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Exslager über Bocholt, sein Karriereende und den MSV-Abgang

Foto: Thorsten Tillmann
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Im Interview mit RevierSport erzählt der ehemalige Publikumsliebling des MSV Duisburg, Maurice Exslager, warum er den Verein nach dem Zwangsabstieg verlassen hat.

Es ist fast neun Jahre her, da stand Maurice Exslager mit dem MSV Duisburg im DFB-Pokalfinale gegen den FC Schalke 04. Über Köln, Darmstadt, Magdeburg und wieder Köln führte ihn sein Weg nun wieder zurück in seine Heimat Bocholt. Nach zwei Kreuzbandrissen bei Fortuna Köln hatte er sich zwar wieder zurückgekämpft, im Sommer jedoch beendete er seine Karriere als Profi und kickt nun wieder für seinen Jugendklub, den 1. FC Bocholt.

Warum der 29-Jährige vom Profi-Fußball die Nase voll hatte und was er über seine Zeit beim MSV Duisburg denkt, erzählt „Exe“, wie er beim MSV genannt wurde, im RevierSport-Interview.

Maurice Exslager, nach Ihrer Verletzungshistorie die vielleicht wichtigste Frage zu Beginn: Wie geht es Ihnen? Mittlerweile eigentlich recht gut. Ich fühle mich fit, habe mich jetzt auch langsam an die Oberliga gewöhnt und dem ständigen Wechsel zwischen Natur- und Kunstrasen. Das Knie hält. Es gibt ab und zu mal muskuläre Sachen, aber das ist normal. Man wird ja auch älter.

Welche Rolle nehmen Sie jetzt beim 1. FC Bocholt ein? Bisher war es meine Rolle, eher der Erfahrene zu sein, Tipps zu geben und auch an junge Spieler meine Erfahrung weiterzugeben. Natürlich würde ich mich lieber öfter auf dem Platz sehen, aber das ist auch nicht mehr das Allerwichtigste. Ich will fit bleiben und es soll Spaß machen, der Rest kommt von alleine. Ich bin auch nicht sauer, wenn ich auf der Bank sitze. Trotz allem, auch wenn es „nur“ Oberliga ist, möchte ich so viel wie möglich spielen. Das sollte auch bald so sein, weil sonst der Spaß verloren geht. Sonst hätte ich auch Co-Trainer werden können.

Zwölf Spiele haben sie absolviert, nur drei von Anfang an. Hätten Sie erwartet, dass es so schwierig werden würde? Ich kannte die Liga vorher gar nicht, dachte mir aber auch, dass es da auch Phasen geben wird, die nicht so einfach sein werden oder man nicht einfach reinfindet. Es ist eine normale Rechnung: Man hat als Profi höher gespielt, als alle anderen, also wird die Liga ein Klacks. Aber das ist nicht immer so. Ich wusste, dass ich eine gewisse Eingewöhnungszeit brauche - ich kam ja auch in der Sommerpause verletzt von Fortuna Köln - und wusste, dass es dauern würde. Am Ende bin ich froh, dass das Knie hält. Von Tag eins bis jetzt habe ich eine Einheit gefehlt. Es ist eine Weile her, dass ich das so durchziehen konnte.

Sind Sie noch auf Jobsuche oder haben sie bereits einen Beruf gefunden? Ich habe da ein paar Sachen in Aussicht, aber ich habe mich noch nicht festgelegt. Die ganzen Jahre hatte ich mich ja darum nicht gekümmert, weil ich auch vor meiner Fußballzeit immer nur Fußball im Kopf hatte. Ich habe jetzt meine Auswahl verringert. Ich bin noch nicht so weit zu sagen, dass ich ab dem Zeitpunkt jetzt das und das machen möchte. Ich muss in der Richtung schließlich noch 40 Jahre arbeiten.

Was waren Ihre Beweggründe zum Schritt in die Oberliga? Ich war lange verletzt und hatte nicht mehr wirklich die Lust zu warten, bis ein Verein kommt, um dann vielleicht wieder 300 Kilometer weit weg zu sein für eine Regionalliga-Mannschaft. Ich habe in meiner Karriere bei ein paar guten Vereinen auf einem guten Niveau gespielt. Ich bin zufrieden mit meiner Karriere. Ich habe viel gesehen und viel erreicht. Ich stand im Pokalfinale, bin zweimal in die Bundesliga aufgestiegen und hatte relativ früh knapp 100 Zweitliga-Spiele. Jetzt war es einfach der richtige Schritt.

Was fehlt Ihnen am meisten aus Ihrer Profizeit? Ich vermisse das Feeling. Das Kabinenflair habe ich immer noch, aber nicht mehr diese Zuschauer und diese Lautstärke in einem Stadion. Als Fußballer hältst du das streckenweise für normal, weil es jede Woche so ist. Ansonsten, was das Geschäft drumherum angeht, vermisse ich rein gar nichts. Man weiß, worauf man sich einlässt. Aber Profitum hat nichts mit dem zu tun, was du auf dem Bolzplatz gemacht hast. Da spielen Faktoren eine Rolle, die keinen Spaß machen.

