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Interview
Ex-S04-Profi Baumjohann über Schalke-Krise: “Mein Herz blutet“

Ein Bild aus besseren S04-Zeiten: Baumjohann im Champions League-Halbfinale gegen Manchester United.
Ein Bild aus besseren S04-Zeiten: Baumjohann im Champions League-Halbfinale gegen Manchester United. Foto: WAZ.
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Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 steckt weiterhin in einer großen Krise und hat seit 27 Bundesliga-Spielen nicht mehr gewonnen. RevierSport hat mit Alexander Baumjohann über die aktuelle Situation gesprochen.

Seit 2018 lebt Alexander Baumjohann in Australien und spielt seit Juli 2019 für den Sydney FC. Der 33-Jährige ist extrem erfolgreich in der australischen Hauptstadt und wurde in der letzten Saison Meister. Durch die Meisterschaft qualifizierte sich der ehemalige Juniorennationalspieler für die asiatische Champions League (AFC Champions League). Dort scheiterte Sydney aber in der Vorrunde.

Auch wenn sich Baumjohann in Sydney mit seiner Frau und den zwei gemeinsamen Töchtern sehr wohl fühlt, hängt sein Herz weiter an seinem Lieblingsverein: Dem FC Schalke 04. Insgesamt acht Jahre spielte der Offensivspieler für die Knappen und schaffte aus der Knappenschmiede den Sprung zum Profispieler. Zwar absolvierte der 33-Jährige nur 47 Pflichtspiele für die Lizenzspielerabteilung, aber in diesem Zeitraum konnte er den DFB-Pokal gewinnen und erreichte mit S04 das Champions League-Halbfinale im Jahr 2011. Beim „Wunder von Mailand“ (5:2) machte Baumjohann wohl sein bestes Spiel für Schalke und bereitete zwei Treffer gegen den damaligen amtierenden Champions League-Sieger Inter Mailand vor.

Auch aus Australien verfolgt Alexander Baumjohann (33) noch die Entwicklung auf Schalke. RevierSport hat mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi (insgesamt 97 Erstliga-Spiele) gesprochen:

Alexander Baumjohann, wie intensiv verfolgen Sie aus dem fernen Australien noch die Situation auf Schalke? Haben Sie eine Möglichkeit, sich die Spiele anzuschauen?

Natürlich verfolge ich Schalke noch sehr intensiv. Ich habe immer betont, dass Schalke mein Herzensklub ist. Mich verbindet viel mit dem Verein. Das Problem in Australien ist die Zeitverschiebung. Wir sind zehn Stunden voraus. Spiele, die in Deutschland um 15:30 Uhr stattfinden, sind schwer live zu verfolgen. Wenn Schalke gespielt hat, schaue ich mir morgens als erstes das Ergebnis an. Wir waren in den letzten drei Wochen in Katar und haben dort die asiatische Champions League gespielt. Da waren nur zwei Stunden Zeitverschiebung. Dementsprechend konnte ich mir in dieser Zeit ein paar Spiele anschauen.

27 Spiele ohne Sieg, Tabellenletzter. Haben Sie Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht? Das ist natürlich eine Horror-Serie. Das Einzige, was hilft, sind Siege. Dann bin ich mir sicher, dass es wieder aufwärts geht. Ich drücke die Daumen, dass sich Schalke wieder zu dem Verein entwickelt, der er zu meiner Zeit war. Der Weg wird aber lang. Es ist nicht nur die Tabellensituation. Im Verein gibt es viele Probleme.

Was ist für Sie der Hauptgrund für diese Horror-Serie?

Die Serie geht schon fast ein Jahr und ist natürlich in den Köpfen der Spieler. Irgendwann ist das Selbstvertrauen weg und man glaubt selbst nicht mehr daran, dass man den Bock umstoßen kann. Zudem ist in der Vergangenheit auch einiges in der Planung schiefgelaufen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Verein wieder aus der Situation rauskommt. Nur muss endlich mal ein Sieg her. Es gibt nur noch zwei Liga-Spiele vor Weihnachten. Jeweils gegen Mannschaften, die auf dem Papier lösbar sind. Ich hoffe, dass das Selbstvertrauen durch einen Dreier zurückkommt. Obwohl Schalke erst vier Zähler auf dem Konto hat, sind es nur sechs Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Das kann mit ein, zwei Siegen relativ schnell gehen.

Wie fühlt sich die Situation für Sie an? Mein Herz blutet, wenn ich auf die Tabelle schaue und generell sehe, was im Verein abgeht. Die Situation ist sehr dramatisch. Ich habe vor acht Jahren den Klub verlassen. Mittlerweile sind nicht mehr viele Mitspieler übrig. Aber ich habe trotzdem noch Kontakt zu einigen Personen, die im Verein tätig sind. Persönlich habe ich 2017 gesagt, dass das Thema Bundesliga für mich erledigt ist. Ich bin sehr glücklich in Australien und wir wollen auch nach meiner Karriere in Sydney leben. Nur für Schalke würde ich das ändern. Wenn Schalke sich bei mir meldet, würde ich sofort meine Sachen packen und nach Hause kommen.

Was denken Sie über die Schalke-Fans in dieser Situation? Sie wissen genau, wie emotional die Zuschauer mit dem Verein verbunden sind? Natürlich tun mir die Fans in dieser Situation am meisten leid. Nicht nur aufgrund der sportlichen Misere, sondern auch wegen der leeren Stadien. Schalke lebt von den Fans. Ich habe immer wieder betont, dass die Schalke-Fans die besten der Welt sind. Sowas habe ich noch nirgendwo anders erlebt.

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