des jüdischen Fußballs zur Zeit des Nationalsozialismus. Daran und an die Reichspogromnacht im November 1938, bei der Synagogen in Brand gesetzt wurden und Geschäfte sowie Häuser von Juden zerstört wurden, erinnert ein Flyer mit dem Namen „1938 – nur damit es jeder weiß!“ Anhand der Informationen kann man die Orte abgehen.
13 Bochumer Erinnerungsorte werden in der Broschüre „1938 – nur damit es jeder weiß“ vorgestellt. Den mit 7.000 Euro dotierten Preis will das Fanprojekt, das die Arbeitsgruppe koordinierte und anleitete, nutzen, um noch stärker auf die Erinnerungsorte aufmerksam zu machen. „Der Preis ist eine große Auszeichnung und Ansporn, weiter zu machen“, freute sich Kovatsch.
So sollen künftig an den Erinnerungsorten Gedenktafeln angebracht werden – etwa dort, wo früher das Vereinsheim des TuS Hakoah Bochum stand, an der Castroper Straße 2. Kovatsch: „Wir werden die Fans aufklären, was in unserer Stadt vor 80 Jahren geschehen ist, damit sich so etwas niemals wiederholt.“ Autor: Stefan Bunse