War das Pokalfinale mit dem MSV das Highlight Ihrer Karriere? An sich war die gesamte Zeit beim MSV meine beste Zeit. Ich bin da Profi geworden, kannte alle Leute, war beliebt und nicht weit von Zuhause weg. Ich habe viele Spiele gemacht und irgendwann stehst du im Pokalfinale, was du in dem Moment gar nicht realisierst. Das schaffen ja nur die wenigsten. Es war meine Anfangszeit, damit verbindet man alles und die Zeit, in der ich am meisten Spaß hatte. Klar, könnte ich sagen, nach meinem zweiten Kreuzbandriss wieder auf den Platz zurückzukehren, war auch ein spezieller Moment. Das ist nicht alltäglich. Aber die Zeit beim MSV war am intensivsten für mich.

Wie war das denn damals bei Ihnen im Zuge des Lizenzentzugs? Wir hatten keinen Trainer, keine Physios, wir hatten nichts. Wir haben uns eine Zeit lang mit Ranisav Jovanovic selber trainiert. Uns wurde die Kabine aufgeschlossen, wir haben uns da umgezogen, trainiert, geduscht und sind nach Hause gefahren.

Ihren Wechsel zum 1. FC Köln hatten Ihnen einige Leute übel genommen. Man denkt später viel nach, ob man den Schritt hätte machen müssen. Aber in der Phase, mit den Informationen, die ich hatte, blieb mir nichts anderes übrig. Es hatte mich im Nachhinein gewundert, dass ich in den Zeitungen nicht gut weggekommen bin. Ich war 21 Jahre alt und hatte ein Gespräch mit Sportdirektor Ivo Grlic. Er sagte, dass es mit der 2. Liga nichts mehr wird, sie versuchen die 3. Liga zu schaffen, aber es auch in die Oberliga gehen könnte. Wenn du 21 bist und erhältst dann ein Angebot vom 1. FC Köln - da will ich sehen, wie viele sich für den MSV entscheiden. Mit Branimir Bajic, Kevin Wolze und Dustin Bomheuer gehörte ich zu denen, die am längsten gewartet haben, aber irgendwann musste ich mich auch entscheiden. Ich bin nicht gerne gegangen, aber in der Zeitung wurde es anders dargestellt.

Was meinen Sie damit? Jetzt ist es lange her, aber ich fand es nicht gerecht, dass man es dahingestellt hat, als hätte ich den Verein im Stich gelassen. Es gab ein Video vom Stadion mit der Mahnwache, in dem ich gesagt haben soll, dass ich auf keinen Fall gehe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Anfrage, mehr habe ich damals nicht gesagt. Aber ich kann das den Fans nicht übel nehmen, die in der Phase auch einen Zwangsabstieg verkraften mussten. Die geben für den Verein ja auch alles. Ich hätte es ihnen damals aber gerne erklärt.

Verfolgen Sie den MSV immer noch? Ständig! Ich verfolge eigentlich alles. Ich lese jeden Tag RevierSport, schaue mir die Spiele an. Wenn ich das nicht schaffe, wenigstens die Highlights. Das Einzige, was ich nicht geschafft habe zuletzt, war es, ins Stadion zu gehen. Aber das habe ich auch mal wieder vor. Mich interessiert der MSV immer noch und ich drücke ihnen die Daumen, dass sie den Aufstieg schaffen und dann mal wieder länger in der 2. Liga bleiben. Da gehört der Verein mindestens hin.

Wie sehen Sie die Aufstiegschancen des MSV? Ich denke, was die 3. Liga dieses Jahr angeht, in der nicht wirklich Konstanz vorhanden ist, die Chance sehr hoch ist, das zu schaffen. Man hat am Wochenende einen Big Point verpasst, aber ich denke, dass sie die Qualität haben, direkt aufzusteigen.

Was halten Sie von der Mannschaft? Dort spielen noch zwei alte Weggefährten, mit denen ich beim FC in der U21 gespielt habe: Lukas Scepanik und Arnold Budimbu. Die Mannschaft ist richtig gut, aber in der 2. Liga sind andere Komponenten gefragt. Viele von ihnen haben noch nicht dort gespielt. Der Überraschungseffekt ist auch irgendwann weg. In der 2. Liga schaut man sich auch um und sieht, was in Duisburg gespielt wird. Dann wird mehr gefragt sein, als die Unbekümmertheit der Jungen. Von der Mischung her hätte ich nicht gedacht, dass es so gut läuft, aber es scheint wirklich zu funktionieren.

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