RWE

Essens Nummer eins: RWE hat sich im Pott Respekt verschafft

Der gebürtige Duisburger hat schon viel erlebt. Er durfte einige Einsätze in den Juniorennationalmannschaften (U16 bis U19) des DFB bestreiten, war die Nummer eins in der U19 des FC Schalke 04 und hielt später das Tor der Duisburger Reserve sauber. In seiner MSV-Zeit verbuchte er auch wenige Auftritte in der Profimannschaft. Doch die Nummer eins in einer Ersten Mannschaft war er bis zur dieser Saison noch nicht.

Aktuell schwebt er mit den Essenern auf Wolke sieben. "Natürlich macht das zurzeit großen Spaß. Besonders, wenn man im Tor steht und aktiv mitwirken darf", sagt Lenz (28). Er fügt hinzu: "Das heißt aber nicht, dass die Spieler, die spielen einen größeren Anteil am Erfolg haben als die Jungs, die nicht von Anfang an auf dem Platz stehen. Es mag eine Floskel sein, aber es ist einfach so, dass man nur dann Erfolg haben kann, wenn alle 20, 23 oder 25 Spieler an einem Strang ziehen und ein Ziel verfolgen. Nur dann funktioniert das große Ganze. Wenn sich vier, fünf Leute abkapseln und ihr Ding versuchen durchzuziehen, dann wird es für die ganze Mannschaft gefährlich."

Der Tag als Titz Marcel Lenz zur Nummer eins ernannte

Diese Gefahr scheint bei Rot-Weiss Essen aktuell nicht zu bestehen. Die Mannschaft ist intakt. Trainer Christian Titz betont immer wieder, wie wichtig ihm auch die Spieler sind, die nicht zur ersten Elf gehören. Dass das keine leeren Worte sind, beweisen Titz' Ein- und Auswechselungen. Bislang hat der Coach in allen sieben Ligaspielen viermal gewechselt. Mehr geht nicht.

Für Lenz ist auch der Trainer, der ihn zur Nummer eins ernannt hat, ein großer Faktor für den Erfolg in Essen. "Was er sagt, hat Hand und Fuß. Er geht auf jeden Spieler persönlich ein und erweckt dadurch großes Vertrauen. Die Zusammenarbeit mit dem Trainer ist super", sagt Lenz.

Ein Gespräch wird dem Essener Keeper besonders in Erinnerung bleiben. In der Woche vor dem Ligaauftakt gegen Borussia Dortmund II erfuhr der Familienvater von seiner neuen Position bei RWE. "Den genauen Tag weiß ich nicht mehr. Aber das war in der Trainingswoche vor Dortmund. Natürlich habe ich mich sehr gefreut. Ich wusste immer, was ich kann und habe mich stark gefühlt. Das war der Lohn für die harte Arbeit. Ich freue mich über dieses große Vertrauen und versuche dies Woche für Woche mit guten Leistungen zurückzuzahlen", erzählt Lenz.

Titz' präferiertes Torwartspiel war eine große Umstellung für Lenz

Der RWE-Trainer präferiert ein besonderes Torwartspiel. Der Schlussmann ist ein aktiver Teil des Spielaufbaus. Daran musste sich auch Lenz erst einmal gewöhnen. "Es war schon eine große Umstellung. Wenn ich sagen würde, dass das nichts besonderes war, dann würde ich lügen. Das war echt eine ganz neue Erfahrung. Ich habe in den Testspielen meist nur eine Halbzeit gespielt, doch selbst nach 45 Minuten habe ich gemerkt, dass die Oberschenkel brennen. Deswegen war die harte Vorbereitung auch für uns Torhüter Gold wert, weil wir jetzt fit sind. Der Trainer hat uns gesagt, dass wir im Schnitt sieben Kilometer laufen. Ein Torwart läuft sonst deutlich kürzere Distanzen während eines Spiels und hat einige Ruhepausen mehr. Ich muss immer voll fokussiert sein und am Spielgeschehen teilnehmen. Ich muss sagen, dass ich mir das mittlerweile gar nicht mehr anders vorstellen kann (lacht). Es macht Spaß", erklärt Lenz.

Große Freude bereitet Lenz und der Mannschaft auch die Atmosphäre an der Hafenstraße. Es ist nichts mehr von einer Negativ-Stimmung zu hören und zu sehen. RWE hat es geschafft, die Fans wieder vollends auf die Seite der Mannschaft zu ziehen. Lenz erlebte auch schon andere Zeiten in Essen. Die aktuellen sind ihm aber definitiv lieber. "Die positive Stimmung ist einfach der Wahnsinn. Wir können wirklich behaupten, dass die Fans unser 12. Mann sind. Das ist einfach fantastisch und macht mich stolz", sagt Lenz.

"RWE hat sich in Duisburg und den anderen Nachbarstädten großen Respekt verschafft"

Duisburg? Ja, Lenz ist in Duisburg geboren und lebt mit seiner Familie in der Stadt. Im Freundes- und Bekanntenkreis hat der Blondschopf einige MSV-Fans, die ihm immer wieder Fragen zu RWE stellen. "Jeder bekommt mit, was bei uns aktuell abgeht. RWE hat sich in den letzten Wochen und Monaten in Duisburg und den anderen Nachbarstädten Respekt verschafft", sagt Lenz.

Schon am Freitagabend (19.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Bonner SC können die Rot-Weissen mit einem weiteren Sieg noch mehr auf sich aufmerksam machen. Wie lange Essens Erfolgslauf andauern wird, da will Lenz sich nicht festlegen. Er ist aber sehr zuversichtlich. Lenz: "So eine positive Stimmung innerhalb einer Mannschaft habe ich bisher noch nicht erlebt. Unser Credo ist aber, immer von Spiel zu Spiel zu schauen. Wir wollen nicht darüber nachdenken, wo wir in der Winterpause oder im Mai stehen werden. Das ist auch sinnfrei, weil man das nicht weiß. Wir schauen jetzt auf Bonn und wollen mit unserem 12. Mann im Rücken den vierten Heimsieg einfahren."